Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

8. März 2007, 00:00 Interview

The Cooper Temple Clause (UK)

Jesse Bächler - Im Untergeschoss vom Abart Club hat students.ch sich mit den gesprächigen zwei von drei Sängern und von fünf Bandmitgliedern getroffen. students.ch: Ihr seid ja im Endspurt eurer aktuellen Tour…Ben Gautrey: Ja, wir spielen noch einige Gigs hier, gehen danach zurück in unser...

Im Untergeschoss vom Abart Club hat students.ch sich mit den gesprächigen zwei von drei Sängern und von fünf Bandmitgliedern getroffen.

students.ch: Ihr seid ja im Endspurt eurer aktuellen Tour…

Ben Gautrey: Ja, wir spielen noch einige Gigs hier, gehen danach zurück in unsere Heimat, touren durch UK, dann ab nach Japan und nach einer kleinen Lücke geht’s möglicherweise wieder zurück nach Kontinentaleuropa, bevor wir zu den Festivals fahren.

students.ch: Dann habt ihr das Stück Europa nach Japan kürzlich an die Tour drangehängt? Auf eurer Site steht zumidest noch nichts davon.

Gautrey: Es sieht so aus. Alles hängt natürlich davon ab, welche Länder und Clubs uns haben wollen, aber wir hatten immer sehr viel Spass auf dem Festland – deswegen wäre es schon toll, noch einige Konzerte reindrücken zu können, bevor die Festivals dran kommen.

students.ch: Bedeutet die Verlängerung nicht auch eine grosse zusätzliche Anstrengung?

Gautrey: Touren ist gar nicht so anstrengend. Es ist der Alkohol, der dich in die Knie zwingt, aber du bist derjenige, der ihn überhaupt in deinen Körper bringt – darum kann man sich nicht wirklich beschweren, nicht wahr?

students.ch: Und was kommt dann nach dieser Monstertour und den Festivals? Stehen schon irgendwelche Pläne für die nahe Zukunft fest?

Dan Fisher: Nun, erstmal sind wir auf Tour. Danach machen wir uns höchstwahrscheinlich an neue Songs. Sobald die Festivals vorüber sind, werden wir ja vermehrt nur noch an Wochenenden in Clubs spielen, da bleibt unter der Woche viel Zeit, um an neuem Songmaterial zu arbeiten.

students.ch: Entsteht ein Teil eurer Songs denn bereits während einer Tour, wo ihr zum Beispiel beim Soundcheck neue Ideen ausprobiert und probt?

Fisher: Nein, das ist nicht so unsere Art. Wir warten schön ab, bis wir wieder daheim sind.

students.ch: Wie sehr trifft eigentlich die romantische Vorstellung vom aufregenden Tourleben zu?

Fisher: Eigentlich ist Touren recht eigenartig. Es gibt keine Stabilität und man fühlt sich zeitweise recht isoliert. Trotzdem lieben wir es zu Touren. Ich würde mal sagen, die Qualität des Tourens hängt davon ab, wie viel man dabei verdient.

Gautrey: Für mich ist Touren aber doch recht romantisch. Ich meine, ich bin unterwegs mit meinen Freunden, das ist doch sehr schön. Ich würde nicht mit fremden Menschen Touren wollen, zu denen ich kein freundschaftliches oder sogar persönliches Verhältnis habe, aber so…Es ist doch irgendwie unglaublich, mit deinen besten Freunden nach Japan zu fliegen und ein total andere Welt zu sehen, oder nach Australien oder kreuz und quer durch die Staaten. Wir sind beste Freunde, die zusammen durch die Welten bummeln, und glücklicherweise funktioniert das bei uns noch sehr gut. Und dann erst noch dafür bezahlt zu werden und laute Musik spielen zu können – das ist phantastisch!

