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26. September 2011, 00:09 Movie Zurich Film Festival

Let Me In @ Zurich Film Festival

Gregor Schenker - Dieses Hollywood-Remake des schwedischen Horror-Hits "Let the Right One In" hat kaum ein Publikum gefunden, auch die Vorstellung am ZFF war eher schwach besucht. Das ist schade, denn Let Me In ist ein ausgezeichneter Film.

Im Vorfeld hiess es einmal, Let Me In sei kein Remake des schwedischen Let the Right One In, sondern eine Neuinterpretation des zugrunde liegenden Romans von John Ajvide Lindqvist. Das erweist sich nun als Ente, denn die Version des Cloverfield-Regisseurs Matt Reeves folgt über weite Strecken der filmischen Vorlage. Die kleinen Akzentverschiebungen reichen aber aus, um dem Werk zu seiner Existenzberechtigung zu verhelfen.
Hollywood versetzt die Handlung von Schweden ins kalifornische Städtchen Los Alamos, es herrschen aber nach wie vor die 1980er. Ronald Reagan hält im Fernsehen Ansprachen über "die Bösen" und "die Guten".

An die saubere Einteilung zwischen Gut und Böse glaubt auch die fanatisch religiöse Mutter von Owen (gespielt von Kodi Smit-McPhee, dem Sohn aus The Road). Der Junge selbst wird jeden Tag an der Schule mit dem Bösen konfrontiert, wo er von Kenny und seinen Spiessgesellen gehänselt wird. Und da ist noch Abby (der Kick Ass-Star Chloë Grace Moretz), die Tochter des neuen Wohnungsnachbarn. Owen freundet sich mit ihr an, stellt aber bald fest, dass sie ein Vampir ist. Was ist stärker: Seine aufkeimende Liebe für das Mädchen oder das Entsetzen über ihre Taten?

Im Vergleich zur Vorlage arbeitet Reeves die Doppelnatur des Vampirkindes stärker heraus. Abby ist nicht gut, aber auch nicht wirklich böse (ein Kommentar zur politischen Schwarzweissmalerei auch unserer Tag). Sie erscheint manchmal überraschend hilflos, ihre Kletterkünste zum Beispiel lassen zu wünschen übrig. Umso brutaler tötet sie, wenn sie in die Ecke gedrängt ist. Und während sich beim Ende von Let the Right One In eine subtile Zweideutigkeit eingeschlichen hat, die von den Machern nicht beabsichtigt war, lässt Reeves keinen Zweifel daran, dass das Happy End seines Filmes keines ist.

Let Me In ist fieser, brutaler, politisch genauer definiert und rasanter inszeniert als die Vorlage – herrscht bei den Schweden kontemplative Ruhe, regiert hier rohe Energie. Die schauspielerischen Leistungen von Smit-McPhee und Moretz stehen denen des originalen Pärchens in nichts nach, die Nebenfiguren sind sogar merklich weniger holzschnittartig gezeichnet (was sich besonders an den Schulhofschlägern festmachen lässt, die im schwedischen Original wenig mehr als Karikaturen waren). Und es gibt hier weit und breit keine lächerlichen computeranimierten Katzen zu sehen. Let Me In ist ein Remake, das das Original in den Schatten stellt.

Einziger Wehrmutstropfen: Wir müssen weiterhin auf eine Adaption warten, die den Horrorvisionen von Lindqvists Roman gerecht wird.

Der Film lief am ZFF als Special Screening und Schweizer Premiere. Voraussichtlich kommt er im Oktober regulär in die eidgenössischen Kinos.

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