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19. August 2011, 11:45 Kolumnen Kultur International Politik

Schuldenkrise

- Die Chinesen haben seinerzeit 1.16 Bio. Doller in US-Staatsanleihen investiert und somit stellt China den größten Auslandsgläubiger der USA dar. Dementsprechend ist das Land von herausragender Bedeutung, was die Finanzierung des US-Haushalts betrifft.

Durch die fiskalischen Probleme der USA entpuppt sich immer mehr ein politisches Machtspiel, aus dem Kokon der wirtschaftlichen Beziehung. Dabei vergessen viele, wie sehr eigentlich die beiden Supermächte abhängig voneinander sind.

Ein Blick hinter die ökonomischen Kulissen :

China hat seine eigene Währung an den Dollar gebunden und ermöglichte es sich auf diese Weise Innerlands einen Exportboom zu erzeugen, der vor allem auf niedrigen Preisen beruhte. Um die Kurse der eigenen Währung im gewünschten Rahmen zu halten, generierte die chinesische Notenbank direkt Geld, welches umgehend in den Devisenmarkt floss. Das eigene Geld wurde in Dollar getauscht und diese wiederum in Anleihen und vor allem US-Staatsanleihen investiert, damit das Geld eine zusätzliche Rendite erwirtschaften kann. Dadurch löste China einen Nachfrageboom für US-Anleihen aus, der niedrige Finanzierungsmöglichkeiten zur Folge hatte und zunächst der Stärkung der US-Wirtschaft diente und in der Folge zur Finanzierung der US-Finanzmärkte beitrug.

Billiges Geld befördert die Spekulation, da es sie ertragreicher gestaltet.In der Umkehr löste der günstige Wechselkurs und das Überangebot in China dann den Exportboom aus, sprich beförderte die Direktinvestitionen, ausländischer Unternehmen, in das Land. Im Fazit kann man sagen, dass China auf den USA gebaut ist.

Umso mehr überrascht die Reaktion der Chinesen auf die aktuelle Lage in den USA, mit der sie die Werthaltigkeit des eigenen Investments stark infrage stellen.Im Dezember 2009 reduzierte China seine US-Staatsanleihen um 34 Mrd. Es folgten Monate des Abbaus respektive der Stagnation. Ein Warnschuss oder auch die komplette Abkehr von den USA deutete sich an. Seinerzeit sprang der Finanzplatz London für China ein und kompensierte die Ausfälle. Im Markt wurde vermutet, dass London die Papiere in diverse Finanzkonstrukte rein packt und weitervertickt. Häppchenweise, sodass die Risiken gestreut scheinen. Wie dann ein Jahr später raus kam, haben die Chinesen nicht mehr direkt in den USA gekauft, sondern in London.

Es war also nur ein Warnschuss Richtung USA. Dieser deutete darauf hin, dass China durchaus bereit ist, politisch aktiv gegen das Anspruchsdenken in den USA vorzugehen und sich in seiner Rolle des passiven Profiteurs neu zu definieren gedenkt.Mittlerweile wird es direkter. Bereits während der US-Kongress sich noch stritt, forderte China direkt eine nachhaltige Lösung (wir kennen die Wortwahl von S&P) der Schuldenproblematik. Dabei ging es vor allem um die Beschleunigung der Verschuldung und nicht um die Anhebung der Schuldengrenze.

Während des gesamten Prozesses folgten Nadelstiche durch die eingangs beschriebenen Abstufungen der Ratingagentur Dagong, dazu folgte ein bissiger Kommentar der Nachrichtenagentur Xinhua, die als Sprachrohr der chinesischen Regierung gilt. Demnach habe China als größter Gläubiger jedes Recht Forderungen an die USA zu stellen, um die Sicherheit des eigenen Vermögens sicherzustellen. Die kurzsichtige Schuldenpolitik, einhergehend mit einem aufgeblähtem Sozialstaat und sehr hohen Militärausgaben könnten der Auftakt zu noch verheerenderen Bonitätsnoten sein. Es ist von Schuldensucht die Rede, mit der die USA versuchen ihre Probleme zu lösen und schlussendlich mündet es in der Forderung, dass der Dollar als Leitwährung abgelöst werden müsse.

Im Kern fordert China nichts anderes, als die Entmachtung der USA als Supermacht. Wie stark die USA diesbezüglich angeschlagen sind, zeigen die verhaltenen Reaktionen seit dem Beginn der Finanzkrise auf. Bis auf den Fakt der für die USA nachteilhaften Währungsbindung Chinas, konnte kein wirksamer Angriffspunkt gefunden werden.

Bei dieser Form des Aktionismus stellt China die Machtpolitik über die eigenen Investments und Staatsfinanzen. Aufgrund der starken gegenseitigen Bindung kann das durchaus im Desaster für beide Staaten enden.

Sakib Mehanovic

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