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1. März 2007, 00:00 Interview

Lemar

Christina Ruloff - Lemar ist der britische R’n’B Star der Stunde. students.ch sprach mit ihm über sein neues Album „The Truth About Love“, seinen steinigen Weg zum Erfolg und... die wahre Liebe.students.ch: Hey Lemar, wie geht es dir?Lemar: Mir geht es sehr gut, wirklich hervorragend.Etwas...

Lemar ist der britische R’n’B Star der Stunde. students.ch sprach mit ihm über sein neues Album „The Truth About Love“, seinen steinigen Weg zum Erfolg und... die wahre Liebe.

students.ch: Hey Lemar, wie geht es dir?

Lemar: Mir geht es sehr gut, wirklich hervorragend.

Etwas müde, nach allem was ich über gestern Abend gehört habe...

Ja (lacht), wir sind nur noch etwas ausgegangen, um zu testen, wie Zürich so ist und wie die Leute hier sind. Es war gut, es war sehr gut.

Wie war’s?

Es war ein schönes Erlebnis.

Nun, reden wir über dein neues Album: Wie würdest Du für jemanden, der dich noch nicht kennt, deine Musik beschreiben?

Ich würde sagen: Meine Musik ist „soulful“; ich versuche sie immer so „live“ wie nur irgend möglich zu machen. Es hat immer Streicher und Trompeten, diese Old - School - Elemente sind mir wichtig. Ich würde meine Musik also als seelenvoll und emotional beschreiben.

Und wer ist dein Publikum?

Mein Publikum? Whoa, mein Publikum, das sind eigentlich alle! Alle zwischen 16 und 60. Weißt Du, ich erinnere mich, als sie mich bei Sony unter Vertrag nahmen, da fragte mich der Präsident genau die selbe Frage. Er sagte: „Wer ist dein Publikum?“, und ich sagte: „Alle, von 16 bis 60.“, und er sagte: „Nein, das ist nicht möglich! Du sagst den 16 bis 20 jährigen zu, oder den 20 bis 30 jährigen, oder den 30 bis 60 jährigen. Du kannst einfach nicht allen zusagen!“

Und, hatte er Recht?

Nein. Mein erstes Album kam raus und als ich auf Tour ging, da waren einfach alle da: Von den 16 jährigen bis zu den 60 jährigen, die hinten tanzten. Also, ich spreche alle an, alle die gute Musik mögen.

Die Grossmütter mit den Enkeln waren wirklich da?

Also ich habe 15 jährige gesehen und 55 oder 60 jährige. Also, schliesse ich, gibt es in meiner Musik etwas für alle.

Du scheinst sehr intensiv an diesem Album gearbeitet zu haben. Du hast dir jedenfalls viel Zeit gelassen. Warum?

Jedes Album ist wichtig für mich, jedes einzelne. Und ich will immer 100 % geben für jeden einzelnen meiner Zuhörer. Ich wollte mir also Zeit lassen; ich wollte sichergehen, dass die Lyrics wirklich auf einem hohen Niveau sind; ich wollte sicher sein, dass meine Stimme gut genug klingt; ich wollte, dass alle Instrumente live gespielt werden, damit das Album seelenvoll wird; ich wollte, dass wirklich gute Musiker dabei sind. All das braucht viel Zeit.

Wieviele Lieder hast Du geschrieben?

Für dieses Album waren es 62 Lieder so viele waren nötig, damit auch wirklich die besten 12 aufs Album kommen. Daher hat alles etwas länger gedauert.

Was passiert mit den Liedern, die Du nicht verwendet hast?

Die übrigen? (lacht) Nun, die sind einfach wo sie sind und wenn mal jemand ein Lied braucht, kann ich es weitergeben. Und vielleicht kommen ein, zwei Lieder aufs nächste Album. Das weiss ich noch nicht so genau.

Wie schreibst Du deine Lieder?

Manchmal bleibt eine Geschichte, die mir jemand erzählt hat, hängen. Manchmal geht es um etwas, was ich selbst erlebt habe. Oder eine Melodie geht mir nicht aus dem Kopf und nach ein paar Monaten hat sich alles entwickelt und ich kann dann einen Song schreiben. Es kann aber auch nur ein Vers sein, etwas, das jemand sagt. Und dann denkt man: „Das wäre eigentlich wirklich gut.“, und man schreibt ein Lied drüber.

