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4. Februar 2008, 11:03 CD / Vinyl Music

Morcheeba - Dive Deep

Dominik Mösching - Morcheeba ist ein typisches Beispiel dafür, wie unzureichend Stilschubladen die Realität meist abbilden. Schon damals, als Sängerin Skye Edwards noch dabei war und der Musik von Paul und Ross Godfrey eine einzigartige Note verlieh, war das mehr als Trip Hop oder Chillout, wie ...

Morcheeba ist ein typisches Beispiel dafür, wie unzureichend Stilschubladen die Realität meist abbilden. Schon damals, als Sängerin Skye Edwards noch dabei war und der Musik von Paul und Ross Godfrey eine einzigartige Note verlieh, war das mehr als Trip Hop oder Chillout, wie Morcheeba üblicherweise bezeichnet wurden. Das war auch Pop, das war Soul, das war schubladenübergreifend und gerade deshalb auch so erfolgreich. Damals, in den Neunzigern, war die Morcheeba-Welt in Ordnung. Doch dann, nach vier millionenfach verkauften Alben und einem Superhit (Rome Wasn’t Built In A Day), kam der Bruch und mit dem Bruch kam die Krise: Skye verliess das Trio und machte alleine weiter, die Gebrüder Godfrey suchten sich eine neue Sängerin und wurden dennoch nicht mehr richtig warm mit dem Projekt. Das Album The Antidote, inzwischen mit mehr Live-Instrumenten und weniger Elektronika eingespielt, zündete nicht wirklich.

Doch dann fanden Paul und Ross einen Ausweg für Morcheeba. Das Problem, so erkannten sie, war die Trio-Form. Von nun an entstanden die Songs in Zusammenarbeit mit wechselnden Vokalisten, mit denen sie über das Internet in Kontakt kamen. Das erste Resultat dieser Schaffensform, die sie als „eclectic and open-minded collective“ bezeichnen, ist nun also Dive Deep. Und tief taucht man in der Tat ein in die melancholischen Klanglandschaften, die hypnotischen Grooves und auch in die Seelenwelt von Paul, der mit der Arbeit an diesem Album eine schwere Depression verarbeitete, wie er erzählt: „I was brought to my knees. So i decided to pour all these feelings into a new album.“

So schafft es das Album, kühle Sounds und warme Gefühle zu vereinen, Neues zu wagen und dabei den Spirit der Anfangstage zu vermitteln. Bei One Love Karma wird gerappt (Guest: Cool Calm Pete) und die weltweit erste „Flutebox“ verwendet: Beatbox durch die Flöte. Das folkige John Martyn-Cover Run Honey Run tönt wunderbar, und Gained The World ist Morcheeba pur. Hier und bei Au-Delà (ein bisschen weniger eingängig) singt Manda – Die Französin kontaktierte die Godfreys in myspace und erklärte, es sei ihr grösster Traum, mit ihnen etwas aufzunehmen. Et voilà! Gar auf drei Tracks ist der Norweger Thomas Dybdahl vertreten, dessen Timbre den Songs eine melancholische Note gibt. Speziell gelungen ist dabei Riverbed. Lange Rede, kurzer Sinn: Morcheeba sind definitiv zurück. Dive Deep ist ein stimmungsvolles und vielseitiges Album, das Fans der alten Zeiten gefallen wird und trotzdem mehr als eine Wiederholung des schon Bekannten darstellt.

Artist: Morcheeba

Album: Dive Deep

Release: 02.02.2008

Label/Vertrieb: ECHO/Musikvertrieb

Morcheeba

Musikvertrieb

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