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1. Mai 2012, 00:00 Music Interview

Von Abba bis Zappa mit ... Die Ärzte

Patrick Holenstein - Hurra, hurra, alles ist super, alles ist wunderbar. Drei Musiker, die für ihre Kunst leben, im musikalischen Interview. Die Ärzte aus Berlin haben sich nach einem "normalen" Gespräch auch noch Zeit genommen, um mit Students Musik zu hören. Welche Musik hat die Band bisher begleitet?

In Zusammenarbeit mit bäckstage.ch.

Im gemütlichen Hof, der Kaufleuten-Lounge, sitzen Bela, Farin und Rod alias "Die beste Band der Welt" und erwarten gespannt die Playlist, die Students für sie erstellt hat. Als Test dafür, ob die Lautstärke in Ordnung ist, wird kurz «Free Electric Band» von Albert Hammond angespielt.


Bela (beginnt sofort zu erzählen): Das war eine Single, die ich in der Grundschule mal ausgeliehen habe und die mir dann ein Freund geklaut hat...

Farin: ... ich war’s nicht. (Lacht vergnügt).

Bela: Die war in grünem Vinyl und so habe ich halt die Freundschaft der Dame verloren, weil ihre Single weg war. Irgendwann ist die Single wieder aufgetaucht, aber ohne Cover, weil man es als Beweismaterial vernichtet hat. Aber ich könnte da jetzt stundenlang über diesen Kriminalfall in der fünften Klasse erzählen...

Gut, dann fangen wir mit der Songlist an.

Bela: Ach, das war gar kein Song?

Rod: Nein, das war nur der Soundtest.


  • Comedian Harmonists - Mein kleiner grüner Kaktus
  • Album: Mein kleiner grüner Kaktus (1934)

Farin: Comedian Harmonists.

Rod: Aber welches Lied?

Farin: (Beginnt mitzusummen). Kleiner grüner Kaktus.

Rod: Natürlich, die Hymne.

Die Comedian Harmonists waren für euch wichtig.

Bela: Genau. Für unsere Art zu texten. Als wir noch zusammengewohnt haben. (Deutet auf Farin). War es ein Jahr? Zwei Jahre?

Farin: Zwei Jahre?

Bela: Als wir damals für zwei Jahre zusammengewohnt haben, haben wir beide unabhängig voneinander festgestellt, dass wir die kannten und mochten. Ich hatte sie mir als Jugendlicher aus der Bücherei ausgeliehen und auf Kassette überspielt.

Farin: Bei mir liefen sie auf dem Grammophon. Meine Eltern haben die alle vom Sperrmüll mitgenommen und es gab ja auch eine LP. Tschuldigung, ich habe dich unterbrochen...

Bela: Sie waren der Musik von Spike Jones, der die Soundtracks zu den «Tex Avery»-Zeichentrickfilmen gemacht hat, für die wir beide auch eine grosse Vorliebe hatten, recht ähnlich. Während das eine eher der musikalische Quatscheinfluss war, beeinflussten uns die Harmonists tatsächlich mit ihrer Art zu reimen und zu texten...

Wie wichtig sind euch denn die Texte? Wie lange arbeitet ihr daran?

Farin: Texte sind uns absolut wichtig. Sie sind das, was die Band meines Erachtens ausmacht. Mittlerweile schreiben wir auch tolle Songs, aber ein toller Song ist nichts ohne den Text, der die Musik perfekt ergänzt und am besten noch richtig weiterbringt. Aber wie lange wir daran arbeiten, das ist völlig unterschiedlich. Es gibt Songs, die fallen mir quasi fertig ein. «Waldspaziergang mit Folgen“ hat so lange gedauert, wie ich gebraucht habe, um den Text aufzusagen, also drei Minuten.

Und dann war kein Einfluss von Bela und Rod da?

Farin: Nö. Und dann gibt es Texte, an denen lange gearbeitet wird und schon auch teilweise im Gremium.

Bela: Es ist auch die Sichtweise, wie man Texte sieht. Sprache ist ja auch ein Instrument und manchmal benutzt man Worte und Sprache nur, um eine weitere musikalische Komponente hinzuzufügen.

Rod: Al Jarreau. Bobby McFerrin. (Gelächter)

Bela: Manchmal steht eine Parole im Mittelpunkt und die Strophen arbeiten letztendlich nur dahin, um die Parole scheinen zu lassen.

Rod: Joe Dolce mit «Shaddap You Face».

