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7. April 2008, 07:34 CD / Vinyl Music

Millencolin – Machine 15

Dominik Mösching - Weshalb ist Schweden eigentlich ein so gutes Pflaster für Gitarrenbands? Sind die alle so kreativ? Liegt’s an günstigen Rahmenbedingungen, vielleicht staatlicher Förderung? Oder an den langen Winternächten, in denen man sich zum Songschreiben ideal verkriechen kann? Wie auc...

Weshalb ist Schweden eigentlich ein so gutes Pflaster für Gitarrenbands? Sind die alle so kreativ? Liegt’s an günstigen Rahmenbedingungen, vielleicht staatlicher Förderung? Oder an den langen Winternächten, in denen man sich zum Songschreiben ideal verkriechen kann? Wie auch immer – Hauptsache, es rockt. Die siebte Scheibe der Melodic-Punk-Veteranen von Millencolin, Machine 15, tut das allerdings nicht uneingeschränkt.

Für das Quartett aus Örebro sind seit den ersten Karriereschritten mit Skate- und Ska-Punk-Geschichten mittlerweile 15 Jahre vergangen, in denen eigentlich nur das Label (Burning Heart) konstant geblieben ist. Denn die Discografie zeugt von einer deutlichen Entwicklung weg von harten und schnellen Tönen hin zu, ja, zu was eigentlich? Am ehesten ist der Millencolin-Stil heute wohl als Pop-Rock mit punkigen Einflüssen zu beschreiben. Solche Prozesse sind an sich ja nichts Schlechtes. Man wird älter und verändert sich, und häufig wirken Bands, die auch nach Jahren wie am ersten Tag klingen, langweilig bis prollig.

Dennoch: Auf Machine 15 schlagen vor allem die Songs ein, die Millencolin auch schon vor zehn Jahren hätten schreiben können. Das melodiöse Midtempo-Stück Vicious Circle und Who’s Laughing Now, ein veritables Punkrock-Brett, haben das Zeug zum Millencolin-Klassiker. Wo hingegen Neues gewagt wird, bleibt irgendetwas auf der Strecke. Die Idee, es zwei, drei Mal mit Streichern zu versuchen, ist interessant; Nur funktioniert es nicht. Saved By Hell und Done Is Done wirken überladen (letzteres auch wegen dem Beinahe-New-Metal-Refrain). Bei Turnkey Paradise, ansonsten gefällig, sind die Streicher-Lines offensichtlich für die Gitarre geschrieben und wären auch besser damit eingespielt worden.

Bei allem Talent für wunderbare Melodien tendieren Nikola, Mathias, Erik und Fredrik zudem gerne dazu, gegen Liedende mit Wiederholungen des Refrains und Gegentakt-Schlagzeug auszufransen. Das funktioniert bei der Single Detox mit der Endlosschlaufe „Turn on the Radio“ besser als bei Come On oder bei Ducks & Drakes. Gäbe es einen Award für Zähflüssigkeit, letzteres hätte exzellente Chancen auf eine gute Platzierung.

Das Album Machine 15 schafft es hingegen weder in meiner persönlichen Genre-Rangliste noch in der Millencolin-Historie ganz nach vorne. Klar, in den persönlichen Texten von Nikola Sarkevic und seiner charismatischen Stimme spürt man das Herzblut deutlich. Irgendwie fehlt dieses aber in der Musik, die zu oft zu durchschnittlich bleibt. Vielleicht machen es die Jungs Live ja besser: Am 26. April 2008 spielen sie im Rohstofflager in Zürich.

Artist: Millencolin

Album: Machine 15

Label: Phonag/Burning Heart/Epitaph

Release: 04. April 2008

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