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28. Februar 2007, 00:00 Konzert

Review: Fiva & Radrum in der Dampfzentrale

Urs Langenegger - Am Freitag der Berner Fasnacht (23.2.) gab es in der Dampfzentrale statt Konfetti ins Haar Beats für die Knochen und Lyrik für die Seele. Fiva und Radrum auf musikalischer Mission.Während in der Bundesstadt die Guggen dröhnten und Konfetti flogen, bewies in der Dampfzentrale ...

Am Freitag der Berner Fasnacht (23.2.) gab es in der Dampfzentrale statt Konfetti ins Haar Beats für die Knochen und Lyrik für die Seele.

Fiva und Radrum auf musikalischer Mission.

Während in der Bundesstadt die Guggen dröhnten und Konfetti flogen, bewies in der Dampfzentrale das charismatische Münchner 'MC-DJ-Team' Fiva & Radrum, dass sie auch vor kleinem Publikum zu den ganz Grossen der Kopf-Hörer Musik gehören. Mit den Liedern des neuen Albums Kopfhörer, improvisiertem Publikumseinbezug (Freestyle) auf hohem Niveau und ihrer gewinnenden Art vermochten die beiden, ihr Konzert zu einem Knaller werden zu lassen - ähnlich einem Fastnachtsböller, nur mit mehr Nachhall.

Es gibt Momente an Konzerten, in denen man sich fragen kann, ob sich wohl die Grösse des Pubilkums umgekehrt proportional zur musikalischen Grösse der Künstler verhält. Denn auch wenn die zeitlich parallele Fasnacht zumindest partiell als Sündenbock für das Ausbleiben eines grösseren Andrangs herangezogen werden kann, suchten die verloren scheinenden Besucher vor dem Konzertbeginn in traubenförmigen Ansammlungen Halt an den aufgestellten Bartischen sowie den Bieren darauf und bildeten somit nicht die Kulisse, welche dem Duo eigentlich gebührt.

Als nach 23.00 Uhr das Konzert startete, brauchte Fiva nicht einmal das Mikrofon, um die noch nicht aufgetauten knapp 40 BesucherInnen näher an die Bühne zu lotsen. Doch schon mit dem ersten Einsetzen der Texte und Beats von den zwei Imagelosen stellte sich heraus, dass das Kredo von 'Qualität vor Quantität' auch für Publika seine Daseinsberechtigung hat. In diesem fast familiären Rahmen liefen dann auch nicht nur Fiva & Radrum zu Höchstleistungen auf, sondern auch das Publikum vermochte mit steigender Empathie Lärm für ein Dutzend Guggen zu generieren.

Von ihrem Selbstporträt in Zurück (in die Zukunft) über die Begrüssung der 'Generation X/Golf/2000' im subtil ironisch-kritischen Lied Hallo!?! und gesellschaftskritischen Tönen in Ich glaub an Dich bis hin zu den sehr persönlichen Liedern Frühling oder Tief unten zeigte Fiva eindrücklich ihren Facettenreichtum auf, stets begleitet von den harmonischen und passenden Beats von den Plattenspielern Radrums.

Bis auf wenige Ausnahmen schallten alle Lieder des aktuellen Albums Kopfhörer durch die Dampfzentrale, und auch wenige Lieder aus dem ersten Silberling Spiegelschrift aus dem Jahre 2002 sowie der 2005er EP Rücken an Rücken (halt ohne Mnemonic) erfreuten die Fans der Kopf-Hörer Musik. Ein eindrücklicher Beweis, dass Rap nicht nur in den Top Ten Charts lebt.

'Kann nicht aufhören mit dem Schreiben und den Text auf Beats zu legen und wenn mir die Strophen fehlen – ja dann Freestyle eben.'

Diese Leidenschaft, mit welcher das Münchner Duo ihrer Musik nachgehen, war durchgehend zu spüren, und dass ein kleine Zuhörerschaft auch der Stimmung zu Gute kommen kann, bewies Fiva in den verschiedenen Freestyles, in welchen immer wieder einzelne Besucher persönlich angesprochen wurden. Und spätestens nach den Zugaben hat wohl niemand aus der angereisten Fan-Familie bereut, die Fasnacht zugunsten des Konzertes fallen gelassen zu haben.

Wer geschminkt und johlend durch die fasnächtlichen Gassen von Bern gewankt ist und darum das Konzert verpasst hat, kann dies am 16. März in Altstätten, oder einen Tag darauf in Bubikon nachholen. Bis dahin ist auch die Fasnacht vorbei.

Mehr zum sympatischen Münchner Duo im Interview mit Students.ch

Links

Quelle: Bild: Fiva & Radrum (Link)
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