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14. Januar 2008, 15:45 Movie Music

DVD der Woche: Rancho Notorious

Christina Ruloff - Er hat sie mit den schönsten Versprechen für die gemeinsame Zukunft verlassen; aber als der Cowboy Vern am Abend in ein Städtchen in Wyoming zu seiner Verlobten zurückkehrt, findet er sie tot. Was der Zuschauer ahnt, wird dem Liebhaber vom Arzt bestätigt: „She wasn't spare...

Er hat sie mit den schönsten Versprechen für die gemeinsame Zukunft verlassen; aber als der Cowboy Vern am Abend in ein Städtchen in Wyoming zu seiner Verlobten zurückkehrt, findet er sie tot. Was der Zuschauer ahnt, wird dem Liebhaber vom Arzt bestätigt: „She wasn't spared anything.“

Keiner der rechtschaffenen Männer, schon gar nicht die Ordnungshüter, will Vern auf seiner Suche nach den Mördern begleiten. Seinen einzigen Hinweis – Chuck-a-Luck, der Name eines berüchtigten Glücksspiels – verfolgt er tief in den Süden, wo er Monate später endlich eine Spur findet. Sie führt ihn zum berüchtigten Banditen Frenchy Fairmont, zur Barsängerin Altar Keane und schliesslich nach Chuck-a-Luck, einer Ranch, die gesuchten Verbrechern gegen einen Anteil ihrer Beute Unterschlupf gewährt. Dort treffen alle – Vern, Frenchy und seine Freundin Altar, die die Ranch führt – zusammen und dort muss sich auch der Mörder versteckt halten....

Das Trio mit Chuck-a-Luck-Rad im Hintergrund: Arthur Kennedy als Vern, Marlene Dietrich als Altar Keane und Mel Ferrer als Frenchy.

„The old tale of hate, murder and revenge“, singt Ken Darby in „Legend of Chuck-a-Luck“: Der Song durchzieht den Film nicht nur leitmotivisch und kommentiert die Handlung treffend ironisch, sondern fasst ziemlich akkurat den Inhalt von Rancho Notorious und die wichtigen Themen vieler Fritz Lang-Filme zusammen: Rancho Notorious dreht sich um die Natur des Menschen. Er zeigt, wie sich Gut und Böse schnell zur Unkenntlichkeit vermischen, wie es eigentlich gar kein Gut gibt, sondern nur verschiedene Schattierungen und Facetten des Menschen, der sich seiner Umwelt anpasst und auf diese reagiert. Vern, der strahlende Cowboy, verwandelt sich nach dem Verbrechen an seiner Verlobten schnell in einen harten, rachsüchtigen und verlogenen Menschen, der alles tut, um an sein Ziel zu kommen, sich der Verbrecherbande ohne Zögern anschliesst. Eine Szene in einem Dorf, wo die „Law and Order“- Partei mittels unseriöser Abstimmungsergebnisse die Macht ergreift und alle unliebsamen Bürger lynchen will, verdeutlich das Bild des recht- und schutzlosen Raumes, das Lang schon früher gezeichnet hat. Das einzige Mal, dass Vern tradierte moralische Massstäbe einhalten möchte, weil er seinen Feind nicht „ermorden“, sondern „töten“ will, wird sich bitter rächen und das Leben seiner Freunde Frenchy und Altar in Gefahr bringen. Moral und Anstand, so lautet das bedrückende Fazit, ist ein Luxus, den sich nur leisten kann, wer vom Leben und seinen Gefahren sicher ist.

Der Noir-Western wartet natürlich auch mit allen anderen Stärken eines typischen Fritz Lang-Films auf: Er ist von der ersten Minute bis zum tödlichen Showdown spannend und mitreissend, glänzt mit interessanten und ambivalenten Charakteren (Mel Ferrer als Frenchy, der seiner alten Liebe Marlene Dietrich zu misstrauen beginnt, weil diese einen Blick auf den jungen Vern geworfen hat und zwischen Treue und Verliebtheit hin- und hergerissen ist) und vor allem beeindruckenden und berückend schönen Aufnahmen, die wohl gerade in der Kombination aus Studio- und Freilichtaufnahmen einzigartig sind.

Rancho Notorious ist ein Must unter den Filmen Fritz Langs!

Bewertung: 5 von 5

Wäre er nur 10 Jahre früher aufgetaucht! Hin- und hergerissen, weiss Altar Keane - wenn es zählt - doch, wie sie sich entscheiden muss.

  • Titel: Rancho Notorious
  • Jahr: 1952
  • Land: USA
  • Regisseur: Fritz Lang
  • Darsteller: Arthur Kennedy, Mel Ferrer, Marlene Dietrich
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