Bela: Manchmal sind es ganze Geschichten von vorne bis hinten und manchmal sind es nur Zustandsbeschreibungen. Auf jeden Fall ist es echt schwer, mit deutscher Sprache adäquat zu texten. Das kriegt man ja auch häufig genug mit, dass das schief geht. Du musst dich in Deutsch halt deutlich mehr mit dem Aspekt Text beschäftigen als im Englischen. Ich kenne grossartige Songs mit Texten, bei denen du «naja» sagst. Es fällt dann auch einfacher, wegzuhören.

Rod: Wir wollen jetzt keine Namen nennen.

Farin: Aber... haben wir nicht kürzlich über die Stones abgelästert?


 Bela B aka
Bela B aka "Der Graf" © Nela Koenig

  • Nino de Angelo - Jenseits von Eden
  • Album: Jenseits von Eden (1983)

Bela: Filmmusik?

Rod: «Who’s Gonna Drive You Home»?

Farin: Nene.

Ihr habt das selbst mal gecovert.

Rod: Ach so, «Jenseits von Eden».

Wieso dieses Cover?

Farin: Das haben wir gecovert, weil es so ein Überhit war, dass es uns einfach genervt hat. Es gab sonst keinen Bezug. Ich finde das Lied weder toll noch kennen wir Drafi Deutscher.

Bela: Ich persönlich fand den Pathos, den dieses Lied hat, schon ansprechend. Nicht, dass ich mir das Zuhause angehört hätte...

Farin: Man hat es auch oft genug draussen gehört.

Bela: Und als wir die Platte damals aufgenommen haben, hatten wir viele Probleme innerhalb der Band, was dann auch zum Rauswurf unseres Bassisten geführt hat.

Farin: Ein schöner Tag.

Bela: Und unser Produzent, war zwar gut, hat aber auch viel Zeit im Studio vertan, war oft bekifft und so. Darum ist es die einzige Die Ärzte-Platte, die weniger als 13 Songs hat, nämlich nur elf. Der Song kam irgendwann dazu, weil wir Spass daran hatten. Später haben wir Drafi Deutscher mal getroffen und er meinte zu uns, dass er uns eigentlich gut findet, aber gerade diese Version des Songs, den er geschrieben hat, hätte er scheisse gefunden, weil er viel mehr von uns erwartet hätte, viel mehr Zerstörung.

Farin: Er meinte: «Ihr seid damit viel zu heilig umgegangen.»

Bela: Ich weiss noch, dass wir im Studio sassen und fanden, dass würden ja alle erwarten. Da haben wir eine Erwartungshaltung unterbunden, die wahrscheinlich gar nicht bestanden hat, indem wir den Song relativ respektvoll nachgespielt haben. Das einzige an Veränderung ist die verzerrte Gitarre und das lautere Schlagzeug.

Farin: Naja, es war jetzt nicht unser Höhepunkt.

Ihr covert ja nicht so häufig auf euren Platten. Etwas erstaunt hat mich, dass auf der Rock `n`Roll Realschule kein Cover drauf ist. Ich habe gedacht, bei MTV Unplugged sei ein Cover Pflicht.

Rod: Ja, ist das so?

Bela: Das wussten wir nicht. Uns wurde nur gesagt, dass wir sitzen sollten.

Farin: Das war schon schlimm genug.

Bela: Darum haben wir diese Rollatoren gehabt.

Vielleicht hat MTV für euch eine Ausnahme gemacht.

Farin: Davon haben wir tatsächlich nie etwas gehört. Die Sportfreunde Stiller haben ein Cover drauf, die Toten Hosen auch.

Bela: Die Hosen haben auch was gecovert? Wobei die Hosen ja öfters covern.

Rod: Es kann sein, dass das durch geschicktes Verhandeln gestrichen wurde.

Bela: Vielleicht hat Axel das rausgenommen. Aber hat denn Grönemeyer gecovert?

Farin: Die Fantas war noch vor uns, was haben denn die gecovert?

Das weiss ich gerade auch nicht. Aber die Söhne Mannheims haben Reinhard Mey gecovert.

Farin: Ja, dann sage ich mal: Die beste Band der Welt covert nicht, wenn sie muss.

Rod: Die beste Band der Welt hat sich selbst gecovert.

Farin: Ein Coverlied von dir. Bela: Oder aber, einige unserer Songs sind so geklaut, dass es gar nicht aufgefallen ist. (Alle lachen)

Rod: Du meinst, da sass ein amerikanischer Anwalt, der sich dachte: Die spielen ja nur Covers.


