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2. Mai 2011, 15:52 Music Interview

The Wombats: Schmerz und Synthesizer

Andreas Rohrer - Die Wombats wären an ihrem Zweitling beinahe gescheitert: «This Modern Glitch» ist Zeugnis des kreativen Kampfes einer Band, die mit ihrem Debütalbum unverhofft alles erreicht hat. Bassist Tord verrät students.ch, dass der Weg zum Zweitling über Schreibblockaden und andere Pannen des Lebens führte.

«The Wombats proudly present... This Modern Glitch» – Ein Frühlingsmärchen: Die BBC schreit «The pop album of the year, by at least a dozen choruses» und die Wombats enterten die Englischen Charts letzte Woche hinter Adele prompt auf Platz 3. Da wurde also einiges richtig gemacht. Doch der Schein trügt...

Auftritt: Tord Øverland Knudsen (The Wombats) und Andi Rohrer (students.ch)

students.ch: Das war eine ziemliche Odyssee, dieses Album.
Tord Øverland Knudsen (im Bild links): ...oh, das dauerte ewig! Es war wirklich schwieriger als bei unserem Debüt.

Ihr hattet so einige Probleme in der Band. Depressionen, Unfälle, zerbrochene Beziehungen. Was lief bei dir persönlich schief?
Ich bin der einzige, der unversehrt blieb! (lacht) Die anderen Jungs hatten Autounfälle und was weiss ich. Auf dem Album geht es um Pannen des heutigen Lebens. Du kannst die Probleme aus den einzelnen Songs raushören. Murph (Sänger Matthew Murphy, Anm. d. Red.) schrieb diesmal alle Lyrics und hat ernsthaftere Themen aufgegriffen, als beim ersten Album. Anti-Depressiva oder Beziehungsprobleme zum Beispiel. Oder bei «Techno-Fan» geht es darum, dass du deinen eigenen Musikgeschmack aufgibst, nur um mit Freunden an gewissen Orten auszugehen.

Tönt nach einem richtigen Reality-Check!
Das war es wirklich. Nach fast drei Jahren auf Tour ist man richtiggehend entfremdet vom normalen Leben. Wir mussten alle wieder nach der Normalität und unserer ganz eigenen Realität suchen. Deshalb konnten wir anfangs auch keine Songs schreiben, weil wir ganz einfach nicht nah genug bei den Themen des gewöhnlichen Lebens, mit dem sich unsere Fans identifizieren können, angekommen waren. Nach einem halben Jahr ging es dann langsam, und wir begannen wieder gescheites Material zu schreiben.

Das Schreiben war also diesmal ziemlich hart, nicht wahr?
Es war zeitweise sehr, sehr tough. Aber so ist es einfach. Wir sassen 12 Stunden am Tag im Studio, und lange kam gar nichts. Echt mühsam. Doch nur so kann es gut werden – Ein bisschen Schmerz und Angst müssen dabei sein!

Mit der aktuellen Single habt ihr ja ein klassisches Londoner Thema aufgegriffen: Den Hipster. Ich nehme an ihr kennt den «Dickhead»-Song?
(singt) «I play Synth!..» Ja natürlich. Wir hatten den Track bei einigen Konzerten sogar als Intro benutzt. Und siehe da, auch wir benutzen mehr Synthesizer auf dem neuen Album! (lacht) Was die Musik betrifft, bin ich der Meinung, dass man sich niemals einschränken sollte. Für uns war klar, dass das erste Album nicht das volle Spektrum unserer musikalischen Interessen abdeckt. Wir alle wuchsen in den 90er-Jahren auf und hörten wie damals üblich Grunge und Dance-Music. Diese Einflüsse wollten wir in unserer eigenen Musik verarbeiten. Und was man nicht vergessen darf: Wenn du drei Jahre lang die selben 10-12 Songs spielst, langweilt dich das reine Gitarren-Ding einfach... Wir fingen mit der Zeit sogar an, die Instrumente unter uns zu tauschen!

Zum Schluss: Was zum Teufel macht Dave Navarro auf euerm Album?
Wir haben ihn leider gar nicht getroffen. Als wir in LA unser Studio verliessen, war Produzent Rich Costey mit einem Track noch nicht ganz zufrieden. Er wollte einen anderen Gitarrensound. Und wir waren schon wieder in England für ein Festival. Wie es der Zufall wollte, zog als nächste Band Jane's Addiction mit Dave Navarro ins Studio ein, um deren neues Album aufzunehmen. Also hat Rich ganz einfach Dave Navarro gebeten, den Part einzuspielen.

Und dann hat er euch eine gesalzene Rechnung geschickt?
Soviel ich weiss, nicht. Es ist echt komisch, dass wir ihn nicht einmal getroffen haben. Ich meine, es ist okay, ich war grosser Red Hot Chili Peppers-Fan, in den «One Hot Minute»-Zeiten als er noch dabei war. Ich habe sie dann aber spätestens bei «Californication» aufgegeben (lacht).

Dann zeigen wir doch mal ein bisschen Synth: Voilà, die aktuelle Single.

Video: The Wombats – Techno Fan

The Wombats: Offizielle Homepage

Album: The Wombats – «The Wombats proudly present...This Modern Glitch» (Warner)

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