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11. Februar 2011, 12:01 CD / Vinyl

Anna Calvi - Anna Calvi

Marino Ferri - Eine Welle von female revivalism liess die Popwelt in den letzten Jahren aufhorchen: Duffy und Amy Winehouse brachten den Soul der Sechziger und Siebziger zurück in die Charts, Blumenkinder erfreuten sich am luftigen Gitarrenpop von Amy Macdonald, La Roux, Little Boots und Lily ...

Eine Welle von female revivalism liess die Popwelt in den letzten Jahren aufhorchen: Duffy und Amy Winehouse brachten den Soul der Sechziger und Siebziger zurück in die Charts, Blumenkinder erfreuten sich am luftigen Gitarrenpop von Amy Macdonald, La Roux, Little Boots und Lily Allen schwelgten im verspielten (Electro)pop der Achtziger. Nun findet die Kette talentierter, junger Sängerinnen in Anna Calvi ihren Fortgang – und gleichzeitig ihren bisherigen (musikalischen wie stilistischen) Höhepunkt.

Auch Anna Calvis Inspiration liegt zu einem guten Teil in den Achtzigern. Jedoch nicht im klischeebehafteten Electrogedöns, sondern in den düsteren Welten des Post-Punk. Der Song „Suzanne & I“ deutet es an, ist mit besungener Suzanne doch die Sängerin von Siouxsie & The Banshees gemeint, eine der Ikonen der damaligen Szene. Dass Brian Eno – der Mann, dessen Urteil meist als Gesetz geachtet wird – sie als „das grösste Ding seit Patti Smith“ ankündigte, Nick Cave ihr grösster Fan ist und PJ Harveys Hausproduzent Rob Ellis sich auch Anna Calvi angenommen hat, gibt weitere Hinweise darauf, in welchem klanglichen Universum sich die britisch-italienische Sängerin in etwa bewegt.

Es ist ein verführerisches Gebräu aus blutrünstigem Grabesgesang und prickelnder Erotik, das Anna Calvi auf den zehn Songs ihres Debüts zum Besten gibt. Ihre erste, leider nicht auf dem Album enthaltene Single, ein Cover von Wayne Shanklins „Jezebel“, hat diese spannungsgeladene Mischung letztes Jahr bereits absolut treffend eingeführt: Jezebel – die Verführerische, Unwiderstehliche und gleichzeitig die Hinterlistige, Intrigierende. Dunkler Gesang zu dunklen Texten, unterlegt von majestätischen Trommeln, sirrenden Gitarrenklängen und im grossen Meisterstreich des Albums, „Desire“, auch von jenem geisterhaften Harmonium, das vor Jahrzehnten die Soloalben Nicos zum finstersten Pop der Welt veredelte – das ist das Rezept, das dieses Album bereits jetzt zu einem sicheren Kandidaten für die Top-Ten des Jahres macht.

Fantastisch, durch und durch! Und – man höre und staune – mit „Blackout“ wird die Kellerluke gar für vier sonnige Minuten mit Aussicht auf den kristallklaren Pophimmel geöffnet:

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