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21. September 2010, 00:00 Movie

Eat Pray Love

Christina Ruloff - Friss, hypochondere und küss Javier Bardem: Die Verfilmung von Elizabeth Gilberts Self-Help-Bestseller Eat Pray Love kommt gänzlich ohne den Sinn, die Plausibilität oder den Stil der Vorlage aus. Daher wechseln zwar die schönen Landschaften hinter Julia Robert, ihr Charakter ...

Friss, hypochondere und küss Javier Bardem: Die Verfilmung von Elizabeth Gilberts Self-Help-Bestseller Eat Pray Love kommt gänzlich ohne den Sinn, die Plausibilität oder den Stil der Vorlage aus. Daher wechseln zwar die schönen Landschaften hinter Julia Robert, ihr Charakter verändert oder entwickelt sich aber kein bisschen; sie bleibt eine hysterische Amerikanerin.

Liz ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, sie besitzt ein wunderbares Eigenheim, verfügt über einen Ehemann, der sie anhimmelt, hält sich einen jugendlichen Lover – und ist unglücklich. Warum, das weiss sie selber nicht! Die Drehbuchautoren wissen es auch nicht. Und dem Zuschauer ist es schlicht schleierhaft, was der guten Frau fehlt. Julia Roberts schaut verheult und quengelig aus unzähligen Close-Ups heraus und beschliesst ein Jahr blau zu machen. Sie jettet nach Italien, frisst Pasta und wird fett. Sie fliegt nach Indien und versucht sich in einem Ashram in der Sinnsuche. Und sie geniesst auf Bali das in Italien erlernte Dolce Farniente. Fünf Minuten vor Filmschluss sollte sie mit ihrem neuen super-süssen Liebhaber auf ein Boot steigen und da rastet sie aus. Sie sieht ihre neue Freiheit, ihre Eigenständigkeit, ihre Balance bedroht. Aber weil dieser Film aus dem Land des ewigen Happyendigs kommt, verpasst der weise alte, zahnlose Medizinmann Liz noch die ganz grosse Lektion: Um die Balance (=Liebe) zu finden, muss man sich selber verlieren!

Da hat Liz (Julia Roberts) gut lachen: Latinlover Felipe (Javier Bardem) liest ihren jeden Wunsch von der Zunge ab...

133 Minuten dauert die Reise und wer vorab nicht den Bestseller von Elizabeth Gilbert gelesen hat, verliert schon nach wenigen Minuten den roten Faden und jegliche Achtung für die Heldin; Unplausibilitäten jagen sinnlos zum Roman hinzuerfundene Szenen, die alles nur noch unklarer machen. Bezeichnend für den Umgang mit inneren und äusseren Zusammenhängen ist eine Szene, in der Roberts auf unappetitliche Weise Spaghetti in sich hineinschlürft, während im Hintergrund Mozarts Zauberflöte erschallt. Warum müssen wir der Frau ständig beim Essen zusehen? Und hätte sich nicht eine italienische Oper finden lassen, um das sinnliche Erlebnis eines Pastatellers hervorzuheben?

Wo bitte sieht Rom so aus? Und warum sind alle Italiener unhygienische, faule Frohnaturen?

Man hätte es ja so einfach haben und sich schlicht an das Buch halten können, das immerhin 6 Millionen Mal über den Ladentisch gegangen ist. Hier erzählt eine intelligente, selbstreflexive und hysterische Amerikanerin, wie sie zu Gott gefunden hat, wie sie gelernt hat, sich selbst zu mögen, wie sie erwachsen geworden ist. Entsprechend funktioniert die Bootsszene im Buch anders. Hier ist es Liz, die ihren Freund dazu einlädt, gemeinsam loszuziehen und das Leben anzupacken. Von Freiheitssuche, innerer Balance und ähnlichem Gewäsch fehlt jegliche Spur. Es ist traurig, es so direkt sagen zu müssen; aber dümmer als Regisseur Ryan Murphy (der sich auch für das Drehbuch verantwortlich zeigt) hätte man es kaum machen können. Selten ist eine idiotensichere Romanvorlage so einfallslos “versenkt” worden; und das obwohl Publikumsliebling Julia Roberts ständig zwischen Strahlen und Heulen hin- und herwechselt.

Bewertung: 2 von 5

  • Titel: Eat Pray Love
  • Land: USA
  • Regie: Ryan Murphy
  • Darsteller: Julia Roberts, Javier Bardem, James Franco, Richard Jenkins
  • Release: 16. September
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