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26. Januar 2011, 15:44 Movie

Songs Of Love And Hate

Christina Ruloff - Das Ende der Unschuld: Songs of Love and Hate zeigt wie die Pubertät der ältesten Tochter eine Familie zuerst schleichend zersetzt und dann gewaltsam zerstört.

Das neue Werk von Katalin Gödrös (zum Interview geht es hier!) ist eine intensive Studie über Adoleszenz, gegen den Schluss ist der Film allerdings zu dramatisch.

Lilli ist jung und hübsch und will etwas erleben. In ihrem Kaff auf dem Lande bedeutet dies, dass man an Feten geht und einen Freund hat. Die jüngere Schwester wird zur Not mitgeschleppt. Und der Freund ist eine lästige Klette, aber besser als nichts. Der Vater ist vom Lebenswandel seiner Tochter jedoch stark irritiert. Er traut sich nicht mehr, sie zu umarmen, ja anzufassen; er benimmt sich merkwürdig, schroff und zugleich mehr als nur herzlich. Und das wiederum verunsichert Lilli.

Der neue Freund (Joel Basman) von Lilli (hervorragend gespielt von Sarah Horvath - sie hat in Saarbrücken den Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin erhalten!) ist der zentrale Auslöser der Katastrophe.

Songs of Love and Hate beginnt als einfühlsame Studie über die Pubertät. Er lässt den Charakteren Zeit, sich zu entfalten und damit sich zu entwickeln. Viele der geschilderten Szenen werden dem Publikum – ob aus der Eltern- oder Kindperspektive – sicherlich mehr als nur bekannt vorkommen. Da ist die neugierige kleine Schwester, die unbedingt wissen möchte, wie es denn nun ist, mit dem Freund; natürlich erzählt man ihr nichts, und trotzdem hat sie am ehesten noch den Durchblick. Da ist die obligate Party, auf die man zwar geht, wo man sich zwangsläufig langweilt. Da sind wildfremde Männer, die einen plötzlich interessiert angaffen. Da ist der Zweifel, was man denn noch zu Hause erzählen soll und was man eigentlich gar nicht erzählten möchte. Diese kleinen, scharf beobachteten Momente Alltag sind die grosse Stärke des Films; sie zeigen, dass sich Katalin Gödrös wirklich mit jungen Menschen auseinander gesetzt hat und von ihrer Lebenswelt und ihren Erlebnissen ausgeht. Mindestens so beeindruckend ist, wie die andere Perspektive – diejenige der Eltern – in Szene gesetzt wird: Beide Elternteile spüren, wie sich die Tochter ihnen langsam entzieht; und doch können sie nichts dagegen tun.

Der Vater (Jeroen Willems) zwischen seinen beiden Töchtern - die eine noch Kind, die andere schon Frau?

Schade ist allerdings, dass Gödrös in der zweiten Hälfte das notwendige Fingerspitzengefühlt vermissen lässt; die verschiedenen Handlungsstränge überschlagen sich und sind an dramatischen Momenten kaum mehr zu überbieten. Was vorher nuanciert und subtil angedeutet war, wird nun gezeigt und damit psychologisiert. Zumindest eine Sexszene ist in ihrer Plastizität unnötig – weniger wäre auch hier mehr gewesen.

Das ändert jedoch nichts daran, dass Song of Love and Hate ein eindrücklicher und spannender Film geworden ist, sehr visuell und zeitweise poetisch. Wer sich für das Thema „Pubertät in der Familie“ interessiert, wird an diesem Werk nicht vorbeikommen!

Bewertung: 3.5 von 5

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