  • Beatles – Don’t Let Me Down
  • Album (Single-Collection): Hey Jude - (1969)

Rod: (Nach wenigen Tönen) «Don’t Let Me Down».

Genau.

Farin: Vielleicht sollte Bela mal etwas darüber erzählen.

Rod: Furchtbarer Lärm!

Bela: Was soll ich dazu sagen? Ich bin kein Beatlesfan.

Rod: Das ist von der «Naked», gell?

Nein, es müsste auf «Hey Jude» drauf sein.

Bela: Mann, die haben so wenig Platten gemacht, und ihr wisst das nicht. Ihr Pfeifen. (Farin grinst).

Rod: Was soll man denn zu «Don’t Let Me Down» sagen?

Farin: Für zwei Drittel der Band sind die Beatles die wichtigste Band, die es jemals gab und für ein Drittel von uns sind die Beatles die schlechtere Band, in der Paul McCartney gespielt hat. Der grosse Wings-Fan.

Rod: Der einzige Begabte bei den Wings. (Beide lachen).

Farin: Das sollte als Statement schon reichen.

Bela: Andererseits hätte Paul McCartney ohne die Beatles später nie «Mull of Kintyre» rausbringen können.

Rod: Auch schön.

Bela: Und Ringo hätte nie in «Blindman – der Vollstrecker» gespielt und seine ganze Filmkarriere wäre nie so verlaufen.

Zu Rod: Die Beatles sind aber schon ein Einfluss für euch. Gerade du hast ja auf der Realschule Sitar gespielt.

Rod: Genau, das war natürlich die Beatles-Sitar, die ja durch sie erst berühmt wurde.


 Farin Urlaub mit breitem Grinsen © Nela Koenig
Farin Urlaub mit breitem Grinsen © Nela Koenig

  • Beatsteaks – Automatic
  • Album: Boombox (2011)

Farin: Beatsteaks natürlich.

Bela: Sehr schön, das ist ... (Überlegt).

Es ist Automatic.

Bela: Ja, schon, aber der Bassanfang hat etwas von «Cannonball» von der Band der Pixiesfrau. Wie hiessen die nochmals? (Bela meint Kim Deal und ihre Band Breeders, Anm. d. Red.).

Farin: Der erste Kontakt war eine Geburtstagsparty von Bela, auf der ich nicht war... (Rod lacht laut).

Bela: Da wollte ich hingehen.

Farin: ... auf der die Beatsteaks gespielt haben und so habe ich von der Band erfahren. Irgendwann gab es ein Festival, wo ich sie zum ersten Mal auf der Bühne gesehen habe und ich war von Anfang an begeistert. So haben wir sie kennen gelernt. Natürlich sind das total arrogante Arschlöcher...nicht, sondern eine supersympathische Band auuus Berlin.

Bela: Ich kenne die schon seit der ersten Platte. Die waren damals auf dem Label von einem Freund von mir, der jetzt immer noch mit ihnen arbeitet. Er hat mir die erste Platte gegeben und da war tatsächlich nur ein guter Song drauf. Wenn man die Band jetzt schon länger kennt, kann man aus der Platte einige Sachen raushören, die sie später ausgemacht haben. Aber die erste Platte hat mich nicht umgehauen.

Rod: War aber auch noch eine komplett andere Besetzung.

Bela: «Jetzt ist Schluss mit Rock `n` Roll» hiess dieses Superlied, aber der einzige Hit auf der Platte. Und danach habe ich die etwas verfolgt. Als ich nach Hamburg gezogen bin, habe ich eine riesen Party gefeiert. Es waren glaube ich 300 oder 400 Leute da, nicht alle eingeladen. Da ich eine Band spielen lassen wollte, habe ich die Jungs gefragt, weil ich sie schon etwas kannte, ob sie das für Benzingeld und Essen und Trinken machen würden. Und unser Manager hat mir dann die Band zum Geburtstag geschenkt. Danke noch mal Axel!


  • KISS – Detroit Rock City
  • Album: Destroyer (1976)

Rod: Rolling Stones. «Jumpin Jack Flash». (Lacht).

Bela: Zwei in der Band denken, dass das einfach die grösste und wichtigste Band ist, die je existiert hat und einer in der Band, der mindestens ebenso denkt, findet es nicht so schlimm, dass die leider auch Beatles-Fans sind. (Alle lachen).

Ihr wart aber bei Kiss im Vorprogamm.

