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23. Juli 2011, 19:24 Music Festivals

Tom Jones am Live At Sunset

Christina Ruloff - Wie er lacht und wie er singt! Tom Jones beweist am Live at Sunset, dass er nicht nur sehr berühmt, sondern vor allem wahnsinnig talentiert ist und den schönsten Beruf der Welt hat. Wer noch nicht als Fan kam, war danach bestimmt bekehrt!

Ganz in Schwarz geschniegelt in einem perfekt gebügelten Anzug tigert Tom Jones auf die Bühne – und er strahlt. Das Strahlen ist echt, Tom Jones freut sich auch noch nach 50 Jahren Showbusiness auf der Bühne zu stehen und das zu tun, was er ganz offensichtlich am liebsten tut: Singen und dem Publikum damit eine Freude machen. Seine Stimme – nebst seiner charming personality und seinem Enthusiasmus sein Kapital – klingt schlicht grossartig. Und mit dieser Stimme kann er eigentlich alles: Rock’n’roll („Burning Hell“ – ein John Lee Hooker-Cover von seinem neuen Album Praise & Blame), Blues („What Good Am I“ – ein Bob Dylan-Cover: Sehr eindrücklich live, es wurde ganz still im Publikum), Country („Green Green Grass of Home“ – ein Cover von Curly Putman) und schliesslich Disco-Pop meistert Jones mit Leichtigkeit, Leidenschaft und vor allem Begeisterung. Man traut kaum den eigenen Ohren, wie wandelbar diese Stimme ist und wie schnell sie vom tiefen Bass in ganz hohe Stimmlagen wechselt. In einer Zeit, in der die meisten Sänger nicht mehr singen können (und offenbar auch nicht können müssen) ist jemand wie Tom Jones ein Segen.

Tom Jones ist nicht nur ein begnadeter Sänger, er ist vor allem auch ein Star und eben Tom Jones: Er freut sich riesig über sein Publikum und seine eigene Stimme, er lacht laut heraus, wenn ihm ein Lied besonders gut gelungen ist (oder wenn er sich erinnert, dass der ärmste Joe Cocker am Vorabend am Live at Sunset eine richtige Regendusche gekriegt hat) – und er greift ab und an tief in seine Anekdotenkiste: Wie er mit Elvis eine Afterparty gefeiert hat, wie er selber in New York die damals neuste Platte von Jerry Lee Lewis entdeckt und beschlossen hat: Das ist so toll, dass ich das „covern“ muss! Vielleicht ist das die grösste Stärke von Tom Jones: Er erkennt das Potential von Liedern und muss sich nicht beweisen, indem er „nur“ seine Werke spielt. Er weiss um die Schönheit von Liedern, weil er die Musik liebt.

Natürlich gibt es da auch das Publikum und als Gentleman und Star weiss Jones die Publikumserwartungen zu erfüllen. Allerdings hat man nie auch nur den geringsten Verdacht, dass er einfach „sein Programm abspult". Zu sehr liebt er seine Musik: Er spielt „Delilah“ und tigert dabei auf der Bühne herum, als wäre er 40 und nicht 71. Er singt „It’s not unusual“, das Publikum tanzt und man kommt sich plötzlich wie in einem herrlich altmodischen Dancing vor – alles so nahe und intim. „I’ll Never Fall in Love Again“ klingt fast so, als sänge er das Lied nur für... einen! Und bei „Kiss“ ist das Publikum ohnehin hin und weg: Tom Jones ist und bleibt ein grosser Künstler.

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