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5. Mai 2011, 00:00 Movie

The House in the Park 公园里的小屋

Christina Ruloff - Aufbruch im Reich der Mitte? Hercli Bundis Dokumentarfilm schildert ein ehrgeiziges Architekturprojekt in China und zeigt, wie zerrissen und gespalten das neue China ist: Was bedeutet Fortschritt und welchen kulturellen und sozialen Preis darf eine Gesellschaft für den Fortschritt zahlen?

„Provokante Menschen wie Ai Weiwei muss man im Zaum halten“, erklärte der Sprecher des chinesischen Aussenministeriums, nachdem der Künstler am 3. April 2011 verhaftet worden war. Derselbe Ai Weiwei – anerkannter Künstler und Menschenrechtler – gehörte zu den Initianten des Städtebauprojekts in Jinhua. Die 4,5 Mio grosse Stadt liegt etwa 300 km südlich von Shanghai und buhlt wie alle Metropolen in der chinesischen Provinz um die Gunst und das Geld von Investoren. Deshalb hatte sich die Stadt zu einem Architekturpark entschlossen, dessen Vielfalt zum „besser denken, leben und arbeiten“ inspirieren soll. Renommierte Architekten aus aller Welt (auch aus der Schweiz) wurden eingeladen, ihre ambitionierten Projekte sollten in Mitten der Einöde und in Rekordzeit umgesetzt werden. Doch das Wunder blieb aus, die Pavillons wurden erst nach jahrelanger Verzögerung eingeweiht; und nun zerfallen sie ohne Storm, Wasseranschluss und ohne das Interesse der Bevölkerung in der Landschaft. Ai Weiwei ist inzwischen an einem unbekannten Ort, weil er es gewagt hat, die Zustände im neuen, fortschrittlichen China zu kritisieren.

Wanderarbeiter bauen das neue China: Wie sehen sie sich und ihre Rolle?

Steht der unvollendete Park von Jinhua stellvertretend für das neue China? Bleiben die sozialen und kulturellen Interessen der Mehrheit hinter dem wirtschaftlichen Gewinn einer Minderheit zurück? Wird die Kultur mit Projekten wie dem Architekturpark für politische Zwecke instrumentalisiert? Oder sehen wir das Phänomen China durch unsere „westliche“ Brille und entsprechend verzerrt? Hercli Bundi hat das Projekt „Architekturpark in Jinhua“ von der Planungsphase bis zur „Fertigstellung“ verfolgt und hinterfragt es. Er hat mit den Initianten, den Architekten und dem Stadtbaumeister, aber auch mit den Arbeitern auf den Baustellen und den zwangsumgesiedelten Bewohnern gesprochen. Er fragt sie nicht nur zum Fortschritt Chinas, sondern auch nach ihren Wünschen und Träumen. Und es ist faszinierend zu sehen, wie wenig sich die meisten Menschen zugestehen, Wünsche und Sehnsucht zu haben, und wie sehr sie doch hoffen, dass alles besser wird, eines Tages, vielleicht. Der Film schwankt zwischen der Objektivität eines journalistischen Beitrags und der Subjektivität eines Tagesbuches und das ist gut so. Diese spannende Mischung öffnet den weiten Raum für Diskussionen rund um das neue China und regt zum Denken an – ohne einen unangebrachten Wahrheitsanspruch zu erheben.

The House in the Park feiert Premiere in folgenden Kinos:

  • Zürich Kino Riff Raff So 15. Mai 12.00h
  • Luzern Kino Bourbaki Mi 18. Mai 20.30
  • Basel Kultkino Atelier So 22. Mai 11
Nach allen Vorführungen findet ein Gespräch mit Regisseur Hercli Bundi statt!

Alles zum Film und der Trailer findet sich unter http://www.mirafilm.ch/filme/TheHouseInThePark

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