Bela: Special Guest. Ich betone das immer, weil Gene Simmons (Bassist und Sänger von KISS, Anm. d. Red.) uns selbst ausgewählt hat, so wie wir uns Vorbands aussuchen. Er versprach sich davon natürlich den Zugang zu anderen Käuferschichten, so ist Gene Simmons nun mal, aber er sucht sich die Bands auch danach aus, ob ein Bezug zu KISS besteht. Er wusste relativ viel über uns und kannte auch die beschissensten Kleinstauflagen diverser Nebenprojekte und die darauf enthaltenen Coverversionen, die wir gemacht haben.

Farin: Ich finde ja «The Elder» («Music from The Elder» erschien 1981, Anm. d. Red.) ist echt ein unterschätztes Album.

Bela: Ist es auch.

Rod: Ich finde die Texte von Lou Reed nicht so geil auf der Platte, aber sonst muss ich dir recht geben.

Bela: Kim Foley hat auch für «The Elder» geschrieben. Das habe ich erst kürzlich in einem Interview mit ihm gelesen. Der wurde darin nach den Drogen gefragt, die er so genommen hat und er meinte, es gäbe wenige Drogen, die er nur selten genommen habe. Angel Dust hat er aber nur einmal genommen, und zwar als er erfuhr, dass KISS einen Text von ihm genommen haben.


  • Bonaparte – Too Much
  • Album: Too Much (2008)

Bela: Ah ja Tobias. Er ist Schweizer.

Da wart ihr auch im Vorprogramm. Wie kam das?

Rod: Superband, die Bonaparte.

Bela: Wir suchen immer nach Dingen, die wir noch nie gemacht haben, die uns selber reizen und kicken. Die Touren unter falschem Namen, die wir alle Jahre mal machen, bringen uns den Fans schon näher, aber selbst da spielen wir inzwischen vor 3000 Leuten, es hat sich also auch da schon eine Gigantomanie entwickelt. Also haben wir gedacht, wir könnten doch ein paar mal unangekündigt als Support spielen. Das haben wir uns so schön vorgestellt, aber es gab tatsächlich Bands, die Geld von uns haben wollten, wenn wir vor ihnen spielen wollen. Das kam aber natürlich von den Managements und nicht von den Musikern selber. Ausländischen Bands war es wahrscheinlich völlig egal, wer da angefragt hat, aber ein, zwei Bands, meine ich, haben auch einen Rückzieher gemacht, als sie erfahren haben, wer wir sind und wie gross wir sind. Also blieb nicht mehr viel übrig. Bonaparte kannten zu dem Zeitpunkt nur Rod und ich und waren schon Fans. Also haben wir die auch mal angefragt, weil sie gerade in Berlin richtig abgehen und die fanden die Idee super. Zum ganzen durchgeknallten Konzept, dass sich der Tobias ausgedacht hat, passte perfekt, dass die «Beste Band der Welt» unangekündigt im Vorprogamm spielt. Das ging auch auf. Nur sind halt Tobias und seine Band so liebe Typen, dass sie wirklich gedacht haben, dass wir gleichberechtigt seien und somit auch mindestens eine Stunde spielen würden. Aber wir haben darauf bestanden, dass wir genau wie übliche Supportbands eine halbe Stunde spielen würden.

Rod: So 30 bis 40 Minuten haben wir, glaube ich, gespielt.

Farin: Und es gab einen Kommunikationsfehler, sodass wir zwei Songs weniger gespielt haben. Aber es war richtig schön.

Bela: Bonaparte machen ja jeweils einen Einlauf durch das Publikum und wir drei haben uns verkleidet und sind zusammen mit Bonaparte durch die Menge gelaufen.

Farin: Die Bonapartefans so: «Ahh, Moment mal, das sind doch ... »

Rod: Campino & co.

Bela: Der Die Ärzte-Fanclub war eingeladen nach Berlin von unserem Management, wegen ein paar Sachen ...

Farin: Wegen einem Meeting.

Bela: Genau, um ein paar Sachen durchzusprechen und sollten dann in der Stadt bleiben und nicht gleich einen Zug oder Flug nach Hause nehmen.

