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25. Oktober 2010, 14:59 Konzert Music

Wie ein Teenager, der eben die Musik für sich entdeckt hat: John Hiatt lebt den Blues

Patrick Holenstein - „Mit dem nächsten Song gehen wir ein Stück zurück, bis ins letzte Jahrhundert“, verkündete John Hiatt mit seiner schweren, dunklen Stimme mitten im Set, „damals hatte ich allerdings noch mehr Haare.“ Sagt es, zieht seinen Hut aus, fährt sich resignierend über das la...

„Mit dem nächsten Song gehen wir ein Stück zurück, bis ins letzte Jahrhundert“, verkündete John Hiatt mit seiner schweren, dunklen Stimme mitten im Set, „damals hatte ich allerdings noch mehr Haare.“ Sagt es, zieht seinen Hut aus, fährt sich resignierend über das langsam schütter werdende Haupthaar und spielt Cry Love an.

Der Song zählt wohl zu den bekanntesten in seinem Werk, doch im Kaufleuten zündeten andere Stücke weit mehr. Etwa Perfectly Good Guitar, das mit verzerrten und roh klingenden Gitarren eine raue Seite des John Hiatt zeigte. Die ruhigere, fast melancholische Seite offenbart der Amerikaner in Songs wie Crossing Muddy River oder Have A Little Faith In Me. Aber auch seine verspielte Seite versteckte der Amerikaner nicht. Wenn er sich zum Beispiel beim Refrain von Memphis In The Meantime auf die Hilfe des Publikums berief und sich über jeden im Publikum, der zum falschen Zeitpunkt sang, diebisch freute, dann wirkte sein Enthusiasmus richtig erfrischend.

Auch wenn der Blues in seinen Anfängen als Klageweise der Sklaven entstanden ist, so zeigte John Hiatt, dass der Blues heute vor allem Freude bereiten soll. Zumindest Hiatt lebte die Musik, zelebrierte seinen Blues, aber auch Bluegrass und sein klassisches Songwriting und strahlte während der ganzen Show, wie ein Teenager der eben die Musik für sich entdeckt hat. Keine Anzeichen von Müdigkeit waren zu spüren, auch nach vierzigjähriger Karriere nicht. Eher im Gegenteil, während über zwei Stunden zeigten Hiatt und seine drei Mitmusiker, wie gut sie aufeinander eingependelt sind. Beeindruckend war das enorme Gespür für Dynamik, das die Band besitzt. Mal zelebrierten sie leise Momente förmlich, konnten gemeinsam aber auch so richtig Gas geben.

John Hiatt hat mit seiner Band im Kaufleuten ein wunderbares Konzert gegeben und deutlich gezeigt, wieso er seinen Ruf als Blues-Legende besitzt. Der bestens aufgelegte Musiker hat sich nahbar gezeigt und ein Lehrstück darüber abgegeben, wie magisch Musik sein kann, wenn die Freude und die Leidenschaft im Vordergrund stehen.

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