23. September 2012, 11:10 Kultur Movie Zurich Film Festival

Die beiden Kinder Johanka und Matyáš leben zusammen mit Pflanzen und Tieren mitten im botanischen Garten. Das verträumte Mädchen ersinnt sich tagein, tagaus Tiere, durch deren Kapriolen sie gedanklich ihren Zorn ablassen kann. Wie kleine rote Schlangen, die wie bei Medusa aus dem Turban ihrer verhassten Lehrerin züngeln, oder Johankas Zeichnungen eines blauen Tigers, die zum Leben erwacht. In der Schule erfahren die beiden von den ehrgeizigen Plänen des Bürgermeisters, der das komplette Stadtviertel abreissen und durch hochmoderne Architektur ersetzen will. Somit ist auch Johanka und Matyáš’ Zuhause in Gefahr, das einem Vergnügungspark weichen soll. Das müssen sie verhindern.

Hilfe bekommen die Kinder durch den lebendig gewordenen blauen Tiger, der magische Kräfte besitzt. Nur er vermag den Garten zu beschützen und die Anwesenheit des Tieres verwandelt ihn von einem etwas verlotterten Treibhaus in einen Dschungel, der an die Masoala-Halle im Zoo Zürich erinnert. Johanka und Matyáš verstecken ihren neuen Freund, denn der Bürgermeister will den Tiger gefangen nehmen und lässt Jagd auf ihn machen.

Mit Modrý Tygr (The Blue Tiger) zeigt das Zurich Film Festival erstmals einen Kinderfilm im Rahmen der Reihe ZFF für Kinder. Die Schweizer Premiere wird in tschechischer Sprache mit live eingesprochener deutscher Sprache gezeigt. Für einen Kinderfilm ab sechs Jahren ist dies gewagt; einige Kinder können nicht immer folgen oder werden im Laufe des Filmes unruhig. Der Regisseur Petr Oukropec, Produzent von Zoufalci aka Dreamers (2009), hatte denn in der anschliessenden Fragerunde einige Unklarheiten der kleinen Zuschauer zu beantworten.

Eine klare Stärke des Märchens sind seine bunten, frechen Animationen, die beispielsweise den (weissen) Tiger blau färben und glitzern lassen oder einen Sicherheitsgurt eines Autos in eine gefährliche Schlange verwandeln, welche den Bürgermeister umschlingt. Mit viel Liebe zum Detail wurden die Animationen postscreen Layer für Layer dazugezeichnet. Einige Sequenzen erinnern an Schattenspiele.

Passend zu dieser verträumten Kindergeschichte ist der Drehort. Das etwas rustikale und teils chaotische Prag lädt geradezu ein, als Kind auf Abenteuerreise zu gehen. Ein mit viel Fantasie erzähltes Märchen, das auch für die Grossen einiges zu bieten hat.

Weitere Spielzeiten:
Keine

Modrý Tygr lief als Special Screenings