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16. August 2010, 14:16 Music Festivals

Heitere 2010: Überzeugende Schweizer Acts bei der Jubiläumsausgabe

Patrick Holenstein - Geburtstag wurde im Aargau gefeiert. Schliesslich fand das Heitere Open Air bereits zum zwanzigsten Mal statt. Für das Jubiläum gelang den Verantwortlichen ein feines Programm. Klingende Namen wie Skunk Anansie und Gentleman waren dabei, aber mächtig überzeugt haben die Schwe...

Geburtstag wurde im Aargau gefeiert. Schliesslich fand das Heitere Open Air bereits zum zwanzigsten Mal statt. Für das Jubiläum gelang den Verantwortlichen ein feines Programm. Klingende Namen wie Skunk Anansie und Gentleman waren dabei, aber mächtig überzeugt haben die Schweizer Acts.

Schon als die Tore des Geländes sich öffneten, drang Berndeutsch aus den Lautsprechern. Steff La Cheffe hatte gerade ihren Soundcheck beendet. „Wieso steht die denn auf der Bühne?“ fragte man sich einen Moment, denn die Chefin aus Bern war erst für Samstag angesagt. Egal, schliesslich lockten drei Tage Musik und einige gute Konzerte.

Die Kanadier von Billy Talent heizten ein.

Billy Talent haben mit hartem Sound voller positiver Aggressionen das Publikum richtig aufgeheizt, sodass Pendulum mit ihrem treibenden Drum n` Bass leichtes Spiel hatten. Silbermond waren authentisch und musikalisch gewohnt gut. Bei den Monden wäre allerdings ein bisschen weniger Gequatsche nicht falsch gewesen. Wieso muss zum Beispiel die komplette Band aufwändig in die Mitte der Menge wechseln, wenn dafür viel Zeit verloren geht? Einlagen sind schön und gut bei Hallenshows, aber bei sonst schon reduzierter Spielzeit verbrennen solche Spielereien nur Platz für Musik. Skunk Anansie wenig später haben bewiesen, dass sie noch immer wissen, wie Hedonismus klingen kann und Salomon Burke musste vor – die Schuld lag bei den starken Regenfälle – dezimiertem Publikum spielen. Schade, denn das Soul-Schwergewicht, flankiert von Candy Dulfer und Joss Stone, zählte zu den Höhepunkten. Schliesslich beendeten am Sonntag Angélique Kidjo und Gentleman mit etwas Weltmusik das Heitere. Doch nochmals zu den Schweizern.

Sens Uniks Carlos Leal beim Bad in der Menge.

Allen voran die alte Garde: Sens Unik. Umwerfend, wie gut die französisch rappende Band noch immer ist. Die haben in der jahrelangen Pause nicht verlernt – überhaupt nichts. Locker ergänzten sich Carlos Leal und Deborah an den Mikrofonen, jonglierten mir verbalen Zückerchen und begeisterten den Heitere am frühen Freitagabend mit ihren Hits. Bei À Gauche À Doite verwandelte sich die die Crowd in ein Meer aus Armen, die im Takt winkten. Sens Unik beantworteten auch die Frage, wieso Steff La Cheffe bereits soundgecheckt hatte. Ein Duett von Sens Unik und Steff - quasi zwei Generationen Schweizer Hip Hop auf einer Bühne - setzte dem Gig das Krönchen auf.

Steff La Cheffe und Doktor Dodo.

Natürlich kann Stefanie Peter, wie Steff La Cheffe bürgerlich heisst, auch alleine überzeugen. Sie kämpfte am Samstag gegen die Regenwolken, sang ihre Lieder stossgebetartig gen Himmel, beatboxte, gab alles und verlor den Kampf dennoch. Gegen Ende des sehr sympathischen und umwerfend selbstironischen Auftritts der Bernerin regnete es und es sollte lange nicht mehr aufhören. Da halfen nur noch warme Gedanken, Erinnerungen an Freitag, als die Sonne noch leuchtend am Himmel stand. So zum Beispiel beim Konzert von Stefanie Heinzmann. Denn der Soul-Floh aus dem Wallis durfte bei strahlendem Sonnenschein das Festival eröffnen und zeigte einen ersten ganz starken Auftritt. Sie strahlte vor Freude, fast noch mehr als die Sonne, war bester Laune und kokettierte nach The Unforgiven mit der Debatte, ob man Metallica covern darf, die der Song ausgelöst hatte: „Keine Flaschen? Ich habe schon befürchtet, es würden jetzt welche fliegen!“ Neben frechen Sprüchen begeisterte sie die Anwesenden natürlich mit ihrem unverkrampften und emotionalen Gesang.

Stefanie Heinzmann geniesst ihren Auftritt.

Die Jubiläumsausgabe des Heitere-Festivals war gut besucht, beinahe ausverkauft und auch wenn das Wetter am Samstag sehr schlecht war, das Musikfest auf dem Heitere liess sich kaum jemand verderben.

Bilder: www.heitere.ch / Dominik und Roland Schöni

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