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28. Juni 2011, 00:00 Movie

La Yuma

Gregor Schenker - Von Bürgerkrieg und politischen Unruhen erschüttert, hat Nicaragua seit zwanzig Jahren keinen Spielfilm mehr hervorgebracht. Eine französischstämmige Regisseurin will das mit La Yuma nachholen und erzählt eine alltägliche Geschichte aus den Armenvierteln der Hauptstadt Managua.

Virginia, Spitzname Yuma, hat’s nicht leicht: Sie wohnt mit ihrer Familie in einer Bruchbude am Rande des Existenzminimums; die Mutter arbeitet den ganzen Tag, während ihr Freund auf der faulen Haut liegt und ein Auge auf die jüngste Tochter wirft; Yumas Bruder ist Mitglied einer Bande und geht auf Diebestouren und der Anführer der besagten Bande ist zugleich der Freund von Yuma und streitet sich ständig mit ihr, da er als Macho keine starken Frauen erträgt. Alles in allem ist es also kein Wunder, dass unsere Heldin nur noch fürs Boxen lebt und darauf hofft, mithilfe des Sports irgendwann aus Nicaragua abhauen zu können. Tatsächlich überzeugt sie einen professionellen Trainer, sie unter die Fittiche zu nehmen. Und sie verliebt sich in Ernesto, einen Journalismus-Studenten aus gutem Hause, dessen Vater in Miami lebt. Fast zu schön, um wahr zu sein …

Regisseurin Florence Jaugey wuchs in Frankreich auf und studierte dort Theaterschauspiel, bevor sie nach Nicaragua auswanderte und innert zwanzig Jahren mehrere Kurzfilme sowie Dokumentationen drehte. Nun hat sie sich an einem Spielfilm versucht, obwohl der gebeutelte zentralamerikanische Staat mit seinen gerade mal sechs Millionen Einwohnern, seiner instabilen politischen Landschaft und der grassierenden Armut keine ideale Ausgangslage dafür bot. Es war dann auch eine Menge ausländische Unterstützung vonnöten, damit Jaugey ein Werk fabrizieren konnte, das in vieler Hinsicht von ihrer Erfahrung als Dokufilmerin herzurühren scheint: Der Dreh mit Laiendarstellern und an Originalschauplätzen oder die oft verwackelte Kameraarbeit hinterlassen einen durchaus realistischen Eindruck und La Yuma bietet damit einen interessanten Einblick in den Alltag eines Landes, von dem man üblicherweise nicht allzu viel hört.

Gleichzeitig erinnert La Yuma an die Telenovelas, welche sich auch die Protagonisten des Filmes ansehen: Es häuft sich Schicksalsschlag auf Schicksalsschlag und die Arm/Reich-Beziehung zwischen Yuma und Ernesto ist ebenso plakativ wie das dezidiert optimistische Filmende, das die Heldin erlebt. Immerhin verzichtet der Streifen auf triefendes Melodrama und verweigert er sich in der Story ab und zu einer allzu vorhersehbaren Gradlinigkeit.

La Yuma bewegt sich alles in allem also spielerisch zwischen sozialkritischem Dokudrama und kitschigem Melodrama, freilich ohne dieses Spiel jemals zuzuspitzen oder sonstwie wirklich ungewohnte Wege zu gehen. So bleibt am Ende ein nicht sonderlich spezielles Dritte-Welt-Drama, wie es von der Art viele gibt, und das man eigentlich nicht gesehen haben müsste – wäre da nicht die junge Tänzerin Alma Blanco, die die Hauptrolle grandios kämpferisch spielt und eine echte Entdeckung darstellt. Fast schon wegen ihr allein lohnt sich das Kinoticket.

(La Yuma ist nicht zu verwechseln mit Todeszug nach Yuma.)


Bewertung: 3 von 5


  • Titel: La Yuma
  • Land: Nicaragua/Frankreich/Mexiko/Spanien
  • Regie: Florence Jaugey
  • Darsteller: Alma Blanco, Gabriel Benavides, Eliézer Traña
  • Verleih: Trigon-Film
  • Start: 30. Juni 2011
Fotos von Trigon-Film
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