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8. November 2010, 00:00 Movie

DVD der Woche: Die Schöne und das Biest

Christina Ruloff - Wie man einem Biest Manieren beibringt: Die Schöne und das Biest ist endlich in einer neuen und wunderbaren Version auf DVD erschienen - mit so vielen und spannenden Specials wie man sich kaum hätte erträumen lassen. Das Wichtigste aber ist, dass der Spielfilm aus dem Jahre 19...

Wie man einem Biest Manieren beibringt: Die Schöne und das Biest ist endlich in einer neuen und wunderbaren Version auf DVD erschienen - mit so vielen und spannenden Specials wie man sich kaum hätte erträumen lassen. Das Wichtigste aber ist, dass der Spielfilm aus dem Jahre 1991 nichts von seiner Faszination und Pracht verloren hat. Der Zeichentrickfilm (in dem noch mehr gezeichnet als computeranimiert wurde) spielt seine Stärken gegenüber dem Spielfilm grossartig aus: Die Fantasie kennt keine Grenzen!

Wo sieht man sonst ein derartig schauriges Schloss? Riesig, mit hohen, stilisiert gotischen Türmen? Und wann hat man je dermassen furchtbare und furchteinflössende Wölfe erlebt? Sie scheinen direkt einem Albtraum entstiegen und dieses Gefühl erweckt so nur der Zeichentrickfilm. Er macht Dinge möglich, die unmöglich scheinen: Revue tanzende Tassen, kämpfende Kochtöpfe, singende Kerzenhalter in herrlich verrückter Choreographie. Das ist die Stärke dieses Filmes: Er hält sich – im Gegensatz zu den modernsten Animationsfilmen – bewusst nicht an die Regeln unserer Realität. Er erzählt ein Märchen und darf daher nach eigenen, magischen Regeln funktionieren. Wir stellen dies nicht in Frage – sondern geniessen. Entsprechend will dieser Film auch nicht klüger als sein Publikum sein, man sucht vergeblich nach cleveren Referenzen und coolen Anspielungen. Er erzählt eine Geschichte und das soll fürs Publikum reichen.

Das Biest nachdenklich - die Zeit verrinnt und es hat sich noch immer nicht wandeln können.

Die Geschichte von der Schönen, die mit Mut, Ausdauer und Liebenswürdigkeit das Biest für sich einnimmt, erzieht und erobert, ist bekannt – und wurde in unzähligen Variationen in Roman und Film nachgezeichnet. (Es lässt sich beispielsweise nicht von der Hand weisen, dass Jane Eyre im gleichnamigen Roman Rochester „verwandelt“.) Hier haben die Macher mit dem Biest aber ein besonders glückliches Händchen bewiesen – und hatten reichlich Mühe das jähzornige und grobe Tier glaubwürdig in wenigen Minuten in ein Gentlebeast zu verwandeln (was hübsch illustriert, wo der Haken in der Story liegt). Das Biest ist aber zugleich eine der schönsten Kreationen aus dem Hause Disney, weil ein für einmal nicht ein vermenschlichtes Tier, sondern ein tierischer Mensch; er durchlebt alle Emotionen gleichzeitig und ist sich der eigenen Beschränktheit schmerzlich bewusst.

Ein glückliches Biest - Körperhaltung und Strahlen sprechen für sich.

Spätestens wenn man sieht, was für ein enttäuschender Prinz sich hinter dem Biest verbirgt, wünscht man sich die Kreatur zurück – aber Disneys Prinzen wussten noch nie zu gefallen. Die Lieder sind zugegebenermassen schmissig, aber greifen nicht wirklich ans Herz. Das Ende einer Ära in der Disney-Zeichentricktradition zeichnet sich hier bereits ab.

Die Schöne und das Biest gehört aber noch zu den Perlen aus dem Hause Disney und ist einfach ein schöner Film!

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