Du hast also kein System?

Nein! Natürlich gibt es diese Zeit, wo man Lieder schreibt, wo man im Studio sitzt, weil man schreiben will. Aber die Inspiration, die kommt von überall her.

Dein Album heisst 'The Truth About Love' und dreht sich nur um Liebe. Warum?

Als ich mit dem Schreiben aufgehört hatte, stellte ich fest, dass es in den meisten Liedern einfach um Liebe geht. Das Album geht um die verschiedenen Gefühle, die man erlebt, wenn man sich verliebt oder eine Liebe stirbt. Es gibt also Lieder über Frustration, Wut, verliebt sein, glücklich verliebt sein, oder über die Sehnsucht danach, mit jemanden zusammen zu sein. Ich habe meine Mutter vor ein paar Jahren verloren und es gibt auch ein Lied über diese Art von Liebe und Sehnsucht. Mich interessieren also einfach die verschiedenen Gefühle, die man erlebt, wenn man verliebt ist.

Du glaubst also an die wahre Liebe?

Oh ja! Ich glaube an die Liebe und glaube vor allem, dass Liebe heutzutage unterschätzt wird. Liebe wird oft für selbstverständlich genommen. Alle sagen so schnell „I love you“, aber es dauert wirklich lange, bis echte Liebe entsteht und da ist. Man kann nicht einfach jemanden über Nacht lieben.

Wie ist denn diese echte Liebe, von der Du sprichst ?

Wenn Du einen Bruder oder eine Schwester hast, dann können die einfach alles machen... dein Auto zu Schrott fahren, dein Kleider ruinieren, einfach die schlimmsten Dinge... Aber: Am Ende kannst Du diese Leute nicht wegschicken, weil sie Bruder oder Schwester sind... und Du liebst sie einfach trotzdem. Unabhängig davon, was sie getan haben, es spielt einfach keine Rolle. Man kann sich einfach nicht von ihnen trennen. Auch nach zehn Jahren wirst Du zu ihnen zurückkehren, weil Du sie liebst.

Aber wie ist das in einer Beziehung?

Das ist der Punkt! Genau diese Art von Liebe braucht es auch in einer Beziehung. Aber diese Liebe braucht viel Zeit. Und es gibt sehr wenige Leute, die sich von anderen alles Mögliche bieten lassen und noch immer zu ihnen stehen würden... weil sie sie lieben. Das, diese Art von Liebe, das ist die wahre Liebe! Diese Liebe braucht aber viel Kraft, viel Eigenleistung – sie ist ein täglicher Kampf.

Wahre Liebe ist für dich bedingungslose Liebe?

Wahre Liebe stellt keine Bedingungen.

Das klappt üblicherweise aber gerade mal mit der eignen Familie

Üblicherweise, und zwar, weil man die eigene Familie nicht loswerden kann! (lacht fest) Da gibt es nichts zu ändern. Man hat keine Wahl. Aber mit jemand anderem, fremdem bedeutet eine solche Liebe sehr viel Arbeit.

Das ist also die wahre Liebe?

Das ist die Liebe! Diese Liebe sollte man aber unbedingt anstreben und darum geht mein Album. Manchmal muss man „a fool in love“ sein, um durch den Tag zu kommen. Manchmal muss man aber auch klar miteinander reden und Regeln haben, damit man nicht überfahren wird. „It’s a hard thing!“ Und jede einzelne Beziehung ist wieder anders.

Es gibt also kein „Rezept für eine glückliche Beziehung“?

Nein! Es gibt so viele verschiedene Elemente, die dazu führen, ob eine Beziehung jetzt funktioniert oder nicht.

Wie muss sich deiner Ansicht nach „a real guy“ in einer Beziehung verhalten?

Ein guter Typ? (erstaunt) Dass es klappt?

Du hast den Bogen noch nicht raus?

