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24. Februar 2011, 12:34 CD / Vinyl Music

Jovanotti – “Deadmau5 gefällt mir”

students Redaktion -

Eins ist klar. So nachdenklich und romantisch seine letzte Platte „Safari“ auch war, kann man beim neuen Sound des Italos kaum auf dem Popo sitzen bleiben. Lorenzo Cherubini aka Jovanotti bringts neu mit elektronischen Beats auf den Punkt und zeigt so, dass man(n) auch noch über 40 mit der jungen Generation mitziehen kann. Ora heisst der Neuling seiner Discografie und ist seit kurzem auf dem Planet Erde erhältlich. Mit uns spricht Jovanotti über die Liebe zu seinem Land, wieso er seinen Musikeintopf Ora mit elektronischem Gewürz aufpeppt und wann er endlich seinen Bart abzieht.

Der Musikstil deiner neuen Platte scheint verändert. Viele Titel sind elektronischer als auch schon. Wolltest du mit der Zeit mithalten?
Jovanotti: Das stimmt nicht. Ich bin einfach zurück zu meinen Wurzeln gekehrt. Ich kenne das Dance- und elektronische Genre, da ich früher viele Jahre als DJ unterwegs war. Bis ca. 1994 blieb ich auf meinen Alben dem Pop und Elektro treu. Dann habe ich andere Seiten entdeckt. Aber, ja oke, du hast auch recht. Meine Musik hört sich schon anders an wie früher. In den letzten Jahren hörte ich privat wieder vermehrt elektronische Musik. Es ist die Musik, die heutzutage dominiert. Überall hört man sie, nicht mehr nur in den Discos. Mir hat die elektronische Musik schon immer gut gefallen und das tut sie auch heute noch.

Welche Künstler elektronischer Musik hörst du privat am liebsten?
Jovanotti: Deadmau5 gefällt mir (Ach, poverino! Wir hätten dich doch an unseren Swiss Nightlife Award eingeladen, wenn wir das gewusst hätten). Black Eyed Peas, Lady Gaga und Chemical Brothers höre ich auch gerne. Allgemein Tanzmusik, Reggaeton und House. Swedish House Mafia, The Crookers oder Ratatat sind ebenso mein Ding.

Deine Musik hat sich also verändert. Hat sich auch Jovanotti als Person verändert?
Jovanotti: Ah, das würde ich nicht so sagen. Schlussendlich sind es immer die Anderen, die behaupten, dass man sich verändert hat. Ich fühle mich immer gleich. Ich bin ich, verstehst du? Nachdem mein letztes Album so erfolgreich war, musste ich etwas Neues finden, neue Anregungen und Reize. Ein unbekannter Zweig, in dem ich mich nicht zu verhalten weiss. Ich wollte mich von dem Alten entfernen und etwas Neues kreieren.

Dein letztes Album Safari war the Shit (altdeutsch: der Hammer)! Hast du keine Angst, dass deine neue Platte nicht mehr diesen Erfolg erzielt?
Jovanotti: Pha, Angst. Es ist keine Angst. Logisch wäre es schön, wenn die Musik gefällt und die neue Platte an den früheren Erfolg anknüpfen könnte. Aber hey, ich habe mein Bestes getan, persönlich finde ich, Ora ist noch besser geworden als Safari. An dieser Stelle ist meine Arbeit getan. Nun ist das Publikum daran zu entscheiden, ob es rockt oder nicht.

Lorenzo, ich finde deinen Look mega geil! Wo lässt du dich kleidertechnisch inspirieren?
Jovanotti: Haha. Ah komm schon. Mein Look ist voll chillig. Ich kaufe mir meine Sachen grundsätzlich selbst ein. Meine Freunde und meine Frau geben mir ab und zu Tipps. Heute trage ich zum Beispiel etwas Elegantes, aber ich bin auch gern im Schlabberlook unterwegs. Es gefällt mir meinen Look zu verändern. Das, was man im Innern trägt, trägt man auch aussen.

Welches Lied auf der CD Ora ist für dich das Bedeutendste?
Jovanotti: Da gibt es nicht nur eines. Die Songs sind sehr verschieden und haben individuell unterschiedliche Bedeutungen. Alle wecken Gefühle und sind stark.

Eines der 10 funky Bilder aus dem Booklet von der CD Ora

Haben die doch eher abstrakten Bilder im Booklet zur CD irgendeine Bedeutung?
Jovanotti: Ach wo! Nein überhaupt nicht. Es sind einfach schöne Fotos von einem super berühmten internationalen Italo-Fotografen. Jeder entscheidet selbst, was er in ihnen sehen will. Die Bilder haben auf jeden Fall viel Energie und Gefühle.

In „Quando sarò vechhio“ greifst du das Thema des Älterwerdens auf. Hast du Bammel vor dem Altern?
Jovanotti: Och, es interessiert mich nicht und macht mich nicht sonderlich heiss. Ich habe vielleicht faltige Haut und kann nicht mehr den ganzen Tag umher rennen, aber dafür bekommen andere Dinge ihren Wert. Ich kenne so viele alte Menschen, die immer noch total fit und cool sind. Ich müsste mich vor dem Leben fürchten, wenn ich Angst hätte zu Altern. Und Angst vor dem Leben habe ich nicht.

Du bist immer der, der schreit: è qui la festa (hier ist die Party)! Nun ist es Silvio Berlusconi der in Italien ruft: he, hier geht die Fete ab! Was denkst du über die aktuelle Situation in deinem Land?
Jovanotti: Ich denke, dass sind keine grossen Neuigkeiten. Es hat mich nicht verwundert, als diese Tatsachen ans Licht kamen. Das ist ein Teil seiner Persönlichkeit. Das Volk, dass ihn gewählt hat, wusste oder weiss von seinen Eskapaden, und sie lieben ihn auch genau wegen diesen Ausschweifungen. Das was mich wütend macht, ist, dass es im italienischen Parlament Personen gibt, die sich sozusagen für Berlusconi “prostituiert” haben, um dort zu sitzen, wo sie heute sind. Das ist der Punkt. Genau diese Stimmen beeinflussen die Zukunft der Schulen, Universitäten und Spitäler. Sie beeinflussen nicht nur die “Partynächte” von Berlusconi, sondern auch mein Leben, meine Steuern, die Migration, zu vieles. Das tut mir sehr leid, ich hänge an meinem Land und liebe es. Darum wäre es mein Wunsch, dass sich qualifiziertes Personal im Parlament für genau diese Dinge einsetzt, nicht Berlusconi. Das ist der eigentliche politische Skandal. Die Frauen die Berlusconi dafür bezahlt, ihn zu befriedigen, ist Nebensache. Er ist sicher nicht der Einzige auf dieser Welt, der sich so amüsiert.

Wann schneidest du deinen Bart ab?
Jovanotti: Haha. Ich hab ja mal gesagt, dass ich den Bart abschneide, wenn Berlusconi den Abgang macht. Schau, ich denke gar nicht an den Bart, somit auch nicht an Berlusconi. Früher oder später wird er Geschichte sein.

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Interview: Vanessa Kunz
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