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7. Januar 2011, 23:04 Kolumnen

Shots no. 19: Ein ständiges Kommen und Gehen

Dominik Mösching - Aufbrechen, ankommen...aufbrechen, ankommen. Tiere wie Menschen waren immer schon Wesen in Bewegung.

Nach einigen Wochen Buenos Aires bin ich wieder unterwegs und in Richtung Süden aufgebrochen. Hier erwarten mich die Regionen Argentiniens und Chiles, die unter dem gemeinsamen Nenner Patagonien auf der ganzen Welt bekannt sind. Die Busfahrt nach Puerto Madryn, rund 1400 Kilometer südlich der Hauptstadt am Atlantik gelegen, vermittelt mir schon einmal einen guten Einblick in das, wofür die Südspitze Amerikas - neben schroffen Andengipfeln - vor allem bekannt ist: Lauter leere Landschaften. Alle paar Hundert Kilometer taucht eine Siedlung in der Steppe auf, und die spärlichen Höfe liegen immer weiter auseinander, je länger wir unterwegs sind.

Ein guter Teil der Provinz Chubut wurde von walisischen Auswanderern besiedelt, damals. Puerto Madryn selbst, aber auch Städtchen wie Trelew oder Gaiman erinnern nicht nur dem Namen nach an die Gründerväter. In den Beizen hängt hie und da ein Bild der auch recht kargen Landschaft von Wales, begleitet vom längsten zusammenhängenden Wort aller Sprachen: Llanfairpwllgwyngyll-gogerychwyrndrobwll-llantysiliogogogoch. Das walisische Dorf mit 3000 Einwohnern wäre in Patagonien schon eine veritable Stadt. Aber warum sich die Waliser wohl gerade hier niedergelassen haben, in der Einöde? Hauptsache-weg-egal-wohin-Syndrom? Ich weiss es nicht.

Neben Wales-Watching trumpft die Region rund um die Peninsula Valdes vor allem mit ihrer Fauna auf. Laufvögel (Nandus), Lamacousins (Guanacos), hasenartige Grossmeerschweinchen (Maras), gepanzerte Gags der Evolution (Gürteltiere) und gefiederte Freunde mit lustigen Frisuren (und noch lustigeren Namen: übersetzt "elegant gekrönter Tinamou"), sie alle habe ich innerhalb der zweistündigen Fahrt zu einer Seeelefanten-Kolonie gesehen. Die Riesen pflegen sich am Strand von Punta Ninfas von ihren weiten Reisen zu erholen. Warum genau hier, weiss ich genausowenig wie bei den Walisern. Sie scheinen jedenfalls zufrieden, wenn sie sich Kieselsteine zwecks abkühlender Massage auf den Rücken schaufeln können.

Die grösste Einwanderergemeinde Chubuts besteht aber eindeutig aus Magellan-Pinguinen. Mehr als eine halbe Million Exemplare bevölkern momentan Punta Tombo, wo die Pingus ihre Jungen zur Welt respektive durch die ersten Lebensmonate bringen. Sie lassen sich dabei von den Zweibeinern mit den bunten Fleece-Kleidern (Menschen) gar nicht aus der Ruhe bringen. Später in Puerto Madryn waren dann Kurzbesucher der besonderen Art zu beobachten: Zwei Kreuzfahrtschiffe ankerten im Hafen. Sie füllten ihre Wassertanks und in der Stadt brach die Wasserversorgung zusammen. Um Ressourcen aufzubrauchen, ist also nicht einmal Niederlassung nötig. Schiere Anwesenheit genügt.

Ein ständiges Kommen und Gehen: Magellan-Pinguin in Punta Tombo.

Wesen in Bewegung.

"Wo lassen wir uns nieder?" - "Warum nicht hier?"

Das Guanaco, Aussenseiter.

So eine Steinrückenmassage macht eben schon Spass.

Bisherige Shots From the Road findest du hier.

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