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8. Mai 2011, 00:00 Movie

Le Quattro Volte

Raphaël Rück - Ein kontemplativer Film, der die verschiedenen Lebenszyklen von Lebewesen ergründen will. Le Quattro Volte ist die bildliche Umsetzung von einer Pythagoras-Formel.

Es ist kein leichtes Werk, das uns Michelangelo Frammartino, italienischer Filmregisseur und Filmdozent an der Civic Film School der Universität Bergamo zu sehen gibt. Die Geschichte kommt zum grössten Teil ohne Dialoge aus und dreht sich um eine Figur: Die eines alten Ziegenhierts. Doch Frammartino geht es nicht um den Menschen, sondern vielmehr um die verschiedenen Reinkarnationen, die dieser durchmacht. Was nach einer hinduistischen Gedankenübung klingt, beruht erstaunlicherweise auf die Lehren des berühmten Philosophen und Mathematikers Pythagoras. Dem zufolge sei der Mensch nicht nur menschlich – also über einen Verstand verfügend – aber auch tierisch, pflanzlich und mineralisch.

Der Mensch. Der Film wird mit dem Ziegenhirt eröffnet, der mit seinen Schützlingen auf die Weide wandert. Der kränkliche Greis hält sich nur noch schwer am Leben und sein letztes Stündchen schlägt, als ihm eines Tages der Kirchenstaub – seine Geheimmedizin – ausgeht.
Das Tier. Tod ist aber auch ein Neuanfang und so wird zur selben Sekunde ein Zicklein geboren (die beeindruckende Aufnahme ist im Trailer zu sehen). Das zarte Tier wird jedoch nicht lange überleben. Es verliert sich im Wald und legt sich unter eine Tanne. In der nächsten Aufnahme ist es verschwunden, als wäre es mit dem Baum eins geworden.

Die Plfanze. Der Film der in Kalabrien spielt (für Geographiebanausen: die Fussspitze des Stiefels), hat auch einen ethnologischen Wert. Im gezeigten Dorf ist es nämlich Tradition, dass man zur "Festa de la Pita" einen grossen Baum aus der Umgebung fällt und ihn auf dem Dorfplatz aufstellt. Wegen seiner herausragenden Grösse, entscheiden sich die Dorfbewohner für den Baum, unter welchem die Ziege lag.
Die Mineralien. Der Baum wird nach einiger Zeit wieder abmontiert und an Köhler verkauft. Diese produzieren in einem aufwändigen Prozess Holzkohle daraus, die sie dann als "Glücksbringer" an die Dorfbewohner verteilen.

Und so wird der Kreis der vier Leben geschlossen.

Der Film ist mehr Meditation als Unterhaltung. Es ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack und natürlich könnte sich ein spontaner Kinobesucher hintergangen fühlen, aber das hängt allerdings von der Motivation ab, mit der man an diesen Film rangeht. LE QUATTRO VOLTE ist ein Arthouse-, Experimental- oder Festivalfilm, je nach dem wie man dieses Genre benennen will und gerade das macht ihn auch so erfrischend.

Bewertung: 2,5 von 5

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