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25. November 2010, 22:40 Konzert Music

Sportfreunde Stiller im Kaufleuten: Auch ohne Strom elektrisierend

Patrick Holenstein - Wer nicht als Nachschwärmer am diesjährigen Open Air St. Gallen war, also den einzigen Unplugged-Gig der Sportfreunde Stiller auf einem Schweizer Festival verpasst hat, der bekam am Mittwoch eine zweite Chance. Die Sportfreunde haben im Kaufleuten ihr einziges Schweizer Club-Ko...

Wer nicht als Nachschwärmer am diesjährigen Open Air St. Gallen war, also den einzigen Unplugged-Gig der Sportfreunde Stiller auf einem Schweizer Festival verpasst hat, der bekam am Mittwoch eine zweite Chance. Die Sportfreunde haben im Kaufleuten ihr einziges Schweizer Club-Konzert auf der Unplugged-Tour gegeben.

Das Kaufleuten war rappelvoll, locker die Stimmung und die Leute murmelten neugierig. Kurz vor halb neun erfüllte ein Klavier-Intro den Saal. Die Sportfreunde starteten mit Der Titel von nächsten Kapitel in den Abend. Nun, wie drückt man das diplomatisch aus? Anfangs fehlte etwas die Spritzigkeit oder anders gesagt, Stück für Stück klang sehr ähnlich. Hallo du plätscherte im gleichen Trott wie Lass mich nie mehr los. Erst ¡Vamos! konnte das Eis brechen. Zwar war der Song sehr ruhig, mit viel Klavier und einer Akzente setzenden Mundharmonika jedoch sehr eindrücklich gespielt, aber ab jetzt waren die Sportfreunde warm gelaufen.

Die zweiten eineinhalb Stunden waren ein riesengrosser Spass und auch musikalisch war plötzlich viel mehr Abwechslung im Spiel. 7 Tage, 7 Nächte machte mit der spanischen Gitarre viel Freude und kippte zum Schluss hin sogar in einen dunklen Blues, der sich leicht an Tom Waits anlehnte. Wunderbaren Jahren überraschte mit einem quirligen Banjo und stampfendem Countrybeat und Ich war noch niemals in New York geriet - auch ohne die Stimme von Udo Jürgens - zum Gänsehautmoment. „Geile Siech!“ kreischte irgendwo eine Frau gleich mehrmals. Sänger Peter gab sich gespielt verlegen und ging mit einigen Sprüchen auf sie ein, flirtete sogar im Ansatz. Sie schrie erneut, Peter brachte wieder einen Spruch. So ging es eine Zeit lang. Wenige Meter neben mit meinte irgendwann jemand: „Wenn der wüsste, wie die aussieht, würde er das sofort beenden!“

Immer wieder zeigte sich, dass die Sportfreunde von der musikalischen Erweiterung aus Streichern, Bläsern, dem Klavier und gleich mehreren Backgroundsängerinnen wunderbar getragen werden. Besonders schön war das beim schon erwähnten Tu nur das, was dein Herz dir sagt zu spüren. Das Stück wurde durch das Wechselspiel der Stimmen von Peter und einer der Backgroundsängerinnen zum kleinen Höhepunkt im Set. Daneben blieben die Sportfreunde nicht viel schuldig. Ich, Roque war dabei, Ein Kompliment sowieso, aber auch 1. Wahl oder Wellenreiten. Einzig 54, 74, 90, 2010 blieben die Sportfreunde schuldig, obwohl die Leute zwischenzeitlich den Chorus anstimmten. Dafür gab es von Peter nur ein Kopfschütteln und die irritierte Feststellung: „Und das in der Schweiz.“

Die Sportfreunde Stiller sind nicht die allerbesten Musiker und mit dieser Tatsache kokettieren sie ja selbst sehr gerne. So verkündet Peter gegen Ende des Gigs, dass für seine Verhältnisse wenige Fehler im Set gewesen seien. Natürlich wurde die Selbstkritik mit Applause belohnt. Man muss den Sportfreunden allerdings eine makellose Live-Präsenz attestieren und musikalisch war das Konzert im Kaufleuten absolut ok. Was sie machen, tun sie mit sehr viel Überzeugung und Spass ist bei ihren Konzerten ganz gross geschrieben. So auch in Zürich. Es gelang ihnen fast gänzlich, den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten und als Fazit bleibt zu sagen, dass die Sportfreunde im Kaufleuten auch ohne Strom einen elektrisierenden Gig gespielt haben.

Bildquelle: Universal

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