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13. August 2010, 05:13 Kolumnen

Shots no. 3: Ich verstehe

Dominik Mösching - Und ich dachte, mit den nuschelnden Emo-Kids sei die Spitze der Québecois-Unverständlichkeits-Skala erreicht gewesen.

Aber nur gerade 24 Stunden nach meinen jugendlichen Couchsurfing-Hosts in Montréal wurde ich eines Besseren belehrt. Nachdem ich die Metropole hinter mir gelassen hatte, von meinen temporären Volunteering-Arbeitgebern Josephine und Pascal abgeholt worden war und mich im charmanten, ausschliesslich mit erneuerbarer Energie betriebenen Häuschen eingerichtet hatte, fuhren wir zu Freunden unten am Lac Nicolet. Schliesslich zieht in diesen Tagen gerade der Perseiden-Meteoritenschwarm an der Erde vorbei, der dem unglaublichen kanadischen Nachthimmel neben Sternenteppich und Milchstrasse noch eine weitere Attraktion hinzufügt.

Ja, die Sternschnuppen waren atemberaubend. Aber den Gesprächen der anderen sechs, die wie ich rücklings auf dem Bootssteg lagen und gen Himmel äugten, konnte ich nicht folgen. Die Sprachmelodie, die Laute, das Vokabular: Es hätte alles sein können ausser Französisch. Nun, das ist natürlich übertrieben. Aber dass [dsrr] dix heures heisst und [maitu] moi aussi, darauf muss man erst mal kommen. Dennoch war es ein hinreissender Abend, und wer einfach mitlacht, siegt. Ausserdem waren die Leute so nett, mir zwischen den verglühenden Weltallsteinchen am Firmament immer wieder ihre eigenwilligen Ausdrücke zu erläutern. [maitu] scheint zum Beispiel vom englischen me too abzustammen.

Mit den Emos in Montréal eine Nacht zuvor – sie hatten sich netterweise auf meinen Last-Minute-Couch-Eintrag im Couchsurfer-Forum gemeldet – konnte ich mich, immerhin, ohne Nachfragen gerade noch verständigen. Das war auch gut so, denn auf grosse linguistische Diskussionen hätte ich ohnehin nicht hoffen können. Wir fuhren mit dem Auto durch die Stadt und sagten nichts. Ich tauchte in ihre Welt ein, die aus vorbeiziehenden Lichtern und vereinzelten Fahrzeugen auf der Gegenfahrbahn bestand. Dazu lauschte ich wie die anderen den Klängen von Metric, die aus den Lautsprechern an den Gedanken vorbei in die Audio-Areale des Gehirns drangen.

Danach schwiegen wir noch ein bisschen.

Die Québecois übersetzen überraschend wörtlich.

Immigrantengemeinschaften bevorzugen hingegen die phonetische Anpassung an die geläufigen Begriffe.

Natürlich: Es gibt sie, die Anglophonen in Québec.

Bisherige Shots From the Road findest du hier.

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