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10. Juli 2010, 20:05 Konzert Music

Patti Smith rührt Fans zu Tränen

Patrick Holenstein - „Was ist denn nur mit Patti los?“, fragte sich lautstark ein Zuschauer, der voller Erstaunen bemerkt hatte, dass sich die Punk-Ikone, offenbar im Vergleich zu früheren Shows, in bester Laune präsentierte. Vielleicht lag es an der Sommerbühne, direkt am See, vielleicht am m...

„Was ist denn nur mit Patti los?“, fragte sich lautstark ein Zuschauer, der voller Erstaunen bemerkt hatte, dass sich die Punk-Ikone, offenbar im Vergleich zu früheren Shows, in bester Laune präsentierte. Vielleicht lag es an der Sommerbühne, direkt am See, vielleicht am milden Sommerabend – auf jeden Fall überzeugten Patti Smith und ihre Band in der Roten Fabrik.

Als Opener wählte Patti den Titel Redondo Beach vom 75er-Album Horses. Space Monkey und Ask the Angels folgten und saugten die Menschen im Hof der Roten Fabrik förmlich in Pattis Bann. Irgendwann, die Zeit war angesichts der zeitlosen Musik eh längst gegenstandslos geworden, erklärte Smith, mit einer geschenkten Sonnenblume in der Hand, dass sie nicht mit einem so grossen Ansturm gerechnet habe – ehrlich, ihr glaubt man das – und stimmte Ghost Dance an. Die zarten Gitarrenklänge und die sich hypnotisch wiederholende Zeile „We shall live again“ entwickelten eine ungeheure Emotionalität. Bei einer jungen Frau neben mir lösten sie gar Tränen der Rührung aus.

Aber Patti offenbarte auch einen gewissen Humor. „I don’t speak Zuritsch, but I try“, witzelte sie beispielsweise und lobte den Dialekt so sehr in den sternenklaren Nachthimmel, dass man sich fragte, ob sie die Zuschauer auf den Arm nahm. Wenn es so war, sei ihr das gegönnt. „Den nächsten Song möchten wir Jim Caroll widmen, er hat ihn geschrieben“, sagte Patti. Es folgte People Who Died als Würdigung für den im letzten September verstorbenen Schriftsteller. Als wenig später die ersten Klänge von Because the Night den Hof beschallten, wurde es richtig laut, alle sangen mit und mit Pissing in the River und Gloria schloss Patti Smith das Set ab. Natürlich blieben die äusserst spielfreudige Band und ihre Chefin keine Zugabe schuldig.

Der Stones-Klassiker Play with Fire leitet in die Encores ein und das dem irischen Schriftsteller James Joyce, der in Zürich beerdigt ist, gewidmete People have the Power klatsche ab. Dann gab es eine etwas längere Unterbrechung, für die sich Patti entschuldigte. „Wir haben eben die Ergebnisse unserer Fussballwetten besprochen!“ Zu dem Zeitpunkt stand Spanien bereits als Finalist fest. Doch Patti nutze das Thema gleich politisch und wünschte sich, die Fussball-WM wäre der einzige Krieg/Kampf auf der Welt. Da war sie wieder, die politische Patti, die Kämpferin gegen die Ungerechtigkeit auf der Welt und sie blieb während Dancing Barefoot und dem Rest der Show. Noch einmal traten Patti und ihre Band kräftig auf das Gaspedal, schickten hymnische Soli in die dunkle Nacht, heizten das Publikum richtig auf und beendeten schliesslich mit dem wütenden Ungetüm, Rock`n`Roll Nigga, ein nahezu perfektes Konzert.

Erstaunlich, was die Frau an Power auf die Bühne legt. Die 63-jährige Patti Smith zauberte die gesamte gesangliche Bandbreite aus ihren Stimmbändern, von rotzig roh bis melancholisch und sanft, von Rockröhre bis subtile Songwriterin. Unterstützung hatte sie von einer bestechend vielseitigen Band, die sich nicht zu verstecken brauchte und nicht zuletzt hat das Konzert so viel Spass gemacht, weil es sauber abgemischt war.

Kommentare
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Bluemechind 12.07.2010 um 14:15
trotz em ewigs lange astah ade abigkasse - wo liecht unkoordiniert & unorganisiert abgloffe isch - isches wükli es super konzert gsii!! =)