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14. April 2007, 00:00 CD / Vinyl

H.F. Thiéfaine - Scandale Mélancolique Tour

Christina Ruloff - Artist: Hubert Félix ThiéfaineAlbum: Scandale Mélancolique TourRelease: 16.03.2007Label/Vertrieb: Sony BMG Frankreich, Du hast es besser! Was die Musik und die musikalische Entwicklung betrifft, muss man in vielerlei Hinsicht vor der Grande Nation schon einen tiefen Knicks mac...

Artist: Hubert Félix Thiéfaine

Album: Scandale Mélancolique Tour

Release: 16.03.2007

Label/Vertrieb: Sony BMG

Frankreich, Du hast es besser! Was die Musik und die musikalische Entwicklung betrifft, muss man in vielerlei Hinsicht vor der Grande Nation schon einen tiefen Knicks machen. Natürlich gibt es auch dort und erfolgreich musikalische Schreckensgespenster aus Amerika, die die globalisierte Welt in ihren Griff genommen haben. Aber in der amazon.fr Top Ten finden sich neben einer Händel-Gesamtausgabe auf Platz vier immerhin drei französische Künstler: Auf Platz eins ein Mann namens Christophe Willem, der anspruchsvollen Elektro macht, auf Platz sieben der junge und witzige Chansonier Bénabar und auf Platz neun der intellektuelle Weltenbürger und Rapper Abd Al Malik. Natürlich geistern dazwischen Leute wie Amy Winehouse oder Joss Stone herum, aber die Sache an sich ist faszinierend. Frankreich hört auch und viel französische Musik, pflegt und liebt die eigene Sprache und Kultur und hat noch nicht vor der amerikanischen Armada kapituliert. Die Invasion wurde bis auf weiteres aufgehalten, und das ist gut so.

Zu dieser Laudatio auf alles Frankophone und die französische Kultur gehört allerdings die ernüchternde Prämisse, dass es dem Frankophilen weit weniger um die eigentliche Musik gehen muss, als um die Lyrics, die Poesie, die intellektuelle Leistung der Künstler. Das Musikalische kommt nämlich meist etwas kurz. Das war schon beim Roi Serge Gainsbourg der Fall, nur wusste der sich damit zu helfen, talentierte und vor allem weibliche Persönlichkeiten heranzuschaffen, die seine Lieder dann tatsächlich zu „sangen“!

wohl hier?

Beim französischen Star und Revoluzzer Hubert Félix Thiéfaine zählt das Gefühl, der Wille, die Präsenz mehr als alles andere. Es spielt auf seinem grossen Live-Album Scandale Mélancolique Tour auch keine Rolle, dass er sich richtiggehend durch seine eigenen Lieder angelt, kämpft, oftmals fast nur auch den gleichen Tönen singt, und die Band ihn irgendwie wieder einholt, oder auf ihn wartet. Thiéfaine ist hier, er spielt, er singt. Er ist eine Living Rock Legend, die keine Kompromisse macht, sich nicht in Talkshows anbiedert und kräftig ihre Meinung sagt. Er verbreitet Poesie und ein einzigartiges irgendwie authentisches Lebensgefühl.

'De la folie des ombres / à l'alchimie des heures /on se perd dans le nombre /infini des rumeurs“, klagt er im titelgebenden Gedicht. Und in Le jeu de la folie heisst es :“Le jeu de la folie est un sport de l'extrême /qui se pratique souvent au bord des précipices / où dans les yeux des filles au bout des couloirs blêmes / des labyrinthes obscurs aux fumeux artifices.“ Man kann ihn lesen, schmunzeln, nachdenken und wieder lesen. 'On pleure pas parce qu'un train s'en va / on reste là sur le quai / on attend sous un ciel de suie / que les dieux nous métamorphosent“ erzählt er in Libido Moriendi.

„Cette tournée est certainement une de ses meilleures et plus remarquables musicalement“, erklärte das JDD. Nur das Zuhören ist leider so verdammt anstrengend. Aber mit Dichten alleine kann man nicht mal in Frankreich Geld verdienen.

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