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25. Juni 2010, 07:00 Kolumnen International

no. 8 - big apples from the Big Apple

meng tian - Ich hatte schon immer eine Schwäche für Bücher. Bibliotheken, Bücherläden, Papeterien – alles, was mit Papier, Schriften oder Geschichten zu tun hat, fasziniert mich schon seit der Kindheit. Der Beruf Schriftsteller war dementsprechend auch schon immer ein Mythos: Wie lebt...

Ich hatte schon immer eine Schwäche für Bücher. Bibliotheken, Bücherläden, Papeterien – alles, was mit Papier, Schriften oder Geschichten zu tun hat, fasziniert mich schon seit der Kindheit. Der Beruf Schriftsteller war dementsprechend auch schon immer ein Mythos: Wie lebt so einer? Was denkt er sich die ganze Zeit? Wo holt er sich Inspirationen ein und warum schreibt er eigentlich?

Glücklicherweise besteht die Tätigkeit eines Singer/Songwriters nicht nur aus Schreiben von Musik, sondern auch aus Schreiben im eigentlichen Sinne. So nutzte ich meine Schreibblockade in den letzten Monaten als legitimierte Ausrede aus, um endlich mal ganz in die Welt des Schriftstellers einzutauchen und meldete mich hier in New York City, wo es nur so von Schreibenden wimmelt, für einen „Creative Writing Course“ an. Ein Kurs, der mehrheitlich für Schreibende von Kurzgeschichten oder Romanen gedacht ist. Da es aber ein Anfängerkurs ist, stehen vor allem Grundlagen des Schreibens, praktische Tipps und Schreibübungen im Vordergrund.

Nun, zuerst mal zu den Menschen im Kurs. Unterschiedlicher können sie sich nicht mehr sein. Pensionierte, die eine neue Beschäftigung im Leben ausprobieren; junge Berufstätige, die ein Leben neben der Arbeitswelt entdecken wollen; Arbeitslose, die sich nun nach Weichenstellen umschauen; frischgebackene Hochschulabgänger, die nicht wissen, wohin sie gehen sollen und voller Tatendrang und Hoffnung an eine Schreibkarriere glauben; neulich Geschiedene, die Ausschau nach neuer Lebensfreude halten... Natürlich ist das nicht weiter verwunderlich – immerhin ist es ja eine Weiterbildung, keine Ausbildung mehr. Da können und sollen sich die Teilnehmenden auch nicht gleichen. Aber eines haben sie trotzdem gemeinsam: alle sind am Suchen.

Auch beim Kursleiter ist es nicht anders. Er machte seinen Master im kreativen Schreiben und unterrichtet nun an verschiedenen Unis oder Weiterbildungsinstituten, schreibt Werbetexte oder Antragsgesuche für andere, während er hauptsächlich an seinen Kurzgeschichten oder Romanen arbeitet, die zum Teil auch schon publiziert wurden. Zach gibt selber zu: als Schreibender gibt es keinen vorgegebenen, richtigen Weg – im Schreiben selber wie auch im Business des Schreibens. Man lernt von anderen, „stiehlt“ zum Teil Ideen und entwickelt sie zu eigenen, während man Schritt für Schritt abtastet, was funktioniert.

Und da sind wir auch schon beim grossen Thema für Schriftsteller gelandet: Details. Schritt für Schritt, und zwar bei allem. Sei es kurze Beschreibungen vom Wetter oder lange Kapiteln von Geschichten; eigentlich schon bei der Beobachtung der Gegenständen muss man sich Zeit nehmen. Nur mit Details kann man eine Biene, die auf einer Blume weilt, lebendig beschreiben. Wie sie sich darauf bewegt, was für Klänge sie von sich gibt, wie sie riecht, was sie tut, und was sich in der Blume verändert dadurch... Gute Beschreibungen kann man sich bildlich vorstellen; und gute Geschichten brauchen Szenen, die man sich bildhaft vor Augen halten kann.

Und was Motivation zum Schreiben angeht: sie unterscheidet sich nicht viel von der eines Singer/Songwriters. Wahre Leidenschaft ist simpel zum Erklären: sie IST einfach. Grundlos. Drum auch wenn man immer wieder an den materiellen Berufsaussichten zweifelt, Liebe ist Liebe. Vernünftig kann man ja im Geldjob sein. Wo Liebe stattfindet, wird nun mal mit Details gepflegt!


big apples from the Big Apple Reihe: Übersicht
Meng Tian im Web: Meng-tian.com
Popkredit der Stadt Zürich: Musikeratelier in New York

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