Gute Gesprächspartner auch abends um halb Acht: Ben Gautrey (2.v.l.) und Dan Fisher (links)

students.ch: Freundschaft scheint etwas sehr zentrales zu sein bei euch. Was hatte der Ausstieg von Didz (Hammonds, ehemaliger Bassist und Gründungsmitglied, Anm. d. Red.) für einen Einfluss auf die Cooper-Family, von der in seiner Verabschiedung die Rede ist?

Gautrey: Es war ziemlich eigenartig zu Beginn. Als wir dabei waren Make This Your Own zu schreiben, entstanden natürlich zeitweise Spannungen, denn in dieser Zeit ist man mit dem Kopf viel mehr bei der Musik als bei den Beziehungen. Niemand von uns konnte es so recht glauben, dass Didz bei uns aussteigen und bei Dirty Pretty Things einsteigen wollte. Wir waren schockiert. Aber im Lauf der darauffolgenden Wochen wurde klar, dass diese Veränderung unausweichlich sein würde, weil er in eine andere Richtung strebte als wir anderen fünf. Es war aber keine schlechte Sache, denn die Musik litt nicht darunter. Das einzige, was uns Sorgen machte, war das Touren mit einem Mann weniger. Also haben wir uns hingesetzt und viel geübt, um die alten Songs auf fünf Leute zu verteilen. Unsere letzte Tour mit der Show im Abart vor rund einem Jahr war die Premiere für The Cooper Temple Clause als Fünf-Mann-Band. Wir alle mussten umdenken und neue Instrumente in die Hand nehmen, es war fast als würden wir die Band neu gründen.

Fisher: Wir haben uns einfach der neuen Situation angepasst, böses Blut war nicht nötig. Wir sind seit der Schulzeit miteinander befreundet, und er ist ja nicht abgehauen und hat uns alle verflucht. Didz hat eine Familie in London und wir nahmen das Album im Westen auf, was eine Reise von drei Stunden pro Weg bedeutet. Letzlich fühlte er sich durch die grosse Distanz nicht wirklich ins Album involviert und wir waren frustriert, weil er so selten da war. Es hatte also nichts mit künstlerischen Differenzen zu tun, sondern ging lediglich darum, dass er bei Dirty Pretty Things täglich fünf Stunden mehr mit seiner Familie verbringen konnte und stärker in eine Band eingebunden war.

Gautrey: Aber dass Didz uns verliess, schweisste uns nur noch mehr zusammen und gab uns vielleicht den Tritt in den Arsch, den wir brauchten um das Album endlich fertig zu machen und damit auf Tour zu gehen. Aber es war auf keinen Fall so wie beispielsweise bei Axl Rose und Slash, die nach der Trennung mit dem Finger auf einander zeigten und sich gegenseitig beleidigten. Das passierte bei uns überhaupt nicht. Möglicherweise liegt es daran, dass wir ihn musikalisch nicht vermissen.

students.ch: Also hatte der Abgang von Didz einen Einfluss auf das neue Album und wie es klingt?

Fisher: Nein, überhaupt nicht. Das Album war – abgesehen von ein paar Tracks – bereits gemachte Sache, bevor er uns verliess.

Gautrey: Wir hatten zu der Zeit schon eine sehr klare Vorstellung davon, wie das Album klingen sollte. Ausserdem war er damals auch schon seit Monaten kein integraler Bestandteil der Band, weil er nie im Studio war. Seine Abwesenheit hatte also keinen Einfluss. Er war beim zweiten Album schon nicht wirklich dabei, weil er zu der Zeit im Spital lag…

Fisher: Hätte man uns früher gefragt, ob wir nur zu fünft auskämen, wir hätten uns das nicht vorstellen können. Heute hingegen erscheint es uns komisch, dass wir mal zu sechst waren.

Gautrey: Und jetzt möchte ich, dass wir nur noch zu viert sind. Weg mit Dan.

