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22. April 2012, 15:35 Music Festivals

Zermatt Unplugged: Ein fulminantes Finale!

Eva Noëmi Weniger - Der letzte Festivaltag war schlicht perfekt. Das Matterhorn erstrahlte in seiner ganzen Majestät und die beiden Hauptacts überzeugten mit unglaublicher Hingabe und musikalischer Vielfalt. Gekrönt wurde der Abend durch das britische Multitalent SKIN, welche im Vernissage das Publikum elektrisierte.

Es ist kein Geheimnis, dass der jeweils letzte Tag an Festivals oft etwas lasch sein kann. Davon konnte gestern nicht die Rede sein. Im Gegenteil: Es schien, als läge ein gewisser Zauber in der Bergluft und die Vorfreude auf den Abend war überall zu spüren. Auch bei den Künstlern selbst. So traf ich Backstage auf einen ganz entspannten Aloe Blacc (trotzt staffem Zeitplan), der von den Walliser Bergen sichtlich angetan war. „Es ist wunderschön! Die Luft ist so frisch, die Leute total freundlich und es ist so angenehm ruhig – es scheint wie der perfekte Ferienort“. Er selbst hatte aber keine Zeit dafür, ausser einem kurzen Ausflug auf den Berg, um die Sicht auf das Matterhorn zu geniessen. Obwohl er noch in der Nacht wieder aufbrechen müsse, freue er sich unglaublich auf den Abend, verriet er weiter. Unplugged bedeute für ihn eine intime Performance. Und besonders mit dem Düsseldorfer Streichquintett könne er mehr mit seiner Stimme experimentieren und offener singen. Er werde aber auch noch mit seiner Band aus Paris spielen, da gehe es dann mehr um Energie und Tanzen auf der Bühne.

Bevor wir um halb neun in den Genuss dieser dichten musikalischen Darbietung kamen, überzeugten wir uns im Foyer von der energiegeladenen Musik des Bieler Youngtalents Micha Sportelli, der barfuss und publikumsnah die Songs seines Albumdebüts „One of the Lost“ präsentierte. Mit viel Inbrunst und ganz versunken in sein Spiel sorgte er mit seiner Band für famose Stimmung. In der Zeltbühne wurde vor Blaccs Konzertbeginn noch heftig gedankt und gerühmt, die Veranstalter schienen ganz zufrieden mit dem bisherigen Verlauf und luden bereits vorab zur grossen Afterparty im Vernissage. Magisch. So kann man die Darbietung von Blacc und seinen zwei „Bands“ durchaus nennen. Beeindruckend vielfältig aber stets präzise präsentierte sich sein Gesang über teilweise komplizierte gebrochene Rhythmen des klassischen Streichquintetts. Die erste Hälfte des Konzerts war so sehr intim und ruhig ausgelegt, und sorgte beim Publikum merklich für Beeindruckung. Als darauf die jungen Franzosen der Lifeband die Bühne betraten, erlebte man einen ausgewechselten Blacc. Nun tanzte er mit sexy Hüftschwung auf der Bühne umher und sorgte für ein durchgehend stehendes Publikum, welches begeistert mitsang, klatschte und tanzte. Die Künstler genossen es sichtlich und spielten bis 22:15. Der Applaus war enorm, das Publikum energetisiert – und so vermochte auch der eisige Schneewind die Stimmung nicht trüben, der nunmehr um die Spitzen der Zelte und des „Horu“ fegte.

Eilig begab man sich ins nahe gelegene Vernissage, um die Ohren aufs Neue verwöhnen zu lassen. Vom Soul ging’s nun zum Jazz. Der amerikanische Wunderknabe Peter Cincotti machte nicht nur wegen seinen Lackschuhen und dem knackigen Anzug eine gute Figur. Vom Balkon der VIP-Lounge hatten wir die grosse Chance, neben Brooke Fraser, Grégoire und Blaccs Entourage einen perfekten Blick auf das imposante Fingerspiel des Pianisten zu erhalten. (Natürlich war auch sein Gesang astrein). Trotzt wiederholten Pannen am Flügel (der Herr mit dem scheinbar absoluten Gehör brach sein Spiel mehrmals ab, mit der Begründung, es sei plötzlich alles verstimmt), liess sich der erfolgreiche Jazz-Künstler, der seit seinem 4. Lebensjahr Klavier spielt, nicht aus der Ruhe bringen. Charmant leitete er durch die Unterbrüche, indem er schmeichelhafte Anekdoten über die Schweiz teilte, zu welcher er seit seinem ersten Montreux-Auftritt einen ganz emotionalen Bezug habe. Ein richtiger Entertainer eben – er servierte den begeisterten Fans die perfekte Mischung aus seinen grossen Hits wie „Goodbye Philadelphia“ und einigen neuen Songs, welche er für sein neues Album geschrieben hatte. Dazwischen kokettierte er immer wieder mit Witzeleien. Nach dem Ende dieses letzten Konzertes war es aber lange noch nicht vorbei: Das Vernissage füllte sich bis zum Bersten, es schien, als sei das ganze Dorf gekommen, um zum Set der DJane SKIN noch ein letztes Mal richtig abfeiern zu können. Und das Anstehen im Schnee hatte sich gelohnt: Die UK-Künstlerin lieferte die perfekte Mélange von astreinem Elektro, einigen populären Melodien und etwas Dubstep für die mutigsten Tänzer. Es wurde gekreischt, getrunken und gelacht was das Zeug hält. Die Party war definitiv legendär.

Zermatt du warst gross und wir freuen uns auf nächstes Jahr!

Kommentare
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Sanji1989 23.04.2012 um 19:50
Super Artikel!