Farin: Und am selben Abend haben die Beatsteaks gespielt. Bela: So ging schon im Internet rum, dass wir ganz, ganz sicher vor den Beatsteaks spielen würden. Gerade weil du (deutet auf Farin) in Interviews immer mal wieder gesagt hast, wir müssten mal vor den Beatsteaks spielen, weil sie schon so oft für uns eröffnet haben. Darum haben alle damit gerechnet, dass wir dort spielen würden und das mit Bonaparte hat niemand erwartet. Ich fand das total super, weil es schon ein Sprung ins kalte Wasser war. Ich hatte Bonparte noch nie live gesehen und dachte mir, dass Die Ärzte vielleicht bei Indie-Fans nicht so beliebt seien, aber es hat so einen Aufschrei gegeben, als die Leute erkannt haben, wer wir sind...

Farin: Glückliche Gesichter.

Bela: Wir haben danach Leute im Publikum gefragt und es gab kaum welche, denen es gleichgültig war, die haben es total abgefeiert. Das hat natürlich nicht die Show von Bonaparte geschmälert, denn da ging es richtig ab, aber es war eine schöne Sache. Seither haben wir mit Tobias Kontakt. Das ist echt ein Supertyp.

Aber ihr tretet nicht als Überraschungsgäste am Gurtenfestival auf, wenn Bonaparte spielen?

Farin: Doch, machen wir jetzt immer.

Bela: Aber tatsächlich würden wir sehr gerne nochmals mit Bonaparte zusammen spielen.


  • The Who - Quadrophenia
  • Album: Quadrophenia (1973)

Rod: Ah, The Who.

Farin: «Who Are You»?

Bela: «Pinball Wizzard», oder?

Es ist «Quadrophenia». Ich hab das gewählt, weil auf der «zeiDverschwÄndung»-EP ein Song so heisst...

Rod: Du hast die schon gehört?

Nein, ich habe sie nicht gehört.

Rod: Du wärst der Erste gewesen, der die EP gehört hat.

Bela: Du hast es nur gelesen.

Genau. Aber ich muss nachfragen. Wieso der Titel?

Rod: «Quadrophenia» ist nicht das stärkste Lied von The Who.

Farin: Aber ein schöner Titel.

Aber bezieht sich das Lied direkt auf The Who oder ist es sogar ein Cover?

Rod: Es bezieht sich eigentlich auf den Film, also das ganze Ding.

Bela: Aber von den Arrangements her klingen schon viele Hits von The Who ähnlich. Und «Quadrophenia», den Film, hab ich damals, als er rauskam, als Jugendlicher, noch bevor ich mir die Haare gefärbt habe, innerhalb von vierzehn Tagen elf mal angeschaut.

Farin: Du kanntest den Vorführer.

Bela: Nein. Aber es war für mich so was wie die Punkerweckung. Ich habe mir dann auch einen Trenchcoat gekauft, hatte aber leider nicht die Coolness, um Mod zu sein, aber für Punk hat es gereicht.


 Rod Gonzàles ist für gesundes Rauchen. © Nela Koenig
Rod Gonzàles ist für gesundes Rauchen. © Nela Koenig

  • Fettes Brot - Nordisch by Nature
  • Album: Auf einem Auge blöd (1995)

Bela: Klar, Fettes Brot.

Rod: «Nordisch by Nature».

Bela: Uns verbindet viel mit denen. Fischmob sind auch in dem Video und waren auch mal bei uns im Vorprogramm. Mit Fettes Brot haben wir oft gespielt.

Farin: Ja, super sympathische Band.

Bela: Ich sehe bei denen sehr viele Parallelen zu uns. Die sind zwar in vielen Punkten lieber, netter und auch politisch korrekter in ihren Texten als wir. Ich finde sie sehr lustig und ihre Bühnenshows sind ähnlich kundenorientiert wie unsere. Die spielen lange und die machen sehr viel und machen sich echt einen dicken Kopf darum. Und sie sind wahnsinnig integer, also keine Werbung, keine Bildzeitungsinterviews. Die machen viele Sachen um einiges politisch korrekter als wir, muss man sagen. Grossen Respekt. Ich bin mit denen inzwischen auch ganz gut befreundet, weil wir auf den gleichen Fussballverein stehen und uns daher öfter mal sehen.

«Fussball ist immer noch wichtig» hast du ja mit ihnen aufgenommen.

«Fussball ist immer noch wichtig» haben wir zusammen aufgenommen und da war ja noch neben Markus Wiebusch von Kettcar, ein HSV-Fan dabei, Carsten Friedrichs, der Sänger von Superpunk. Wir wollten den Song alle zusammen auf dem 100 Jahre St. Pauli Festival im Millerntor Stadion spielen, aber Superpunk-Carsten hat gesagt, das könne dieses Stadion nicht betreten als HSV-Fan.

