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22. Juni 2010, 09:29 Kultur

Stones @ Junges Schauspielhaus

Lena Sorg - Das Junge Schauspielhaus Zürich zeigt «Stones». Das Stück beruht auf einem wahren Fall. Eine energiegeladene Inszenierung mit einem einzigartigen Bühnenbild macht den Theaterbesuch zum Erlebnis.Flo (Fabian Müller) kickt einen Stein von der Autobahnbrücke. Ein lautes, mäch...

Das Junge Schauspielhaus Zürich zeigt «Stones». Das Stück beruht auf einem wahren Fall. Eine energiegeladene Inszenierung mit einem einzigartigen Bühnenbild macht den Theaterbesuch zum Erlebnis.

Flo (Fabian Müller) kickt einen Stein von der Autobahnbrücke. Ein lautes, mächtiges Klirren hallt durch den Raum. Plötzlich ist alles anders. Der 13-jährige Flo steht zusammen mit seinem Kollegen, dem 15-jährigen Diesel (Robert Branowski) auf der Brücke. Sie sind ein unschlagbares Team. Vor dem Klirren. Sie brechen zusammen in ein Lagerhaus ein und kommen in letzter Minute davon. Sie stehen im ständigen Konkurrenzkampf. Wer ist mutiger? Wer hat keine Angst?

Sie spielen mit dem Feuer. Diesel zückt sein Feuerzeug, hält die Flamme in die Luft und seinem Freund entgegen. Sie spielen aber nicht nur mit dem Feuer, sondern auch mit dem Kanister Benzin, den Flo beim Einburch im Lagerhaus findet. Wenn beides, der Kanister und die Flamme zusammenkommen, dann wird es richtig gefährlich. Genauso wird es richtig gefährlich, wenn die beiden Teenager zusammenkommen. Eine fatale Kombination.

Ein wahrer Fall

Das Theaterstück „Stones“ basiert auf einem Fall, der sich 1994 tatsächlich so ereignet hat. Zwei Jugendliche warfen damals im australischen Melbourne Steine von einer Autobahnbrücke. Ein Autofahrer wurde von einem Stein getötet. Die Autoren Tom Lycos und Stefo Nantsou haben aus dem Fall ein Theaterstück geschrieben. Die Aufführung im Schiffbau ist die Schweizer Erstaufführung.

Die Szenen spielen mal hinter, mal zwischen, mal über dem Publikum. Die Zuschauer sitzen auf zwei Tribünen einander gegenüber. Das Bühnenbild erscheint zunächst seht schlicht, denn in der Mitte ist ein leerer Platz. Über den Eingängen befinden sich aber Gitterroste, auf die die Schauspieler klettern und von denen sie herunterschauen können.

Energie und Akrobatik

Die Inszenierung von Enrico Beeler beginnt mit sehr viel Bewegung, Choreographie und Akrobatik. Sogar Breakdance-Elemente werden benutzt. Dabei übernimmt der Techniker (Nicolas Dauwalder), der prominent mit auf der Bühne steht, die Rolle eines DJs. Vor dem Klirren sind die beiden Jugendlichen schnell, energiegeladen. Sie klettern zwischen den Zuschauern auf die Gerüste, einmal steigt sogar ein Schauspieler hinter den Zuschauern in die Tribüne und geht unter dem Publikum hindurch.

Nach dem Klirren ist alles anders. Zwar bewegen sich die Figuren immernoch wendig hinter, vor und über dem Publikum, aber irgendetwas an ihnen ist eingefroren. „Mama“ ruft Diesel und Flo schildert, wie seine Mutter reagiert hat. Nach diesem Ereignis werden die Mamas, auch wenn sie gar nie auftreten, zu ganz zentralen Figuren.

Rollenwechsel

Die beiden Schauspieler Branowski und Müller übernehmen weitere Rollen. Die der Polizisten, Verteidiger und Richter. Mit sehr gekonnten Wechseln von der einen in die andere Figur bringen sie Spannung in die Szene. Sie stellen Fragen, immer wieder dieselben Fragen, wie Kugeln aus einer Pistole.

„Was wird mit uns passieren?“, fragen sich Flo und Diesel. „Was sollen wir mit ihnen machen?“, fragen sich die Richter. Der Regisseur Enrico Beeler lässt die Menschlichkeit auf beiden Seiten sichtbar werden. In diesem Fall ist es genau so schwierig, über jemanden zu entscheiden, wie über sich entscheiden zu lassen.

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