Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

3. März 2007, 00:00 CD / Vinyl

Tokio Hotel - Zimmer 483

Christina Ruloff - Artist: Tokio HotelAlbum: Zimmer 483Release: 23.2.2007Label: UniversalDas verflixte zweite Jahr, das verflixte zweite Album... man möchte mit Tokio Hotel wirklich nicht tauschen. Von den Musikkritikern hämisch verrissen, von der Nation gehasst (der androgyne Sänger Bill Kaulit...

Artist: Tokio Hotel

Album: Zimmer 483

Release: 23.2.2007

Label: Universal

Das verflixte zweite Jahr, das verflixte zweite Album... man möchte mit Tokio Hotel wirklich nicht tauschen. Von den Musikkritikern hämisch verrissen, von der Nation gehasst (der androgyne Sänger Bill Kaulitz wurde zum nervigsten Deutschen 2006 gekürt), von den Kindern abgöttisch verehrt... dürfte es schwierig sein sich über die Musik der Gruppe eine objektive Meinung zu bilden.

Hier folgt ein Selbstversuch, von jemandem der Schrei oder Durch den Monsun nicht kennt, und sich noch kein Urteil über die Band gebildet hat: 44 1/2 Minuten Tokio Hotel, Zimmer 483.

Übers Ende der Welt, die Singleauskoppelung klingt nach einem Hit. Gitarren krachen, das Schlagzeug wird ordentlich bearbeitet und die hübsche Melodie kann man nach einmal Hören mitsingen. Bill flüstert „Verlager Dein Gewicht / den Abgrund siehst Du nicht“ und singt inbrünstig den Refrain „Achtung fertig los und lauf ... Wir schaffen es zusammen / Übers Ende dieser Welt / die hinter uns zerfällt“. In Totgeliebt und Nach dir kommt nichts geht es um das Scheitern einer Beziehung. „Die Welt soll schweigen und für immer einsam sein / Wir sind verloren auch wenn die Mächte sich vereinen / Es ist vorbei“ leidet und klagt Bill so glaubhaft es für einen Siebzehnjährigen möglich ist. Im schön romantischen Spring nicht wird ein/e Freund/in mit viel Gefühl im Namen der Freundschaft vom Selbstmord zurückgehalten. „Ich schrei in die Nacht für Dich / lass mich nicht im Stich / Erinner Dich an Dich und mich / die Welt da unten zählt nicht“. In Heilig wird eine Liebe kitschig besungen: „Ich glaub an Dich / Du wirst für mich immer heilig sein / Ich sterb für unsere Unsterblichkeit“.

(von links).

Es gibt viel Weltschmerz auf Tokio Hotels neuem Album und es wird viel diffus romantisches Gefühl evoziert. Oftmals weiss man nicht, was die Texte eigentlich bedeuten... aber es geht immer das totale Gefühl an sich, um alles oder nichts, um Liebe und Enttäuschung. Die Platte klingt grossartig pop-rockig und wenn man dreizehn wäre und einsam und noch vom ganz grossen Glück träumen würde, dann würde man Zimmer 483 auf- und abhören. Die Texte sind weder destruktiv, noch rufen sie zu Gewalt auf, oder reden von Sex. Sie bieten verständnisvoll und liebenswürdig eine treue Hand: „Ich bin da / wenn Du willst / schau dich um / dann siehst Du mich“.

Was ist daran schlecht? Man moniert, es sei nicht rockig genug, nicht laut genug, nicht ernsthaft genug... aber schliesslich handelt es sich doch um siebzehn- und achtzehnjährige Jungs, die für ihr Publikum Musik machen, in deutscher Sprache. Auf Englisch nimmt man weitaus grössere Kitschbomben und Obszönitäten hin... man versteht es ja nicht... und die Kinder auch nicht!

Tokio Hotel und ihr Produzententeam haben mit Zimmer 483 ein hochanständiges Album abgeliefert, schöne Melodien, die Texte manchmal etwas dick aufgetragen. Wenn die Kinder aus Magdeburg älter werden, wird sich ihre Musik etwas verändern. Hoffen wir mal, dass sie nicht allzu „erwachsen“ wird, sondern auch weiterhin positiv bleibt.

Links

Quelle: Universal
Kommentare
Login oder Registrieren