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23. Oktober 2010, 17:02 Konzert Music

Einmal Woodstock und zurück: Joe Cocker im Hallenstadion

Patrick Holenstein - Joe Cocker hat im Hallenstadion durch seine markante Stimme überzeugt. Der Engländer nahm sein Publikum auf eine Reise durch sein musikgefärbtes Leben mit und verneigte sich vor den beiden Pfeilern seiner Karriere: Den Beatles und Woodstock. James Browns` Sex Machine plärrt ...

Joe Cocker hat im Hallenstadion durch seine markante Stimme überzeugt. Der Engländer nahm sein Publikum auf eine Reise durch sein musikgefärbtes Leben mit und verneigte sich vor den beiden Pfeilern seiner Karriere: Den Beatles und Woodstock.

James Browns` Sex Machine plärrt noch aus den Lautsprechern, als die Band sich fast unbemerkt auf die Bühne stiehlt und in den Klassiker mit einsteigt. Dahinter, auf dem Screen, verfolgt eine Kamera Joe Cocker, der durch die Katakomben des Backstagebereichs spaziert. Erst jetzt wird es dunkel in der Halle. Dann ist er da, ganz in Schwarz gekleidet und offensichtlich bester Laune. Die unverkennbare Gestik des Sängers, sein charakteristisches Zappeln, fällt von Anfang an auf. Leuchteffekte wie der Bienenstock aus Scheinwerfern, der über der Bühne hing, der Lichtkegel langsam durch die Halle schleichen liess und sie schliesslich auf dem solierenden Gitarristen bündelte, setzen die Musiker in eine wortwörtlich strahlende Atmosphäre. Auch der Bildschirm hinter der Bühne, der kreative Lichtspiele zauberte, trug dazu bei. Mal ist es ein Mosaik aus Streifen und Wellen, mal Regen wie bei Unforgiven oder sogar Backsteinmauern, die sich bei Summer In The City in psychedelische Farben auflösten.

Anfangs fragte man sich, wieso die Band und ihr Frontmann sich kaum Zeit zwischen den Songs gönnten. Überhaupt wirkte Joe Cocker an diesem Abend in Zürich etwas schüchtern, sprach kaum mit dem Publikum. Dafür begeisterte er mit seinen Liedern. Bezeichnend für die Qualität von Joe Cocker und seiner Band war, dass sie die Stücke nicht bloss vorgetragen haben, sondern die Arrangements optimal anpassten. Erstes Beispiel dafür, und auch einer der ersten markanten Punkte im Set, war Up Where We Belong. Das langgezogene Intro spannte das gut halbvolle Hallenstadion auf die Folter, bis die bekannte Melodie einsetzte. Was natürlich mit Applaus goutiert wurde. Zusätzlich hat die Band den Song etwas im Tempo gedrosselt und durch gezielte Hammond-Teppiche ergänzt, wodurch der Song enorm an Atomsphäre gewann. Ab jetzt folgte Hymne auf Hit und Klassiker auf Evergreen. Von N’Oubliez Jamais über Leave Your Hat On und With A Little Help From My Friends bis zur aktuellen Single Hard Knocks. Einmal Woodstock und zurück.

With A Little Help From My Friends, die Hymne, die Cocker in Woodstock unsterblich machte und die quasi das Fundament für seine Karriere bildete, war dann auch in Zürich der klare Kern der Sache. Von einem minutenlangen, improvisiert wirkenden Hammond-Intro eingeleitet – deutlich länger als jenes in Woodstock -, wurde der Song zur Verneigung vor der Mutter aller Festivals. Cockers Version hatte immer einen gewissen Gossencharme, aber jetzt klang der Song so dreckig, roh und authentisch, dass nicht der Hauch eines Zweifels blieb. Auch wenn der Song im Original von den Beatles stammt, so ist das Stück inzwischen klar Joe’s Baby und so hat er ihn auch gesungen. Beeindruckend, wie der Mann - Joe ist immerhin 66 Jahre alt – seine Stimme spielen lassen kann. Nach 41 Jahren klingt sowohl der Song als auch Joe’s Organ noch immer pickelhart und butterweich zugleich. Die Stimme des Engländers ist sein Markenzeichen und sie steht bis heute auf beeindruckend solidem Fundament. Am Schluss ernten Joe und die Band für das Konzert mehr als verdiente Standing Ovations. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.


Sämtliche Bilder sind, mit freundlicher Genehmigung, von www.konzertbilder.ch.

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