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12. November 2010, 14:49 Konzert Music

The Scorpions verabschieden sich

Patrick Holenstein - Keine Deutsche Rockband war länger auf den internationalen Konzertbühnen unterwegs. Doch alles hat ein Ende. Jetzt sind die Scorpions, das Flagschiff des Deutschen Hardrocks, auf Abschiedstour. Im gut gefüllten Hallenstadion hat die Band um Sänger Klaus Meine ein solides, wen...

Keine Deutsche Rockband war länger auf den internationalen Konzertbühnen unterwegs. Doch alles hat ein Ende. Jetzt sind die Scorpions, das Flagschiff des Deutschen Hardrocks, auf Abschiedstour. Im gut gefüllten Hallenstadion hat die Band um Sänger Klaus Meine ein solides, wenn auch etwas blutleeres Konzert gegeben.

Die Welt erobern und bei den ganz Grossen im Musikbusiness mitmischen, das war der bescheidene Plan, als die Scorpions zum Start in ihre Karriere ansetzen. Vier Jahrzehnte sind seither vergangen, ihr Ziel haben sie bekanntlich erreicht. Aber auch was die aktuelle Show angeht, so müssen sie sich nicht verstecken. Gleich zu Beginn hebt sich das Schlagzeug in die Luft, thront über der Szenerie, dazu leuchten die Screens in kräftigem Rot, über die Bühne sind ein halbes Dutzend Würfel verteilt, jeder einzelne mit einem Monitor ausgestattet, die für visuelle Farbkleckse sorgen und vier Lichtschienen an der Decke sind dafür zuständig, dass die Band stets im idealen Licht steht. So weit alles bestens.

Doch im Gegensatz zu Bühnen- und Lichtkonzept, blieb die Band über weite Strecken seltsam farblos. Handwerklich kann der Band natürlich kaum ein Vorwurf gemacht werden. Rudolf Schenker war an der Gitarre gewohnt kreativ, Klaus Meines Stimme klang gefestigt und hielt das gesamte Konzert durch. Auch die weitern Bandmitgleider machten ihre Sache gut, musikalisch war das Konzert sauber. Wieso aber diese Distanz zwischen Band und Publikum? An der Erwartungshaltung kann es kaum gelegen haben, schliesslich kennen die Fans ihre Band schon seit Jahrzehnten. Die Balladen bildeten natürlich die Eckpfeiler des Konzertes. Bei Songs wie etwa Send Me An Angel, den die Band Steve Lee widmete, oder dem Überhit Wind Of Change gelang es der Band die Zuschauer zu erreichen. In jenen Passagen tauten die Fans auf, liess die Band ihre imaginäre Mauer bröckeln und es entstanden intime Momente.

Ansonsten war oft wenig Gegenliebe zu spüren. Ein Grund dafür lag wohl darin, diesen Eindruck konnte man leicht gewinnen, dass sich die Band selbst zu ernst nam. Natürlich animierte Klaus Meine die Leute zum Mitsingen und selbstverständlich beherrschten die Musiker die ihre Rockstargesten im Schlaf, aber es blieb doch das Gefühl, die Band mache ihr Ding und das Publikum stünde passiv in der Gegend herum. Die Lockerheit, vielleicht sogar ein wenig von der Selbstironie, die viele andere Rockbands wie etwas AC/DC oder die Rolling Stones pflegen, hätte den Scorpions gut getan.

So spielten die Scorpions ein solides Konzert, blieben keine Hits schuldig, hinterliessen aber auch ein seltsames Gefühl von Gleichgültigkeit, irgendwie wirkte die Band blutleer. Ein Besucher brachte es nach der Show auf den Punkt: „Ich wollte meinem Sohn ein gutes Rockkonzert zeigen, aber das war ja nichts. Vielleicht wird es wirklich Zeit, dass die aufhören.“

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