Es gibt auch ein schönes Livevideo, in dem ihr mit Fettes Brot «Fa-Fa-Fa» spielt.

Farin: Wirklich ganz sympathische Typen.

Bela: Neulich ist mir erst aufgefallen, dass Boris nie Schuhe an hat auf der Bühne. Der rappt immer in Socken. Das hat er mit dem Bassisten von Sportfreunde Stiller gemeinsam.


  • Pink Floyd – Astronomy Domine
  • A Piper At The Gates Of Dawn (1967)

Rod: Ach so. «Astronomy Domine» von Pink Floyd.

Habt ihr das wirklich gecovert?

Farin: Nein.

Manche behaupten, dass «Am Ende meines Körpers“ von der LP «Le Frisur» eine bewusste Hommage sei.

Rod: Nein, es ist halt einfach psychedelic.

Farin: Ich habe die «Relics» von Pink Floyd lange Zeit abgefeiert, aber wenn, dann wäre es wirklich unbewusst in den Song eingeflossen. Ich habe auch die «St. Pepper» oft gehört...

Bela: ...aber die hast du ja...

Farin: .. in einem anderen Lied verbraten, meinst du? «Stefanie im Himmel mit Diamanten. Ne, ich sehe zwar, was die Leute da reinhören, aber Absicht ist es nicht.

Rod: Auf jeden Fall einen tolle Platte mit Syd Barrett in seiner Höchstform. Toll ist auch «See Emily Play».

Farin: «See Emily Play» ist wirklich ein phantastischer Song. Und so kompliziert. Ich habe den neulich mal versucht nachzuspielen.

Bela: Ich spiele ihn jetzt grad noch im Kopf nach.


  • Frank Zappa – Broken Hearts are for Assholes
  • Sheik Yerbouti (1979)

Farin: Klingt wie Musik, die ich schon ganz oft gehört habe. Ah, Zappa, natürlich. «Broken Hearts Are For Assholes», klar.

Bela: Schade, bis hierhin habe ich die ganze Zeit an Nietenarmbänder und farbige Haare gedacht.

Farin: Er hat halt sehr gut emuliert.

Bela: Er ist der einzige Jazzkünstler, wenn man ihn so nennen möchte, der wirklich Punk auch annektiert hat in seinen Songs und das soundmässig halbwegs glaubwürdig hinbekommen hat. Peter Gabriel hatte ja plötzlich auch einen Punksong und einige der Altrocker haben sich musikalisch lustig gemacht. Zappa war der Einzige, der von den Punx mit viel Respekt wahrgenommen wurde, weil er Respekt vor jeder Musik hatte. Guter Typ.

Ihr habt ihm auch mal ein Medley gewidmet.

Farin: Ja.

Bela: Wir waren die erste Band, ich weiss gar nicht, ob wir sogar die einzige sind, die nach seinem Tod drei Songs vermischt haben, um ihm Tribut zu zollen. Wir mussten dafür die Genehmigung von seiner Frau einholen, haben den Song aufgenommen und ihr geschickt. Dann kam ein Fax zurück mit dem Text : «We had a good laugh in the kitchen» oder so ähnlich. Das war sehr nett.


  • Joey Ramone – Wonderful World
  • Album: Don't Worry About Me (2002)

Farin: Das Original ist klar. (Gesang setzt ein).

Bela: Ach so, Ramones, also nur Joey Ramone von seinem letzten Album.

Die Ramones waren für dich, Bela, schon wichtig.

Bela: Ja, natürlich. Für Die Ärzte aber auch. Es war toll. Wenn eine neue Ramones-Platte kam, konnten sich alle im Tourbus darauf einigen. «I Wanna Live» haben wir mal auf einer Tour live eingebaut, weil es im Tourbus zu unserem Hit wurde. Diese Soloplatte von Joey ist sehr anrührend. Er hat die letzten Aufnahmn dafür noch im Krankenhaus fertig gestellt. «Don’t Worry About Me» singt er und dann stirbt er. Wie gross und ergreifend. Jetzt sind alle wichtigen Ramones tot, aber ihre Musik bleibt zeitlos und unsterblich.

Dann sind wir am Ende. Vielen Dank, dass ihr das Spiel mitgemacht habt.

Farin: Hach, schön. A Trip Through Memory Lane.


Die weiteren Ausgaben: ABBA bis Zappa mit ...




Bildquelle: Titelbild: Jörg Steinmetz
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