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23. Oktober 2010, 14:30 Politik

Im Namen Gottes des Allmächtigen! – In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich?

Jonas Landolt - Es ist jeder Person freigestellt an irgendwelche übernatürlichen Kräfte, Gestalten oder Götter zu glauben. Sei das Gott, Allah, Dämonen, der Teufel, Feen oder weiss ich was. Die entsprechenden Religionen und Glaubensrichtungen können auch praktiziert werden, solange sie nie...

Es ist jeder Person freigestellt an irgendwelche übernatürlichen Kräfte, Gestalten oder Götter zu glauben. Sei das Gott, Allah, Dämonen, der Teufel, Feen oder weiss ich was. Die entsprechenden Religionen und Glaubensrichtungen können auch praktiziert werden, solange sie niemandem schaden. Ich erachte es aber als sehr wichtig, dass es zwischen dem Staat und der Religion eine klare Trennung gibt! Und dies ist leider in der Schweiz auch im 21. Jahrhundert noch nicht der Fall, wie schon ein Blick auf die erste Seite der Bundesverfassung zeigt. Da steht:

Präambel
Im Namen Gottes des Allmächtigen!Das Schweizervolk und die Kantone,in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung.

Als ich das zum ersten mal gelesen habe, musste ich zuerst mal leer schlucken und nochmals überprüfen, ob wirklich dieser Text in der Bundesverfassung der Schweizer Eidgenossenschaft steht. Es ist leider tatsächlich so. In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich, sind wir im Mittelalter stehen geblieben?

Im Namen Gottes des Allmächtigen. Als hätte Gott irgendetwas zur Bundesverfassung beigetragen. Mal abgesehen davon, dass man mit grösster Wahscheinlichkeit davon ausgehen kann, dass Gott schlicht und einfach nicht existiert und nie existiert hat. Aber der Glaube daran sei jeder und jedem selbst überlassen. Nur noch ein kleiner Randbemerkung meinerseits: Dass jede Kultur ihren eigenen auf ihre Bedürfnisse angepassten Gott oder mehrere Götter hat, deutet schon darauf hin, dass dies Hirngespinnste von uns Menschen sind. Wie auch immer.

Die Allmächtigkeit ist ein Widerspruch in sich, wie das folgende kurze Beispiel zeigt: Nehmen wir an, „Gott“ sei allmächtig. Kann er dann zum Beispiel einen Stein erschaffen, welcher so schwer ist, dass er ihn nicht mehr heben kann? Aber wenn er ihn nicht mehr heben kann, ist er nicht mehr allmächtig...
Was soll man da denken, wenn also bereits im ersten Satz ein solcher Unsinn steht?
Leider ist der zweite Satz noch viel schlimmer:Das Schweizervolk und die Kantone,in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung.Jeder auch nur ein bisschen rational denkende Mensch anerkennt heutzutage, dass die Schöpfungsgeschichte nicht stimmen kann. Wieso steht da nicht:
In Verantwortung gegenüber dem Planeten und der Natur? Oder: In Verantwortung gegenüber der Evolution und der aus ihr hervorgegangen Lebewesen.

Kann man sich von Gott ernähren? Es ist die Natur, die unsere Lebensgrundlage bildet, die unsere Lebensmittel wachsen lässt, die uns Sauerstoff zum Atmen produziert. Leider sind wir Menschen im Moment daran, diese Natur extrem nachhaltig zu zerstören! Unter anderem deshalb, wäre es ein wichtiges Zeichen die Präambel entsprechend zu ändern.
Die oben genannten Änderungsvorschläge können sicher noch verbessert werden. Gerne könnt ihr eure eigenen Vorschläge, hier als Kommentar anmerken.

Das Schweizervolk und die Kantone,in der Verantwortung gegenüber ...

Jonas Landolt ist Vorstandsmitglied der Jungen Grünen Schweiz und Präsident Junge Grüne Stadt Zürich.

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