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20. Februar 2008, 12:27 Movie Music

Love in the Time of Cholera

Christina Ruloff - Wie verfilmt man ein Lebenswerk? Wie kürzt man einen über 600 Seiten langen Roman zusammen? Wie wird man Gabriel Garcia Marquez’ grossem Roman „Love in the Time of Cholera“ gerecht? Mike Newell wagt sich mit viel englischem Understatement an den Klassiker und öffnet das ...

Wie verfilmt man ein Lebenswerk? Wie kürzt man einen über 600 Seiten langen Roman zusammen? Wie wird man Gabriel Garcia Marquez’ grossem Roman „Love in the Time of Cholera“ gerecht? Mike Newell wagt sich mit viel englischem Understatement an den Klassiker und öffnet das Tor in inzwischen untergegangene Welten.

In Cartagena um 1880 verliebt sich der Telegraphist Florentino Ariza unsterblich in Fermina Daza. Nachdem er das junge Mädchen auf dem Anwesen ihres despotischen Vaters einmal gesehen hat, ist für ihn klar, dass es sein Schicksal, ja seine Berufung ist, Fermina Daza zu lieben – richtig zu lieben, treu zu lieben, für immer zu lieben, notfalls an der Liebe zugrunde zu gehen. Denn bereits sein Vater bereute einzig „nicht für die Liebe gestorben zu sein“. Doch Fermina Daza heiratet einen anderen, den renommierten und wohlhabenden Arzt Juvenal Urbino, gehört der kolumbianischen High Society an und führt eine Ehe, die nicht von Glück oder Liebe, wohl aber von Stabilität und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Florentino Ariza ist todunglücklich, nicht aber gebrochen. Er macht Karriere bei der Karibischen Flussfahrgesellschaft, füllt 25 Hefte mit 622 Eintragungen über seine erotischen Abenteuer und bleibt Fermina treu: 51 Jahre, 9 Monate und 4 Tage wird er auf seine grosse Liebe warten... um sie am Ende doch noch von sich zu überzeugen.

Florentino Ariza (Javier Bardem) schaut in die Ferne und sehnt sich nach Fermina Daza.

Die Handlung von Gabriel Garcia Marquez’ grossem Roman ist reichlich irrsinnig, doch erzählt er die Geschichte mit viel scharfer Ironie, Romantik und nicht zuletzt dem verständnisvollen Blick des Autors, der seine traurigen und tragisch-komischen Figuren kennt und liebt. Mike Newell tut es ihm gleich; so komisch, kitschig und weltfremd die Dialoge (gerade wenn es um Liebe geht) wirken, man verfolgt die Verwicklungen von Florentino, Fermina und ihrem Ehemann Juvenal doch mit ehrlicher Anteilnahme und grossem Interesse; sie stammen alle aus einer fernen Welt in einer anderen Zeit, in die der Film uns langsam und sympathisch altmodisch einführt; an Originalschauplätzen in der grauenhaft feuchten Hitze Kolumbiens gedreht, verfügt der Film natürlich trotz epischen 140 Minuten weder über den Sog des Romans, noch über die komplexe Struktur oder die sprachlichen Finessen. Er fängt aber die entrückte zum Thema der ewigen Liebe passende Atmosphäre des Romans ein, ein grosses Verdienst. Newell vertraut ganz auf die Stärken des Romans und stellt sich in seinen Dienst. In Amerika war Love in the Time of Cholera ein entsetzlicher Flop. Der Roman hingegen hat dort eine Renaissance erlebt und sich über eine halbe Million Mal verkauft. Wenn das kein Erfolg ist!

Bewertung: 3.5 von 5

Juvenal Urbino (Benjamin Bratt) und Fermina Daza gehören zur Stadtelite.

  • Originaltitel: Love in the Time of Cholera
  • Land: USA, UK
  • Dauer: 140 Minuten
  • Regie: Mike Newell
  • Darsteller: Javier Bardem, John Leguizamo, Liev Schreiber, Benjamin Bratt, Laura Harring
  • Release: 21. Februar 2008
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