Gurtenfestival: Heissersehnte Reunion von Sens Unik

Eröffnet wird der zweite Festivaltag mit der Parov Stelar Band. Hinter dem Projekt steckt der Österreicher Rainer Trüby. Er sorgt mit seiner Kombination aus swingenden Jazzelementen und stampfenden Beats international für Aufsehen. Minimal Jazz House nennt sich das. Klingt zumindest interessant. Rockiger wird es dann am Abend, wenn das musikalische Schwergewicht Gossip auf die Bühne klettert. Gossip sind längst nicht mehr der Geheimtipp, der sie nach Standing in the Way of Control noch waren. Spätestens der Hit Heavy Cross machte sie zu Stars und Beth Ditto zu Lagerfelds Muse. Auf der Hauptbühne bleibt es danach rockig. Mit Faith No More hat sich der Gurten einen der begehrtesten Acts der Saison gekrallt. Dass die Alternative-Rocker live eine Urgewalt sind, also unbedingt sehenswert, haben sie am letztjährigen Greenfield nachhaltig bewiesen. Zum Schluss bespielen noch Editors die Mainstage. Man hört, dass die vier Engländer kürzlich im Vorprogramm von Muse im Stade e Suisse mächtig überzeugt hätten.

Daneben bietet der Freitag ein exquisites Line-Up auf der Zeltbühne. Rodrigo Y Gabriela, die irischen Flamenco-Göttchen, sind inzwischen auf den Bühnen der Welt zuhause und hinterlassen nicht selten eine staunende Menge sowie neue Fans. Kurz vor Mitternacht übernehmen Lunik das Zepter. Nun müssen Lunik ja weiss Gott nicht mehr vorgestellt werden. Interessant ist, dass Lunik sich auf der aktuellen CD gewandelt haben und sich in von Jazz und Soul beeinflussten Gefilden bewegen. Diese ruhige Note steht der Berner Band ausgezeichnet und sie verstehen es, diese Gelassenheit auf die Konzerte zu übertragen. Sicher ein Favorit für das beste Konzert des diesjährigen Gurten. Wobei, da gibt es ja noch die heissersehnte Reunion von Sens Unik. Ihr französischer Rap hat in den Neunzigern die Schweizer Sprechgesang-Szene dominiert und sie sind bis heute Kult. Carols Leal, der Frontmann der Band, wird nicht müde zu betonen, dass es bei wenigen Auftritte bleiben würden und kein neues Album folgen soll. Mal sehen, jedenfalls gehören Sens Unik fix auf den Plan.

Am frühen Sonntag, kurz nach dem Frühstück, treten Stiller Has als erste Band auf die Hauptbühne. Der raue, aber direkte Blues wirkt manchmal, als wisse Frontmann Endo selbst nicht, wohin ihn die Songs führen, überzeugt aber jedes Mal auf der ganzen Linie. Neben der Häsin am Bass und ihren Hasen zählt sicher Florence & The Machine zu den Topacts des Tages. Die Engländerin reitet im Moment auf einer Welle des Erfolgs und hat kürzlich im Rohstofflager einen umjubelten Auftritt gegeben. Mit Skunk Anansie ist eine zweite Alternative-Veteranen-Truppe auf dem Gurten angekündigt. Mit Hedonism landeten Sängerin Skin und ihre Jungs Ende der Neunziger einen Riesenhit. Danach wurde es still, man löste sich zwischenzeitlich auf und jetzt ist die Band wieder da. Mal sehen, ob sie wieder zu alter Frische auflaufen können. Der Sonntag klingt dann eher gemächlich aus, das übernehmen Milow und die omnipräsente, immer als Zuschauermagnet gute Amy MacDonald. Wer jetzt noch immer nicht genug hat, der kann sich noch Gogol Bordello gönnen. Aber mit den Balkanklängen geht das Gurtenfestival 2010 seinem Ende entgegen.

Nicht vergessen! Students verlost Festivalpässe!

Titelbild: Thomas Reufer/Christian Herzig/Marcello Engi