Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

6. Dezember 2010, 16:53 CD / Vinyl Music

Bruce Springsteen – The Promise

Patrick Holenstein - „Ich habe die Zukunft des Rock ’n’ Roll gesehen und sie heisst Bruce Springsteen!“ Diese Worte gingen in die Musikgeschichte ein. Sie stammen aus der Feder von Journalist, Produzent und Springsteens Manager Jon Landau.

Wieso das wichtig ist? Weil Landau vier Jahre nach dieser Aussage eines der grossen Alben des letzten Jahrhunderts - und wohl mit die wichtigste Platte in Springsteens Arbeit – produzierte: Darkness On The Edge Of Town. Jetzt, 32 Jahre nach dem Release der LP, öffnet Springsteen mit „The Promise: The Darkness On The Edge Of Town Story“ die Archive und veröffentlicht erstmals 21 liegengebliebene Aufnahmen, die während der Sessions zu Darkness On The Edge Of Town entstanden sind.

97 Wochen war Darkness On The Edge Of Town in den Charts, obwohl keine kommerziell erfolgreiche Single darauf zu finden ist. Springsteen traf mit dem Tenor des Albums offensichtlich ins Schwarze. Die Kritiker lobten das Album (Bsp. NME Platte des Jahres 1978), aber viel elementarer war, dass Springsteen auf Darkness On The Edge Of Town erstmals die Probleme der Arbeiterklasse in seinen Texten thematisierte und damit eines seiner bevorzugten Themen gefunden hatte. Der gezielte Fokus auf die sozialen Probleme in der amerikanischen Bevölkerung ist bis heute in Springsteens Werk präsent. Dass Stücke, die bei Plattenaufnahmen eingespielt werden, nicht alle auf dem fertigen Produkt sein können, ist kein Geheimnis. In Springsteens Fall ist es aber so, dass einige Songs, die es nicht auf Darkness On The Edge Of Town geschafft haben, für andere Künstler veritable Hits wurden. Was nur für die Qualität der Lieder spricht. Bekanntestes Beispiel ist sicher Because The Night, jener Song, dem Patti Smith Leben eingehaucht hat. Das bringt uns dann auch in die Gegenwart.

Because The Night ist nämlich auf The Promise: The Darkness On The Edge Of Town Story erstmals als Studioversion zu finden. Das ist ein nettes Zückerchen, kennt man Springsteens Liveversion doch schon zur Genüge. Dem direkten Vergleich zu Patti Smith kann Springsteen dann auch locker standhalten und es ist sehr interessant, zu hören, was er aus dem Stück gemacht hat. Viel spannender ist aber, dass The Promise zeigt, wie Springsteen damals experimentiert hat. Racing In The Streets ist auf The Promise in einer völlig anderen Version enthalten und zeigt, dass Landau und Springsteen damals verschiedene Versionen getestet haben. Ist beim Original (Auf Darkness On The Edge Of Town) das Klavier ruhig, lethargisch und stellt sich in den Dienst der Melancholie, so wirkt es bei der alternativen Version deutlich pathetischer. Die Entscheidung, dieses Version nicht auf die CD zu nehmen, ist nachvollziehbar, denn im Fluss von Darkness On The Edge Of Town hätte sie wohl einen Bruch bedeutet. Zwei weitere Higlights unter vielen sind das raue Wrong Side Of The Streets und die dezente Mid-Tempo-Ballade One Way Street.

Die Antwort mag irrelevant sein und trotzdem fragt man sich berechtigterweise, wie Darkness On The Edge Of Town wohl klingen würde, wenn der eine oder andere Song vor 32 Jahren den Weg auf die CD geschafft hätte und ob der Kontext der Platte heute ein anderer wäre. Mit den Ideen und Möglichkeiten zu jonglieren und sich dabei von einem Hauch Nostalgie einlullen zu lassen, macht schlicht Spass. Daneben zeigt The Promise die Qualität von Springsteen, denn sämtliche Songs sind so gut, dass sie viel zu schade für die Archive sind. Für Springsteen-Fans ist The Promise, als Ergänzung zu Darkness On The Edge Of Town, ein absolutes Muss. Aber auch für alle anderen Musikfans ist das Zeitdokument extrem spannend und bietet Einblicke in die Frühphase eines der wohl bedeutendsten Rocksängers unserer Zeit.

Bruce Springsteen spricht über The Promise

  • Bruce Springsteen
  • The Promise: The Darkness On The Edge Of Town Story
  • Das Album ist als Doppel-CD und als Boxset im Handel erhältlich.
Kommentare
Login oder Registrieren