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14. September 2011, 10:54 Kolumnen

Mediale Debattenblödheit

- Die Aufgabe der Medien ist es, das Zeitgeschehen zu beobachten, es darzustellen, zu analysieren und zu kommentieren. Die Medienlandschaft schiesst aber über das Ziel hinaus, mit gravierende Folgen. Ein Einblick.

Ich finde es ja durchaus sympathisch, wenn aus Journalistenreihen Kritik gegenüber dem Spiegel geübt wird, der sich in beängstigender Art und Weise dem Boulevard nähert. Nur ist das Handelsblatt mit seinen unsäglichen „Exklusiv-Artikeln“ selten mal einen Deut besser. Im Gegenteil, es werden Non-Events aufgebauscht und Suggestionen in die Welt gesetzt, die mit der Realität gerne mal wenig zu tun haben, oder sie in bedenklichem Maße dramatisieren.Die BILD übernimmt die Rolle des blinden Scharfschützen und schiesst auf alles und jeden, der „an das deutsche Geld“ will. Populismus, Dramatisierung und eine Brise Diffarmierung gehören zu den Grundbeilagen, der eher weniger appetitlichen Artikel.

Wohin soll das führen ?

Die Folgen solcher Artikel sind weitreichend. Auch aus Berlin hört man nur Bullshit. Die FDP sieht sich zu vielfachen Statements gezwungen und die Koalition im gesamten muss nun irgendwas Einschränkendes liefern, damit das Gesicht gewahrt bleibt. Die Opposition brüllt sowieso immer nur blödes Zeugs rum, dass kann man ignorieren. Sprich die Grünen wollen alles anders, aber nicht sagen wie und die SPD ist dagegen und dafür zugleich. Gab es sonst noch wen? Achja, die Linken. Die streiten sich um den Mauerbau...

Jetzt kursiert das schöne Wörtchen „Parlamentsvorbehalt“ durch die Debatte. Also: „Hey wir retten euch! Unter Vorbehalt.“ Die Griechenlandanleihen sind schon wieder auf Talfahrt. Italien und Spanien leben zurzeit nur noch von den Interventionen der EZB. Lediglich um Portugal und Irland schert sich keine Sau.

Wer Debatten führen will, soll das anständig tun. Argumente für oder gegen Hilfspakete. Nur wer rettet, muss es dann auch durchziehen und da bleibt nur der Weg, dem ESFS auch die entsprechenden Befugnisse zu geben. Wo aber bleibt denn der Aufschrei, wenn um die Ausgestaltung der Rettung geht? Alles alternativloser Kram. Scheinbar.

Es fehlt ein Konjunkturpaket für Griechenland. Es fehlen Integrationsmaßnahmen für eine europäische Wirtschaftspolitik, es fehlt die Weitergabe der durch die EZB zu niedrigen Preisen gekauften griechischen Anleihen an das Land zurück, um eine sofortige Schuldenentlastung zu generieren. Das sind die Debatten, die wichtig sind. Die fehlen. Stattdessen suhlt man sich in Mainstreamgeplapper und Skandalisierung normaler Verwaltungsvorgänge.

Man verschlimmert die Lage.

Den Medien und den ewig Futter liefernden Politkern sei Dank.

Sakib Mehanovic

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