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19. Juli 2011, 10:20 Campus

Schweizer Studierende im europäischen Vergleich

Dominik Erb - Im Zuge des umstrittenen Bologna-Prozesses wurde einen neue Hochschul-Studie hervorgebracht. In EUROSTUDENT IV wurden die sozialen und ökonomischen Bedingungen unter den europäischen Studierenden verglichen.

Die Schweizer Studis gehören zum fleissigsten Drittel in Europa.

45 Stunden oder umgerechnet 5 1/2 Arbeitstage budgetiert ein Schweizer Student der Human- und Sozialwissenschaften im Schnitt wöchentlich, um sein Studium zu bestreiten. Das scheint auf den ersten Blick nach sehr viel, besteht doch eine gewöhnliche Arbeitswoche aus fünf Arbeitstagen. Schaut man genauer hin, zeigt sich, dass der emsige Student 18 Stunden davon verwendet, um Vorlesungen zu besuchen. Ob er sie dann auch besucht, ist eine andere Thematik. Weitere 18 Stunden verwendet er jedenfalls für sein Selbststudium. Bleiben noch 9 Stunden, die er einsetzt, um Geld zu verdienen. Studenten in technischen Studiengängen investieren gar noch fünf Stunden mehr pro Woche in ihr Studium. Zwar stecken sie weniger Zeit in einen Job neben dem Studium und in das Selbststudium. Dafür haben sie rund neun Stunden oder anders formuliert einen langen Arbeitstag mehr an Vorlesungsverpflichtungen.

Im Ländervergleich am intensivsten studiert wird in Portugal und Estland. Am andern Ende der Rangliste steht Litauen. Dort verwenden die Studenten am wenigsten Zeit für ihr Studium.

Die Schweiz hat europaweit die meisten Studenten, die nicht bei ihren Eltern wohnen und einen regelmässigen Job ausüben.

73% der Studenten, die nicht mehr im Elternhaus wohnen, verdienen sich neben dem Studium ein wenig Geld mit einer Arbeitstätigkeit. Den letzten Platz in diesem Untersuchungsfeld belegt die Türkei. Dort arbeiten gerade mal 15% der immatrikulierten Universitätsgänger neben ihrer Studientätigkeit.

Die Schweiz hat ein Hochschul-System, das alle sozialen Schichten einbindet.

Nur drei Ländern in Europa kann gemäss der Studie EUROSTUDENT IV eindeutig die Klassifizierung zugesprochen werden, ein Hochschul-System mit dem Prädikat "social inslusive" ihr Eigen nennen zu können. Neben Holland und Irland ist die Schweiz das einzige Land, in dem die sogenannten "low education groups", das heisst, Studenten mit niedrigem Bildungsniveau gut vertreten sind und gleichzeitig die "high education groups" und damit die Studenten mit hohem Bildungshintergrund relativ wenig übervertreten sind. Studenten mit hohem Bildungsniveau sind zudem jünger, als jene, die einen tieferen Bildungsweg eingeschlagen haben. Dies liegt in erster Linie daran, dass erstere oft einen sehr direkten Bildungsweg wählen und nach der Matur direkt ein Studium beginnen. Wo hingegen Studierende mit tieferem Bildungsniveau den Umweg über eine Berufslehre oder ähnliche Erfahrung auf dem Arbeitsmarkt wählen.

Hohe staatliche Unterstützungsquoten dominieren in den nordischen Ländern.

In Schweden, Finnland und Dänemark beziehen über 80% der Studenten staatliche Zuschüsse. In der Schweiz sind diese Werte vegleichsweise tief. Nur gerade 8% nehmen staatliche Finanzierungsleistungen in Anspruch. Für Schweizer Studierende ist die Arbeit eine wichtige Einkommenskomponente. Die zeigt sich nicht zuletzt in den hohen monatlichen Einkommen der Studis, bei denen die Schweizer mit 1153 Euro monatlich einen Spitzenplatz einnehmen. Der Medianwert (der Wert genau in der Mitte der Verteilung der 23 untersuchten Länder) liegt mit knapp 400 Euro deutlich unter der Schweizer Marke.

Trotz vieler positiven Werte sind die Schweizer Studenten nicht in allen Bereichen zufrieden, wie etwa mit dem Zeitbudget oder der Qualität der Bildung. So gesehen kann man sich nicht auf publizierten Ergebnissen ausruhen, sondern muss weiter an der Optimierung des Bologna-Systems arbeiten.

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