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13. Oktober 2010, 00:48 Kultur

Tod eines Handlungsreisenden @ Schiffbau

Robert Salzer - Wenn ein Ford Thunderbird anfährt, im Stück selbst noch geraucht wird wie damals in den guten alten Zeiten, dann ist man im Schiffbau, im Theater.geschrieben von drSchon zu Beginn des Stückes wird einem klar: Gelacht wird in dieser Familie selten. Der Vater ist ein von Erfolg ...

Wenn ein Ford Thunderbird anfährt, im Stück selbst noch geraucht wird wie damals in den guten alten Zeiten, dann ist man im Schiffbau, im Theater.

geschrieben von dr

Schon zu Beginn des Stückes wird einem klar: Gelacht wird in dieser Familie selten. Der Vater ist ein von Erfolg getriebener Mann. Er will immer und überall beliebt sein, nicht erfolgreich, beliebt. Wenn einem die Menschen lieben, dann bist du auch erfolgreich. Und wenn du erfolgreich bist kannst du alles erreichen. So wie früher. Während der Aufführung wird immer stärker klar wie sehr sich Willy eine intakte Familie wünscht. Wie sehr er seine Arbeit eigentlich liebt und wie gerne er es doch hätte wenn alles wieder so währe wie früher. Ebenfalls wird man von der melancholischen aber dennoch heitern Stimmung immer mehr gefangen genommen. Hoffnung keimt in einem selber auf und man wünscht sich für Willy, dass alles gut werden wird.

Tod eines Handlungsreisenden ist sehenswert, nur schon weil das Bühnenbild lebt. Mit viel Liebe zum Detail wurde alles in die 60er Jahre versetzt - sei es die Küche, das Wohnzimmer oder das Büro. Sogar der Fernseher, der Kühlschrank und die Zeitschriften stammen allesamt aus dieser Zeitepoche.

Spannend mit anzusehen ist ebenfalls der Wechsel zwischen den Bühnenbildern. Dank den vielen verschiebbaren Plattformen wechselt man immer wieder von einem Ort zum anderen, was das Stück nie langweilig werden lässt. Und da die Halle sehr gross ist werden einzelne Szenen per Livevideoprojektionen in schwarz/weiss auf drei grosse Leinwände übertragen. So ist es allen Zuschauern möglich, immer das Gesamtbild zu sehen. egal wo man sitzt. Ein grosses Lob kann auch der Kostümabteilung zugesprochen werden. Die Kleiderauswahl ist stets die richtige und mit den dazupassenden Frisuren perfekt. Die Linie der damaligen Zeit wird kontinuierlich eingehalten und es entsteht ein harmonisches Zusammenspiel mit der Kulisse.Die Besonderheit dieses Stückes liegt sicher auch darin, das man trotz des sehr ernsthaften Themas immer wieder lachen kann. Es werden Witze gemacht und Spässe getrieben. Diese Leichtigkeit des Seins in einem so depressivem Stück mit zu erleben ist fantastisch. Ebenfalls speziell ist der Anfang. Noch während des Einlasses wäscht die Ehefrau stumm in der Küche ab.

Was zu bemängeln ist, ist die Länge. Mit drei Stunden und einer kleinen Pause ist das Stück schlichtweg zu lange geraten. Gerade gegen den Schluss, wird das Sitzen unangenehm. Das liegt nicht nur an der kühlen Raumtemperatur. Vieles wird noch in die Länge gezogen. So zum Beispiel die letzte Szene in der Willy und Biff gemeinsam auftreten. Es kommt so rüber, als ob man das Stück unbedingt verlängern und somit den Schluss spannender gestalten wollte. Was hinsichtlich der Tatsache, dass so oder so alle im Raum wissen wie es ausgeht, zwecklos ist.

Die Schauspieler treten überzeugend in ihrer Rolle auf und geben in allen Situationen ihr Bestes. Das zeigte auch die restlos ausverkaufte Halle.

Tod eine Handlungsreisenden spielt noch am 16., 17., 19., 20., 22. und 26. Oktober im Zürcher Schiffbau

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