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17. Juni 2011, 22:55 Konzert Music

Bright Eyes und die Hoffnung auf ein Wiedersehen

Patrick Holenstein - Conor Oberst hat am Donnerstag seine Bright Eyes ein letztes Mal ins Kaufleuten geführt, ein so prächtiges Vermächtnis hinterlassen, dass er noch lange in Erinnerung bleiben wird und doch schickte er die Leute am Ende mit Hoffnung nach Hause.

Nik Freitas, der talentierte Songwriter aus Kalifornien, hatte den Saal schon mit einer Handvoll seiner Songs und mit dem für ihn typischen, angenehm spitzbübischen Auftreten angeheizt. Alles war bereit. Conor Oberst und seine Band wurden sehnlichst erwartet. Die Spannung stieg, das Gemurmel wurde immer undurchsichtiger, mischte sich mit entspannter Vorfreude. Die Erwartung bei den Leuten war förmlich greifbar. Würden Conor und seine Band beim vermeintlich letzten Konzert in der Schweiz – die Gerüchteküche meldet die baldige Auflösung der Band - überzeugen können?

Bright Eyes hatten nicht vor, das Publikum zu enttäuschen. Bereits bei Four Wind war der äusserst schwach gebaute Erwartungsdamm gebrochen und das Publikum jubelte mit, für und über seine Helden. Die Band ist Kult. Aber woran liegt das? Sicherlich gehört zum Geheimnis, dass die Band den stilistischen Spagat so glaubhaft beherrscht, dass kaum ein Element zuviel ist. Nicht einmal die Discoanleihen bei Shell Games. Beim Beobachten von Conor, wenn man seinen Zuckungen, den irgendwo zwischen leidenschaftlich und zum Fremdschämen agierenden Verrenkungen seines Körpers, folgte, stellte sich die Frage nach dem Beweggrund nicht mehr; er kann einfach nicht anders. Conor Oberst ist wohl schlicht süchtig nach dem Musikmachen.

Im Endeffekt ist aber der Hauptgrund für den Status, den Bright Eyes haben, dass Conor Oberst Geschichten zu erzählen hat. Ob bei Firewall oder The Calendar Hung Itself, mit gegen Ende verzerrter werdender Stimme, aber auch beim grossartigen Orange Bowl, die Band zeigte kaum Schwächen. Gerade bei Letzterem wurde deutlich, wie sauber die Musiker die Dynamik beherrschen. Wenn das quirlige Klavier über dem country-folk getränkten Hintergrund immer wieder aufbraust, stehen diese Augenblicke als Synonym für die Abwechslung im Set.

„Wir spielen normalerweise länger, aber hier ist ja gleich Disco“, verkündete Oberst vor der ersten Zugabe und erntet zustimmende Buhrufe. Landlocked Blues eröffnete die Zugabe. Süsslich, aber nicht überzuckert, melancholisch, aber nicht tieftraurig, pathetisch, aber nicht überladen. Sicher einer der ganz grossen Momente des Abends. Dem stand Road to Joy in nichts nach. Conors Version von Beethovens Ode an die Freude. Mit schrullig-schrammligem Gitarrenintermezzo, einer jaulenden Mundharmonika und einer durchaus packenden Herangehensweise an ein Stück Klassik, das längst zur Popgeschichte geworden ist. Mit den Worten "Vielleicht sind wir ja bald wieder einmal in der Schweiz" wurde das Publikum schliesslich aus dem musikalischen Kaleidoskop des Conor Oberst entlassen und durfte zumindest die Hoffnung mitnehmen, dass sich alle Auflösungsgerüchte in schönste Folkweisen auslösen werden.

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