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25. Juni 2011, 13:48 Konzert Festivals

Bob Dylan @ Summer Sound in Sursee

Christina Ruloff - Die ganz grossen Hits und ganz viel Blues: Bob Dylan hält Hof am Summer Sound in Sursee. Er stimmt das Volk zufrieden und hat vor allem selber einen netten Abend. Wenn nur der Sound anständig geklungen und die Videoübertragung sinnvoll gewesen wäre! Trotz allem: Auf ein weiteres Jahr in Sursee!

„Wie heisst der noch gleich wirklich? Irgendetwas Zimmerman?“ – „Mann, ist das peinlich, um uns herum kennen sicher alle seinen Vornamen – haha, sollen wir jemanden fragen?!“ Die gutgelaunte Familie hätte sich keine Sorgen machen müssen, denn die wenigsten der zirka 8000 Konzertbesucher sind eingefleischte Dylanisten. Die meisten Leute sind über 40 Jahre alt und einfach hier, weil man einen netten Abend verbringen und Bob Dylan wenigstens einmal im Leben gesehen haben will. Schliesslich ist der Mann eine lebende Legende und das bürgt doch für ein echtes Erlebnis.

Kurz nach 21 Uhr betritt er mit seiner Band auch schon die Bühne und stimmt „Leopard-Skin Pill-Box Hat“ an. Der Altmeister steht in einem schwarzen Jackett mit goldigen Knöpfen, einem grasgrünen Hemd und einem schwarzen Hut, der sich sowohl im wilden Westen wie auch auf der Alp gut machen würden, hinter einem kleinen elektrischen Klavier und haut gutgelaunt in die Tasten. Und jetzt wo er zu singen beginnt, ist auch der Letzte restlos überzeugt: Das ist Bob Dylan da vorne, so tönt sonst niemand auf der Welt. Er näselt sich mit einer derartigen Gleichgültigkeit und einem ganz offensichtlichen Stolz durch seine Partien, dass man ihn nur cool finden kann. Und ab und an beschleicht einen der Verdacht, dass der nun Siebzigjährige eigentlich sehr viel besser singen könnte, wenn er nur wollte. Aber warum soll er? Spätestens bei „Things Have Changed“ hat das Publikum die Ehrfurcht abgestreift, bewegt sich lässig zur Musik und ist begeistert:

People are crazy and times are strange
I’m locked in tight, I’m out of range I used to care, but things have changed

Dylan lädt einen auf eine Reise durch ein Repertoire ein, von ganz alten Songs aus „Highway 61 Revisited“ bis zu Stücken von „Together Through Life“ ist alles dabei und alle vom eingefleischten Fan, der die einzelnen Worte mithaucht, zum zufriedenen Pärli, das mehr mit sich selber beschäftigt ist, kommen auf ihre Kosten.

Dylan ist ein Erzähler und in jedem seiner Worte schwingt echte Leidenschaft mit. Und da ist es umso unerhörter, dass die Videoübertragung wie im Theater einfach nur die Bühne zeigt, anstatt ein paar Close Ups vom Künstler und seiner Band einzufangen. Wer genug weit vorne stand, bekam ein einzigartiges Spektakel vom Mimik und Gestik zu sehen, alle anderen mussten sich mit dem Sound von Dylan begnügend – und der liess zu wünschen übrig. Was sich bereits bei der tollen Vorband um Hank Shizzoe (Vorband sein ist nicht lustig, aber diese Truppe hat wirklich das Maximum herausgeholt und einem mit abwechslungsreichem Sound das Warten versüsst!) abgezeichnet hat, bekam man bei Dylan knüppelhart zu spüren: Die gesamten Bass- und Drumpartien klangen grauenvoll, zu laut, zu rumpelig, nicht abgemixt, Dylan und seine Mundharmonika übertönend. Es verdarb einem ganze Songs.

Bob Dylan gilt als – in jeder Hinsicht – schwieriger Künstler und er wurde seinem Ruf nicht gerecht; er spielte den grosszügigen Gastgeber. Nach 100 Minuten zwar schon Schluss, aber vorher hatte er sich wohlerzogen bei den Fans bedankt und noch mit drei Klassikern beschenkt: Und einmal „Like A Rolling Stone“, „All Along The Watchtower“ und „Blowing In The Wind“ live gehört zu haben – das ist wirklich ein Erlebnis.

Kommentare
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nicthepig 26.06.2011 um 03:47
Es war nicht die beste Stimme, es war nicht der beste Sound. Bei manch einem anderem Künstler hätte das Publikum das Gelände verlassen. Aber auf der Bühne stand Bob Dylan, welcher die Musikszene mehr als alle anderen geprägt hat,dessen Songs von den grössten Bands gecovert wurden und der einfach einen Scheiss darauf gibt was andere über ihn sagen oder schreiben. Ja, das Konzert war einfach cool, weil Bob Dylan auf der Bühne stand.