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14. Mai 2010, 12:54 CD / Vinyl Music

Steff la Cheffe – Bittersüessi Pille

Patrick Holenstein - Eine junge Bernerin mit grosser Klappe hat im letzten Jahr den Newcomer-of-the-Year-Award im Rahmen des M4Music-Festivals gewonnen und gleich auch noch die Kategorie Urban für sich entschieden. Jetzt bringt Steff la Cheffe, die Vize-Weltmeisterin im Beatboxen, ihre erste CD auf ...

Eine junge Bernerin mit grosser Klappe hat im letzten Jahr den Newcomer-of-the-Year-Award im Rahmen des M4Music-Festivals gewonnen und gleich auch noch die Kategorie Urban für sich entschieden. Jetzt bringt Steff la Cheffe, die Vize-Weltmeisterin im Beatboxen, ihre erste CD auf den Markt und entgegen allen vom Titel entfachten Suggestionen ist sie alles andere als eine „Bittersüessi Pille“.

„Herr Doktor, Herr Doktor, I bruche es Schnäbi, zum Räppe u so wär’s drum würklich no gäbig...“, erklärt Steff im Song Hr. Doktor. Der folgende Dialog zwischen Arzt und Rapperin hat Witz, ist aber nicht halb so bissig, wie er wohl sein sollte. Die feine Ironie verfehlt hingegen ihre Wirkung nicht. Die kreative Abrechnung mit der von Testosteron dominierten Hip-Hop-Szene funktioniert gleich in doppelter Hinsicht. Kaum hat Steff sich nämlich im Song gegen ein „Schnäbi“ entschieden, also die Annäherung an die Männer als unnötig entlarvt und sich zu ihrer Individualität bekannt, müssen ihre Brüste dran glauben, werden also vergrössert. Damit klischiert sich gleich noch das vorherrschende Frauenbild im Hip Hop.

Um die Karriere von Steff la Cheffe dreht sich der Titelsong. Gemeinsam mit Dodo Jud, der die CD produziert und die Musik zu Steffs Texten komponiert hat, singt Steff über die Anfänge ihrer Karriere, darüber, wie die Zusammenarbeit entstanden ist und liefert „tuusig gueti Gründ, wieso sie chasch liebe“. Aber der Song ist alles andere als überheblich, der Text macht erstaunlich bodenständig klar, wie sich Steff sieht. Bekanntermassen ist die Selbstreflexion meist nicht identisch mit der Wahrnehmung anderer und so übernimmt Dodo die Position der Öffentlichkeit und relativiert ein wenig, dass Steff sich kleiner macht als sie müsste. Die CD wirkt frisch und die Texte sind – auch wenn Steff sich gegen den Ausdruck wehrt – frech. Stefanie Peter, wie die Chefin bürgerlich heisst, zeigt auf ihrem Debüt ein extremes Talent im Umgang mit Wörtern und nutzt dieses gleich, um ihre mal ironisch, mal bissigen Gedanken zu transportieren. Bittersüessi Pille muss sich keineswegs verstecken, eher im Gegenteil, Steff zeigt, was sie kann und verwandelt die bittersüsse Pille in ein zuckersüsses Bonbon. Passend dazu liefert sie das Fazit in Form des Schlusssatzes im letzten Song, Schön, gleich selbst: „Si händ gseit, Läbe säg keis Güetzi, sondern e bitteri Pille, i säge, s chunnt druf a, was du drus machsch.“

  • Steff la Cheffe
  • Bittersüessi Pille
  • Ab sofort im Handel erhältlich
Mehr zur Künstlerin gibt es auf Steffs Homepage.
Kommentare
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kulturfabrikkofmehl
kulturfabrikkofmehl 31.05.2010 um 14:22
Nach der ausverkauften Plattentaufe im Dachstock Bern wird Steff La Cheffe am 12. November 2010 mit Liveband im Kofmehl Solothurn spielen. Infos: www.kofmehl.net