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3. April 2007, 00:00 Movie

Coeurs

Christina Ruloff - Der grosse Regisseur Alain Resnais erzählt von dem Alltag und der grossen Einsamkeit. Trotz grossartigem Starensemble bleiben Handlung und Figuren ein Geheimnis. Warum verleiht Charlotte (Sabine Azéma) Videos mit eindeutigem Inhalt?Vier Tage in Paris im Winter. Sechs Menschen ...

Der grosse Regisseur Alain Resnais erzählt von dem Alltag und der grossen Einsamkeit. Trotz grossartigem Starensemble bleiben Handlung und Figuren ein Geheimnis.

Warum verleiht Charlotte (Sabine Azéma) Videos mit eindeutigem Inhalt?

Vier Tage in Paris im Winter. Sechs Menschen treffen sich, trennen sich, hoffen, bleiben enttäuscht und einsam zurück. Der Immobilienmakler Thierry (André Dussollier) sucht für Nicole (Laura Morante) und ihren Verlobten Dan (Lambert Wilson) eine Dreizimmerwohnung; Nicole, hysterisch und unglücklich, hat an jedem Objekt etwas auszusetzen, schimpft über ihren Freund und weiss eigentlich gar nicht, was sie will. Thierry, eine Seele von einem Menschen, erträgt seinen Beruf mit Fassung und flirtet zur Erholung mit seiner Mitarbeiterin Charlotte (Sabine Azéma). Die gläubige Christin müht sich als Soldatin Gottes und pflegt – aus Menschlichkeit und um „dem Teufel in sich keine Chance zu geben“ – Lionels (Pierre Arditi) Vater, einen bettlägerigen Kotzbrocken, der bisher noch jede Betreuerin zum Weinen gebracht und in die Flucht geschlagen hat. Und Lionel arbeitet in der Bar, in der sich der arbeitslose Dan zu besaufen pflegt und mit Gaëlle (Isabelle Carré), seinem verzweifelten Blind-Date trifft.

) Recht zu machen.

Viel passiert nicht in Alain Resnais’ (Hiroshima, mon amour, Mon ami americain) neuem Film; doch was geschieht, geschieht in voller Intensität und bedrückender Realitätsnähe. Die Schauspieler – Resnais greift auf sein bewährtes Starensemble mit Sabine Azéma, André Dussollier und Pierre Arditi zurück – spielen hervorragend. Wie eine freundliche Bemerkung in Thierrys einsamem Alltag den Unterschied ausmachen kann, wie seine Schwester Gaëlle ihn zu umsorgen versucht („Ich mache dir eine Kleinigkeit!“ – „Nein lass doch!“) und wie die beiden in den selben vier Wänden und aneinander vorbeileben, ohne etwas von den kleinen Wünschen und grossen Niederlagen des andern zu wissen, das ist grossartig, scharf beobachtet und subtil gezeichnet.

) seine Beziehung.

Dennoch vermag Coeurs nicht vollends mitzureissen. Das liegt daran, dass der grosse Regisseur Resnais (der für seine Regie in diesem Film in Venedig den Silbernen Löwen erhalten hat) das Theaterstück Private fears in public places von Alan Ayckbourn zwar in Paris spielen lässt, aber nicht wirklich für den Film adaptiert hat:

Gerade als Bewegung in den Film und in das Leben der Figuren kommt, wird die Handlung nach immerhin 125 Minuten abgewürgt. Warum hat Charlotte ihrem Mitarbeiter Thierry vermeintlich religiöse Videos ausgeliehen, auf denen sie strippt? Finden Thierry und seine Schwester wieder zusammen? Was macht Lionel ohne seinen Vater?

Es ist schön, dass der Regisseur „Vergangenheit, Kindheit oder wichtige Ereignisse“ der Figuren kennt, aber man wäre froh, hätte er dieses Wissen mit dem Zuschauer geteilt. So bleibt nämlich einzig der überwältigende Eindruck unendlicher Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit. Figuren und Handlung sind aber weitgehend ein Geheimnis geblieben.

Bewertung: 3 von 5

) hofft noch immer auf die ganz grosse Liebe.

Originaltitel: Coeurs

Land: F

Genre: Drama

Dauer: 125 Minuten

Regie: Alain Resnais

Darsteller: Sabine Azéma, Lambert Wilson, André Dussollier, Pierre Arditi, Laura Morante, Isabelle Carré

Verleih: Frenetic

Kinostart: 5.4.2007

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