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26. April 2012, 10:04 Kolumnen

Die kleine Markenkunde - Teil 6: Onitsuka Tiger

Stefan Tschumi - Was kann Frau, sowie übrigens auch Mann nie genug haben? Richtig, Schuhe. Converse hatten wir bereits. Jetzt wird es Zeit für die Schuhe vom Militär Offizier. Gestatten, Mister Kihachiro Onitsuka und sein Label Onitsuka Tiger.

Lange waren sie verschwunden, doch seit ein paar Jahren feiern sie ein grosses Comeback. Die Rede ist von den Retro-Schuhen des Labels Onitsuka Tiger, welches gar einen Laden in Zürich betreibt, der nur schon wegen seiner Ausstattung ein Besuch wert ist.

Geburtsjahr des Labels Onitsuka Tiger ist das Jahr 1949. Nachkriegszeit. Japan steckt der Schock des Atombombenabwurfs tief in den Knochen. Die Lebensfreude ist grossem Entsetzen gewichen. In der japanischen Stadt Kobe überdenkt der 31-jährige, ehemalige Militär-Offizier, Kihachiro Onitsuka, geprägt von den Kriegserlebnissen, die Situation in seinem Land. Onitsuka ist ein von Neugierde und dem Willen, immer alles noch besser zu machen getriebener Mann, der alles um sich herum extrem genau beobachtet und gerne Fragen stellt. Relativ schnell fasst er einen Entschluss, welcher die Welt der Sportlabels wie wir sie heute kennen, grundlegend mitprägen sollte.

Das Ziel von Onitsuka ist es, mittels Sport und Bewegung, seinen Landsleuten wieder etwas Lebensfreude zu schenken.

Als Ansatzpunkt wählte er die Sportart Basketball aus. Eine zu dieser Zeit bei Studenten sehr beliebte Freizeitbeschäftigung. Warum der Entscheid gerade auf Basketball fiel ist relativ simpel. Die Sportler trugen nämlich keine Schuhe. Und genau hier setzt Onitsukas Idee an. Was Onitsuka wollte war, einen technisch anspruchsvollen Schuh zu entwerfen und sich dadurch einen Namen zu machen.

Um den Ansprüchen gerecht zu werden, startete er ein halbjähriges Observationsprojekt, bei dem er die Spieler der High-School-Mannschaft von Kobe genauestens beim Spielen beobachtete und ihnen alle nur erdenklichen Fragen zu ihrem Spiel stellte. Anschliessend entwickelte er auf Grund dieser Erkenntnisse den ersten Basketball Schuh aus dem Hause Onitsuka. Ein Schuh, der wie es Onitsuka selbst formulierte, nicht perfekt war.

Doch die Lösung war nicht weit weg. Denn manchmal geht nicht nur die Liebe durch den Magen, sondern eben auch eine brillante Idee. Und genau diese kam in Form eines Tintenfisches, besser gesagt, in Form dessen Saugnäpfen im Salat auf Onitsukas Teller bei einem Nachtessen.

Inspiriert durch die Saugnäpfe entwickelte er eine Sohle, welche unschlagbaren Halt bot. Leider ein wenig zu starken Halt. Denn die Sohle saugte sich am Boden fest und die Probanden stürzten reihenweise. Zum Glück ohne grössere Schrammen und Verletzungen. Nach etlichen Fehlschlägen gelang aber schliesslich die Konzeption einer Sohle, die Geschwindigkeit und guten Halt vereinte. Die Revolution war geboren. Später liess Onitsuka bei einem Schuh Luftlöcher ins Obermaterial machen. Die Inspiration dafür hatte er von dem Belüftungssystem seines Motorrades.

Im Jahre 1960 entwickelte Onitsuka Schuhe für die japanische Olympiadelegation in Rom, welche bei offiziellen Anlässen getragen wurden. Als Erkennungszeichen hatten die Schuhe die aufgehende Sonne Japans aufgedruckt. Der passende Name, Nippon 60.

Im Jahre 1966 kam dann der Schuh, der bis heute das beliebteste Modell ist, der Mexiko 66. Entwickelt für die Olympischen Spiele 1968. Erstmals wurden bei diesem Modell die Tiger Stripes verwendet, welche ein Symbol für die Kraft und Ausdauer des Tigers sind.

In den 60er Jahren begann zudem Blue Ribbon Sports, die Vorgängerfirma von Nike damit, Onitsuka Tiger Modelle in den USA zu vertreiben und öffnete dadurch einen ganz neuen Markt.

Ein für Kihachiro Onitsuka sehr emotionaler Moment kam bei den Olympischen Spielen 1976 im kanadischen Montreal. Der finnische Läufer Lasse Virén gewinnt seine zweite Goldmedaille bei diesen Spielen. Als Dank zieht er seine Onitsuka Tiger aus und streckt sie in den Himmel. Die ganze Sportwelt schaut hin. Bessere Werbung gibt es nicht.

1977 wurde dann aus Onitsuka Tiger, durch die Fusion mit GTO und Jelenk, zwei anderen Unternehmen der Sportbranche, die heute wohl geläufigere Marke Asics. Deshalb sind auch alle heutigen Modelle, welche den Retro-Linien nachempfunden sind, also denjenigen Modellen, welche es vor dem Jahr 1977 gab, Onitsuka Tiger und alle, welche danach kamen, inklusive den aktuellen Modellen, sind Asics.

Obschon Asics heute auch Lifestyle Schuhe, darunter viele Sneakers produziert, ist das Label eher als Performance-Brand bekannt. Onitsuka Tiger ist heute die Schmiede der Trends, welche mit der Neuauflage des Mexico 66 einen Lifestyle Trend unserer Zeit setzt und uns auf den Spuren, beziehungsweise den Sohlen der alten Zeit wandeln lässt.

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