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18. August 2011, 15:14 Konzert Music

Hallenstadion wird bei Prince zum Partytempel

Patrick Holenstein - Nein, Prince hat im Hallenstadion nicht mit Hits gegeizt, sondern seine Fans förmlich mit Klassikern überschüttet. Überhaupt nicht selbstverständlich bei Prince. In Zürich spielte er ein berauschendes Konzert, zeigte viel Ausdauer und feierte eine überwältigende Funkparty.

Ein goldener Scheinwerfer taucht aus dem Hintergrund der Bühne auf, von der Decke rieseln goldene Flitterblättchen und Prince tanzt ausgelassen mittendrin. Klar, dass er ebenfalls ein goldenes Jackett trägt. Das passt perfekt zum Opener, der heisst immerhin «Gold». Der Mann weiss sich zu inszenieren, fährt gleich die ganz grossen Emotionen auf. Backgroundsängerin Shelby J., die sich als geniale Zweitstimme erweist, übernimmt in der Startphase zeitweilig die Leadvocals, sodass Prince sich ans Klavier setzen und gemeinsam mit der New Power Generation, wie Princes Band heisst, eine strahlende Version des Hits spielen kann. Doch damit nicht genug: nahtlos geht der Song in «Purple Rain» über. Die Sicht auf die Bühne ist vor lauter Flitter in der Luft kaum mehr möglich. Das ist nahe am Kitsch, das ist pathetisch, das ist Prince – herrlich, das muss so sein. So beenden andere ihre Konzerte.

Doch hier ist ein kleiner Kritikpunkt zu finden. Unweigerlich stellt sich im Laufe des Abends die Frage, welches denn der echte Prince ist. Denn gelegentlich überlädt er seine Songs, legt wahnsinnig viel Show hinein, spielt mit den Leuten minutenlang Singspielchen, die gegen Schluss immer mehr nerven, oder wirft sich in sehr inszenierte Rockstarposen. Klar, so kennt man ihn, die Menge will das und frisst ihm von der ersten Minute an aus der Hand. Dabei ist Prince am besten, wenn er sich einfach an den Flügel setzt und völlig auf sich alleine gestellt ein zerbrechliches und extrem feinfühliges «Emtpy Room» oder eine wunderbar berührende Version von «Diamonds & Pearls» spielt. In diesen Momenten ist aller Pathos, sind sämtliche gross gestalteten Emotionen, ist jeglicher Goldflitter und sind die verschiedenen Showelemente, die Prince – fast als Gefangener seines Erfolgs – einfach bringen muss, vergessen. Dann sitzt Prince Roger Nelson aus Minnesota da, zeigt sich brutal authentisch und verletzlich, gefühlsnackt und unschlagbar gut. Aber natürlich braucht es auch den Künstler, der sich hinter dem Partyzubehör verstecken kann und das beherrscht er ja meisterlich.

Fotografen soll Prince nicht zugelassen haben, daher ein Fanvideo. Quelle: Youtube

Eine Party schenkt Prince seinen Fans in Zürich dann definitiv. Kein anderes Publikum auf der Tour hat so viele Hits zu hören bekommen. Von «Cream» über «1999» und «Little Red Corvette», aber auch «Kiss» und als besondere Aufmerksamkeit eine brillant entspannte Version von «When Doves Cry». Das er sämtliche grossen Hits spielt, ist bei Prince nicht selbstverständlich. Erinnerungen an Konzerte in den späten Neunzigern, bei denen Prince seine Hits als Medley förmlich verunstaltet hat, zeigen, dass er heute deutlich gelassener wirkt, fast schon euphorisch auf der Bühne steht. Zum Highlight wird «Nothing Compares 2 U». Shelby J. singt nicht nur gemeinsam mit Prince, sondern diesen mit ihrer dunklen, warmen Stimme auch gleich problemlos an die Wand. Der ist sich dessen offenbar bewusst und hält sich zurück. Grossartig, aber auch feinfühlig, wie die beiden interagieren und dem Klassiker Leben einhauchen.

Generell gebührt der New Power Generation ein Lob. Die Truppe ist absolut gut drauf und trägt ihren Chef durch eine Setlist, die immer mehr zur Funkparty wird. Besonders viel Spass macht es, dem weiblichen Dreigestirn aus Shelby J., Andy Allo, die Gitarre spielt und vergnügt auf der Bühne tanzt, und Ida Nielsen, die ihrem Bass viele starke Momente entlockt und bei Solos manchmal an die Red Hot Chili Peppers erinnert, zuzusehen.

Abschliessend lässt sich sagen: Prince hat wohl seinen Frieden gefunden, die rebellischen Jahre scheinen vorbei. Heute gibt er den Leuten die Musik, die sie hören wollen und dazu gleich noch einige seltene Liveperlen wie «Emtpy Room». Zweieinhalb Stunden voller Hits und ein Prince, der das Hallenstadion in einen brodelnden Partytempel verwandelt. Was will man mehr?

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