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11. Dezember 2011, 19:50 Konzert Music

Disco fever&fucked up: Fitzsimmons im Kaufleuten

- Wenn man den Festsaal im Kaufleuten in Zürich betritt, kommt es einem vor, als stehe man unter Deck eines Schiffsbugs. Steht dann noch William Fitzsimmons auf der Bühne, gerät man bei seiner Musik sogar leicht ins Schwanken..

Rote und schwere Samtvorhänge zieren den Raum. Rechts und links von der Bühne hat es knapp zwanzig glitzernde Discokugeln, welche festlich von der Decke baumeln und im Rhythmus der Musik um die eigene Achse tanzen. Der Holzboden knarzt, eine drängelnde Meute erstreckt sich an der Bar entlang, gierig nach süffigem Bier.

Der Support Act bietet Alexi Murdoch. Der schottische Singer-/Songwriter mit griechischen Wurzeln wirkt von weitem im Festsaal des Kaufleutens wie ein kleiner scheuer Fremder, welcher auf seiner Gitarre klimpert. Jedoch ein Fremder, mit welchem man gerne über Musik philosophieren und dabei ein Bier trinken würde. Nach einer kurzen Pause und tosendem Applaus des ersten Gastes ist er endlich da – bärtig und mit schlaksigen Beinen steht er auf der Bühne: William Fitzsimmons.

Ein Mann mit sarkastischen Sprüchen, witzig und auf Anhieb sympathisch. In der ersten halben Stunde singt er hauptsächlich Songs seines neusten Streichs: «Gold In The Shadow». Die Musik des bärtigen Musikers klingt fröhlicher und ist erfrischender als die gewohnte Melancholie, welche er bei seinem Antlitz versprüht. Spätestens bei seinen neuesten Stücken wie «Beautiful Girl», «Winter From Her Leaving», «Fade And Then Return» oder «Tied To Me» sind auch Neulinge der Fitzsimmons-Anhänger von seiner Musik überzeugt.

Er trägt braune Hosen und ein Jeans-Hemd, wobei seine pelzige Brust vor seinen Fans liebäugelt. Diesmal verzichtet er auf seine geliebte Wollmütze – anstelle dessen kriegt er eine aus dem Publikum auf die Bühne zugeworfen. Kurzerhand stülpt er diese ans nächstgelegene Mikrofon und bedankt sich verlegen für das Souvenir.

William Fitzsimmons - 10. Dezember 2011 Kaufleuten Zürich
William Fitzsimmons - 10. Dezember 2011 Kaufleuten Zürich

Bedanken tut er sich auch ganz offiziell mit einer kleinen Liebeserklärung – an seine Mama gewidmet. Normalerweise würde man an dieser Stelle sagen, er wäre ein «Muttersöhnchen». Meiner Meinung nach, beweist er damit Klasse und Stil eines Mannes. Schliesslich besagt eine Weisheit, dass ein gut erzogener Mann eine Frau so behandeln würde wie seine eigene Mutter. Die Aufgabe hat William Fitzsimmons erfüllt und alle Frauenherzen im Raum trotz Bart und Glatze für sich gewonnen.

Nebst seiner kleinen Erkältung und flottem Mundwerk steht natürlich seine Musik im Vordergrund. Mit Ukulele, Gitarre & Co. erhält der Liedermacher aus Pittsburgh (Philadelphia) musikalische Rückendeckung von seinen drei Bandmitgliedern. Ruhige Melodien, ein weicher Beat und elektronisches Gezirpe sind auch bei älteren Songs wie «Everything Has Changed», «I Don’t Feel It Anymore» oder «You Still Hurt Me» spürbar.

Nach knapp 80 Minuten steht das schwankende Schiff unter Liebesgeflüster und die Melancholie erwärmt den Raum. Die Zugabe «If You Would Come Back Home» erinnert einem an das dauerhafte Kribbeln auf der Haut – oder wie William Fitzsimmons zu Beginn seiner hervorragenden Performance schon sagte: «Thanks for coming and fucking up with us tonight!».

Hier mehr über William Fitzsimmons erfahren

Text: Alexandra Stüssi

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