(Lacht laut) Ich glaube, es reicht vollkommen, sich selbst zu sein. Dann wird man auch diese Person anziehen, die man wirklich will, die tatsächlich zu einem passt. Wenn man aber „fake“ ist, sich verstellt oder jemanden kopiert, kriegt man aber nicht, was man wirklich will. Man muss also sich selber sein, entspannt sein, und nicht versuchen, andere zu beeindrucken... und dann kommt alles richtig.

Das tönt eigentlich ziemlich einfach...

Es tönt einfach (lacht)... in der Theorie. Aber in der Praxis ist es ziemlich schwierig. Man will immer Leute beeindrucken, oder man ist nicht befriedigt und will dieses und jenes und geht hierhin und dorthin... Es IST schwierig!

Siehst Du dich als eine Art Vorbild?

Ich halte mich nicht für ein Vorbild... aber: Wenn man Musik macht, eine gewisse Position erreicht hat und die Leute auch wirklich deine Musik hören und dir folgen... wirst Du automatisch als Vorbild wahrgenommen. Also muss man ab und zu wirklich etwas Positives nach aussen weitergeben, eine Botschaft. Oder man versucht wirklich etwas zu schreiben, das etwas bedeutet, so dass andere Leute etwas davon haben. Denn ob ich es jetzt mag oder nicht, irgendjemand wird zu mir aufschauen und wie ich sein wollen und wissen wollen, was mir wichtig ist und wie ich mich verhalte.

Jetzt bist Du aber gar bescheiden, wenn Du sagst: „Ab und zu sage ich etwas Positives.“. Du gibst auch eindeutig weiter, dass klassische Werte wie Treue und Anstand wichtig sind, und dass man mit einander über Dinge reden soll... und zwar nicht nur ab und zu!

(lacht) Ich versuche wirklich immer eine Geschichte zu erzählen. Es gibt Musik zu verschiedenen Anlässen. Ich möchte aber, dass die Leute meine Musik hören und sagen: „Hier nehmen ich wirklich etwas mit. Das hat mich weitergebracht.“

Wie ist es mit dem Lied „Love Me Or Leave Me“?

Wenn man frustriert ist und wirklich 100 % von sich in eine Beziehung investiert hat und nicht mehr geben kann, dann ist es Zeit zu sagen: „Entweder Du liebst mich, so wie ich bin, oder Du musst mich verlassen... weil ich wirklich nicht mehr länger kann. Ich habe alles probiert.“ Dieses Szenario kommt sehr oft vor, viele Menschen gehen durch eine solche Zeit und wenn sie dann dieses Lied hören und sagen: „Ja, das ist es. So fühle ich auch.“, dann habe ich etwas erreicht. Mir geht es wirklich darum, dass jemand ein Lied hört und etwas mitnimmt.

Man hört also hin und denkt: „So ist es! Das kenne ich!“

Ja, man erkennt sich wieder... oder auch nicht.

Hast Du Werte, die dir besonders am Herzen liegen?

Es ist einfach wichtig, andere Leute mit Respekt zu behandeln. Wenn wir einfach unser Leben leben und immer das tun, wonach uns gerade ist, dann verletzen wir garantiert die Gefühle vieler Menschen. Ab und zu sollte man sich also wirklich in eine Person hineinversetzen und fragen, wie sie sich wohl fühlt... vor allem der Partner oder die Partnerin.

Ist das deine Lebensphilosophie?

Ja. Und wenn man positiv ist und sich im Allgemeinen anständig verhält – wir haben natürlich alle unsere „bad days“ – dann ist das wie ein Karma! Gutes kommt auch auf dich zurück.

Mit dieser Einstellung stellst Du aber ziemlich gegen den Trend. Man ist ja heutzutage eher wütend und egoistisch...

Ich will nicht im Trend sein. Meine Musik soll ja nicht so wie die Musik aller anderen sein. Das ist doch langweilig. Ich will ja auch eine Herausforderung haben, meine Musik soll interessant sein! Wenn jetzt also alle R’n’B machen, dann will ich Soul machen; und wenn alle anderen Soul machen, dann will ich anderen Soul machen.

Hat deine Musik eine soziale Funktion?

