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9. April 2012, 10:10 Kolumnen

Ben & Jerry's macht das Leben fair - Teil 3

Stefan Tschumi - Wir erlebten die Schuljahre von den zwei Eiscreme-Virtuosen sowie die Entstehung der Marke Ben & Jerry's. Jetzt wird es Zeit, Zeuge der wohl bis dato coolsten Marketingmassnahme überhaupt zu werden.

Aus den Schulfreunden wurden also Geschäftsbesitzer mit einem Eiscreme-Laden in einer umgebauten Tankstelle in Vermont. Doch da gab es ein kleines Problem...

Die spezielle Idee

Der Haken an der Lage in Vermont war nur, dass im Winter kaum Kunden zu Besuch waren. Im Sommer aber das Geschäft auf Hochtouren lief. Dadurch entstanden grosse saisonale Schwankungen, welchen finanziell gar nicht so einfach entgegen zu wirken war. Der Ausweg sahen die zwei darin, die Marke Ben & Jerry’s bekannter zu machen. Um die Ice Cream und den Namen Ben & Jerry’s durchs ganze Land zu tragen, schafften sich die zwei im Sommer 1986 ein altes Wohnmobil an. Das Innenleben der alten Karosse wurde zu einer mobilen Eiscremefabrik umfunktioniert und die Karosserie mit grünen Wiesen, blauem Himmel, weissen Wölkchen und schwarz-weissen Kühen bemalt. Das war die Geburtsstunde des Cowmobiles. Das Fahrzeug hatte übrigens das gleiche Design wie die heutigen Pints (Eiscremebecher).

Unterwegs erfreuten sich viele Eiscremefreunde den gratis ausgegebenen Variationen von Ben und Jerry. Die Idee funktionierte. Die Bekanntheit wuchs stetig an und Tag für Tag gewannen die zwei innovativen Köpfe neue Fans. Der Schicksalsschlag allerdings lies nicht lange auf sich warten. Ausserhalb von Cleveland fing ihr Vehikel nach 4 Monaten Tour durch die USA Feuer und brannte komplett aus. Ben bezeichnete den Anblick des niedergebrannten Gefährts später als “das weltweit grösste Baked Alaska“. Baked Alaska ist heute eine Eiscremesorte von Ben & Jerry’s, bestehend aus fair trade Vanille und kleinen Marshmellow-Eisbären. Auf der Verpackung ist der Slogan “if it’s melted, it’s ruined“ zu lesen, was zu Deutsch übersetzt so viel bedeutet wie, wenn es geschmolzen ist, ist es ruiniert. Dies ist eine Anspielung auf das zerstörte Cowmobile von Cleveland.

Von berühmt zu berüchtigt

Die Tour durch die USA machte Ben & Jerry’s im ganzen Land berühmt. Der Brand ihres Wohnmobils und ihre Fähigkeit in diesem Schicksalsschlag nur den positiven Aspekt zu sehen, nämlich, dass niemand verletzt wurde, machte sie berüchtigt. 1988 erhielten die zwei Eiscreme-Virtuosen durch US Präsident Ronald Reagan den U.S. Small Business Person Of The Year Award verliehen.

Das damit zusammenhängende Preisgeld wurde in die Unternehmung und für diverse Projekte von Non-Profit Organisationen investiert.

Im Jahr 2000 schliesslich wurde Ben & Jerry’s von Unilever übernommen, welche die Traditionen rund um die Marke Ben & Jerry’s hochhalten und sich für viele gemeinnützige Projekte unter dem Namen Ben & Jerry’s engagieren.

Heute produziert Ben & Jerry’s in drei Fabriken. In Waterbury Vermont wird teilweise für den nord- und südamerikanischen Markt produziert. Aus Montreal stammen die Produkte für Kanada und den Rest des nordamerikanischen Kontinents. Europa wird mit Eiscreme aus Hellendoom in Holland versorgt.

Bei der Produktion der Eiscreme wird grössten Wert auf Fair-Trade Produkte gelegt. So arbeitet Ben & Jerry’s sehr eng mit Max Havelaar zusammen und sorgt durch ihr Engagement und den ausschliesslichen Bezug von Fair-Trade-Zutaten, dafür, dass Bauern von Indien bis Bolivien ein besseres Leben haben.

Frei nach dem Motto: Das Leben ist nicht immer fair. Ben & Jerry’s schon.

Nice to know

Ben & Jerry’s war die erste Marken-Eiscreme welche ins Weltall flog. Und dies an Board eines Space-Shuttles.

In Waterbury Vermont kann man die Fabrik besuchen und Einblicke in die Produktion gewinnen. Am Schluss der Factory-Tour gibt es gratis Eiscreme zu probieren.

Im Garten hinter der Fabrik in Waterbury findet sich ein Friedhof. Aber nicht etwa für Menschen. Dieser Friedhof ist die Ruhestätte für die Glacesorten, welche nicht mehr produziert werden und daher quasi gestorben sind.

So gut wie alle Kreuzfahrtschiffe der Royal Caribbean International sind mit Ben & Jerry’s Eisdealen, so genannten scoop shops, ausgestattet.

Entstehen in den Fabriken Fehlproduktionen, dürfen diese von den Mitarbeitern mit nach Hause genommen werden. Fehlproduktionen bei Ben & Jerry’s bedeutet übrigens, dass entweder zu grosse oder zu viele Stücke in die Eiscreme fallen und deshalb nicht verkauft werden. Da können einem die Mitarbeiter wahrlich leid tun...

Die beliebteste und meistverkaufteste Sorte ist heute Cherry Garcia

Bildquelle: flickr

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