Fisher: Los. Machen wir doch ein Voting auf der Homepage: „Wen wollt ihr aus der Band raus haben?“

students.ch: Wie verändert sich das Verhältnis zu einem neuen Song oder die Bedeutung eines Stücks, wenn man damit tourt?

Fisher: Die verändert sich stark. Zu Beginn ist man aufgeregt, das neue Stück spielen zu können, aber gleichzeitig nervös, weil man darin nicht so geübt ist wie bei den älteren Songs. Je sicherer man aber darin wird und je besser das Publikum die neuen Stücke kennt und mag, desto mehr Spass macht es, bei jedem Gig eine noch bessere Version davon zu spielen. Hinzu kommt, dass an jedem Ort andere Songs geliebt werden, also ist es jedes Mal eine neue Herausforderung.

students.ch: Dann habt ihr noch nicht diesen einen Riesenhit, den alle überall immer hören wollen?

Fisher: Nein, auf den warten wir noch immer (lacht).

Gautrey: Es ist wohl ein Fluch, einen solchen Hit zu haben. Immer dasselbe Stück spielen zu müssen und es nur als letzten Song einbauen können, damit die Leute nicht schon vorher abhauen, muss schrecklich sein.

students.ch: Ihr geht auf dieser Tour nicht das erste Mal nach Japan. Was bedeutet es euch, in Japan zu spielen?

Gautrey: Es ist ein unglaubliches Gefühl – eine komplett andere Kultur, es ist ein anderer Kontinent, man fliegt eine ganze Weile um da hin zu kommen – und wenn du da ankommst, ist der Enthusiasmus für deine Musik unfassbar gross. Der Boden vibriert wie bei einem Erdbeben – aber es ist das Publikum, das vor Begeisterung hüpft und springt! Diese wahnsinnige Hingabe an unsere Musik ist ein enorme Inspirationsquelle für uns, und wir versuchen deshalb auch bei jedem Konzert alles Mögliche herauszuholen und es dem Publikum zu verdanken.

students.ch: Wieso spielt ihr denn bloss zwei Mal da?

Fisher: Nun, zum ersten ist es sehr teuer, da rüber zu kommen…

students.ch: Aber wenn ihr da seid, seid ihr ja schon da…?

Fisher: Das stimmt. Aber wir möchten Japan nicht „überbespielen“.

Gautrey: Während wir hier in Europa in vier- und fünfhunderter Clubs spielen, kommen zu unseren Shows in Japan 1500 bis 2000 Leute. So gesehen deckt dort eine Show vier bis fünf Shows hier ab. Ausserdem haben wir in solchen Angelegenheiten nichts zu husten, dafür sind die lokalen Manager zuständig. Und die kennen ihr Land und dessen Bedürfnisse mit Sicherheit viel besser als wir das tun.

students.ch: Vom Touren in den Vereinigten Staaten wart ihr ja auch restlos begeistert, wie man in eurem Letter to America lesen kann.

Fisher: Was für ein Letter to America?

students.ch: Den, den ihr in euren News drin habt.

Gautrey: Ich hab keine Ahnung von einem Brief an die Amerikaner. Was stand da denn drin?

students.ch: Ich hab den heute Nachmittag gelesen. Ihr bedankt euch darin für die gute Zeit, für die tollen Shows und all das…

Fisher: Aaaah, ich glaub, ich erinnere mich… Der Brief ist aber steinalt, mindestens ein paar Jahre!

students.ch: Trotzdem: Ist das üblich, dass ihr euch mit einem Brief an eine Nation für eine gute Tour bedankt?

Gautrey: Wir hatten in Amerika eine irre Tour und unglaublich viel Spass! Viele unserer Vorurteile über Amerika und Amerikaner haben wir dabei über den Haufen geworfen. Und ja, wir bedanken uns generell nach jeder Tour bei unsern Fans für die Unterstützung. In diesem Fall kamen sie einfach alle aus einem einzigen Land…

Links

Kommentare
Login oder Registrieren