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19. Januar 2011, 15:33 CD / Vinyl Music

Iron & Wine – Kiss Each Other Clean

Patrick Holenstein - Das inzwischen vierte Studioalbum von Iron & Wine spaltet die Anhänger des Musikers aus Columbia schon vor der Veröffentlichung. Jedenfalls sind sich die eifrigen Poster in diversen Foren alles andere als einig. Nicht etwas, weil die CD musikalisch schlecht wäre, sondern weil ...

Das inzwischen vierte Studioalbum von Iron & Wine spaltet die Anhänger des Musikers aus Columbia schon vor der Veröffentlichung. Jedenfalls sind sich die eifrigen Poster in diversen Foren alles andere als einig. Nicht etwas, weil die CD musikalisch schlecht wäre, sondern weil die ersten Songs geschliffener klingen, vielleicht etwas schlechter greifbar sind, da sie weniger Ecken und Kanten haben. Das lässt sich tatsächlich auch auf die volle Länge der CD nicht verleugnen. Gleichzeitig stellt sich aber die Frage, nach der Legitimation einer solchen Wandlung, schliesslich ist der Künstler autonom und kann die Platte machen, die er will.

Pop ist das Schlagwort. Sam Beam, der kreative Kopf hinter Iron & Wine, hat offensichtlich den Pop für sich entdeckt. Neulingen erleichtert das den Einstieg ins Universum von Iron & Wine sicherlich. Mal abgesehen vom Opener Walking From Home und dem verschroben rumpelnden Rabbit Will Run sind die Stücke auf Kiss Each Other Clean in der popmusikalischen Geschichte verankert. Me And Lazarus erinnert in Melodie und Gesangsparts mehr als einmal an die frühen Bee Gees und gelegentlich schimmern bei einigen Songs Paul Simon durch. Simon bildet dann auch die Verbindung zur Worldmusic. Iron & Wine hat, so scheint es, Instrumente und die dazugehörigen Klänge aus der ganzen Welt versammelt.

Und doch würde es der Platte nicht gerecht, wenn man sie als reine Verneigung vor der Popmusik abtun würde – auch wenn Iron & Wine ganz deutlich in diese Richtung tendiert. Um nochmals kurz auf den Opener zurückzukommen: Walking Far From Home klingt komplett differenziert und kommt anfangs rauh, chaotisch und düster daher. Jedoch lebt der Song stark vom klaren Gesang, der einen Gegengewicht zum schaurig knisternden Hintergrund bildet. Der ganze Song bildet in sich einen starken Kontrast zum Rest der eher heiteren Platte. Vergleicht man das Album mit dem Vorgänger, The Shepard’s Dog, dann sind die Unterschiede natürlich erkennbar. Aber vielleicht soll man das gar nicht tun, vielleicht ist der Sinn der Platte nur, abzuschalten und die Musik zu geniessen, denn wer weiss schon, was sich der Künstler bei der aktuellen CD gedacht hat.

Sei’s drum. Kiss Each Other Clean sollte offenbar ein entspanntest Popalbum werden und dieses Ziel hat Iron & Wine mehr als erreicht. Am Schluss kann man durchaus nachvollziehen, wieso nicht alle Anhänger glücklich mit der neuen Scheibe ihres Lieblings sind. Songs wie Tree By The River, so schön sie auch sind, fehlt das gewisse Etwas, bleiben in der Essenz „nur“ Stücke, denen der typischen Stempel von Iron & Wine fehlt. Allerdings bleibt die Erkenntnis, dass Iron & Wine die neue CD mit 44 Minuten herrlich unaufgeregter Melodien gefüllt und fern jeglichen Zwangs schöne und perlende Songs aufgenommen hat. Und das muss ihm zuerst jemand nachmachen.

Iron & Wine - Me And Lazarus




  • Iron & Wine
  • Kiss Each Other Clean
  • Das Album ist am 24. Januar im Handel erhältlich.
  • Iron & Wine spielt am 13. Februar live im el Lokal. HIER geht es zur Students-Preview.
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