Absolut. Meine Lieder sind sehr glaubwürdig, wie das wahre Leben eben. Ich hoffe also, dass die Leute wirklich etwas mitnehmen, Lösungen finden.

Du hast in einer Bank gearbeitet... jedermann spricht davon. Und in deiner Freizeit hast Du Musik gemacht. Wie ist dir der Durchbruch gelungen? Gibt es da ein Geheimnis?

Wie habe ich es geschafft? Oh, etwa acht Jahre lang habe ich mich bemüht, ins Musikbusiness zu kommen. Ich bin in ganz England aufgetreten, habe versucht, mir einen Namen aufzubauen. Einmal habe ich fast einen Plattenvertrag gekriegt, aber das hat dann nicht geklappt und ist musste zurück zur Bank. Aber eines Tages habe ich meine Schlüssel in einem Café vergessen. Ich ging also zurück und sah diese Anzeige für eine TV-Show „Fame Academy“. Ich dachte: Warum nicht? Ich habe alles andere versucht, ich bin aufgetreten, alleine oder auch vor Usher und vielen anderen. Ich habe es also probiert und wurde dritter... bin etwas aufgetreten und habe Songs geschrieben. Und schliesslich kam ich bei Sony unter Vertrag.

Aber glaubst Du wirklich, dass es an „Fame Academy“ lag?

Die acht Jahre davon, das Reisen und Touren waren sicherlich sehr wichtig. Sie haben mich vorbereitet auf das, was folgen sollte. Aber die Show gab mir die Möglichkeit, all diese Dinge auch wirklich an ein Publikum zu bringen.

Es gibt da diesen beliebten Mythos, dass normale Leute mit normalen Jobs keine Künstler sein können. Du bist der lebende Gegenbeweis!

Es fängt immer alles mit einem Traum an. Ich war ein auch nur ein Junge aus Tottenham, und mein Traum war es, Musik zu machen... und zwar „come what may“! Wenn man etwas wirklich will und an sich glaubt, dann sollte man der Sache auch nachjagen. Eines Tages kann es klappen.

Wenn ich ein junger Musiker wäre, was würdest Du mir dann raten?

Meine Empfehlung: Üben, üben, üben! „Preparation + Opportunity = Success“. Also, wenn du zwar dich vorbereitest, aber keine Chance kriegst, wird nichts daraus. Das gilt aber auch andersrum. Wenn du also eine Gelegenheit erhältst, aber nicht vorbereitet bist, wirst du keinen Erfolg haben. Alles was man also tun kann, ist wirklich gut vorbereitet zu sein: Wenn du Gitarre spielst, spiel wirklich gut Gitarre. Wenn du Klavier spielst, übe jeden Tag. Wenn du singst, schau, dass du am besten singst. Wenn du tanzt, sorge dafür, dass du der beste Tänzer bist. Wenn deine Gelegenheit kommt, sei vorbereitet um zu zeigen, was alles in dir steckt.

Und die Gelegenheit kommt?

Ja. Mindestens einmal kommt eine Gelegenheit. Ich hatte Glück, bei mir passierte es zweimal. Aber meistens passiert es sicher einmal. Wenn du hart arbeitest, irgendwann im Leben, kommt etwas, und wenn es nur ein kleines Fenster ist. Und wenn du vorbereitet bist, hol dir deinen Traum! Ich glaube wirklich, dass man, wenn man hart arbeitet, Erfolg kriegt.

Glaubst Du, dass Du dich fest verändert hast?

Na ja, mein Leben hat sich stark verändert. Meine Person aber hat sich nicht verändert. Jedenfalls möchte ich das glauben. Ich bin noch immer ein lockerer Typ, der Musik liebt.

Letzte Frage: Am 16. März beginnt deine Tour in Grossbritannien. Kommst Du auch nach Europa?

Ich würde sehr gerne nach Europa kommen. Das wäre toll. Wir arbeiten dran. Bis im April bin ich sicherlich in Grossbritannien. Aber ich hoffe, dass ich dann auch nach Zürich kommen kann.

Hoffen wir das Beste! Vielen Dank fürs Interview und alles Gute, Lemar.

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Quelle: Sony BMG
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