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20. August 2010, 01:57 Kolumnen International

no. 16: big apples from the Big Apple

meng tian - New York ist ein attraktiver Ort für viele Sachen: Kunstmekka, Foodparadies, Musikmetropole, ja aber auch Studienhafen. Die Palette an renommierten Hochschulen oder Universitäten in dieser Stadt ist bemerkenswert. So viele junge, ambitionierte Talente kommen jährlich für ein ...

New York ist ein attraktiver Ort für viele Sachen: Kunstmekka, Foodparadies, Musikmetropole, ja aber auch Studienhafen. Die Palette an renommierten Hochschulen oder Universitäten in dieser Stadt ist bemerkenswert. So viele junge, ambitionierte Talente kommen jährlich für ein Studium hierher, um den ersten Schritt zu wagen und ihren Träumen näher zu kommen. So scheint dieses Thema unumgänglich für ein Online-Studentenmagazin: das Studieren im Big Apple.

In dieser Stadt trifft man bei Studenten vor allem auf folgende Menschengruppen: angehende Schauspieler, Tänzer/Musiker der klassischen Musik, Politologen, Finanzexperten oder Anwälte. Andere für die Stadt ebenso typische Menschen wie (Mode-)Designer, Künstler, Journalisten, Schriftsteller, Musiker der zeitgenössischen Musik oder Serviceangestellten gehen nicht studieren, sie praktizieren. Natürlich hat es auch hier Medizin- oder Naturwissenschaftsstudenten. Aber die sind klar in der Minderheit, da die meisten Studenten dieser Fächer sich für andere, wohl weniger teure Unis oder Städte an der Ostküste entscheiden.

Denn wer kann sich ein Studium in New York schon leisten? Oder allgemein die USA mit ihrem Hochschulsystem? Auch wenn man von den Lebenskosten absieht (die in New York klarer teurer als beispielsweise in Washington D.C. oder Boston sind), bei einer Studiengebühr von mindestens 15'000 Dollar pro Jahr für eine normale, nicht besonders bekannte Uni stellt sich schon die Frage, ist gute Bildung hier nur für reiche Kinder? Erst anhand von echten Beispielen von Freunden konnte ich glauben, dass die Situationen in amerikanischen Kinos, dass man Bankkredite für ein Studium aufnimmt, tatsächlich wahr sind und auch oft genau so praktiziert werden. Das Erste, was man nach einem langen Studium tut, ist folglich einen zahlenden Job finden und jahrelang Schulden abbezahlen. Reisen? Spass? Ade nach dem Studium! Denn wie sonst will man die rund 80'000 Dollar jährliche Studiengebühr für eine Ivy-League-Uni zahlen ohne Stipendium für aussergewöhnliche akademischen Leistungen oder spezielle Talente? Wenn Studieren nicht mehr eine Willensentscheidung fürs Lernen, sondern eine rationale Entscheidung des Geldes wegen ist, was wäre deine Entscheidung? Es gibt natürlich Dinge, die sich am besten und leichtesten über ein Studium anzueignen sind; aber inwiefern ist Studieren noch Fürs-Leben-Lernen und inwiefern Reichere-Zukunftsaussichten-Erkaufen – zugegeben, dass nichts falsch dran ist mit materiellem Wohlstand?

Vor noch nicht so langer Zeit hab ich auch erst grad mein Bachelorstudium abgeschlossen. Natürlich schwirrt der Gedanke ewigs im Kopf herum: sollte ein Masterstudium folgen? Wenn ja, im gleichen Fachbereich? An welcher Uni? Wo? Und wenn nein, was dann? Zu sehen, was die Menschen hier für Entscheidungen treffen, erweitert den Horizont in dieser Sicht. Man merkt, dass Studieren immer mehr mit einem Papier Diplom gleichgesetzt und somit zu einem kaufbaren Produkt wird. Man fragt sich, ob, wie lang und wozu man dieses Konsumspiel mitspielen möchte und ob es andere Alternativen gibt. Denn eine Entscheidung kann ja nur getroffen werden, wenn verschiedene Optionen zur Wahl stehen. Und meine Entscheidung lautet zumindest momentan wie folgt: solange ich noch wahre Lektionen vom Leben lernen und mich übers Wasser halten kann, habe ich keine Eile, ein kaufbares Produkt zu studieren. Die Wahl fällt: für Erweiterung und Wachstum als Ziel; und dies auf allen Wegen, nicht nur an der Uni.


big apples from the Big Apple Reihe: Übersicht
Meng Tian im Web: Meng-tian.com
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